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Vixen GP 102M

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Hubert Neumann
19. November 2001 14:31
Es gibt Teleskope zum Verkaufen und es gibt Teleskope zum Beobachten. Dieser Satz stammt von Herrn Jülich, er trifft den Nagel auf den Kopf.
Ich erhielt 1998 zu Weihnachten ein astronomisches Teleskop geschenkt. Meine Frau hatte dieses Schmuckstück der Feinmechanik und die Zierde der Optikindustrie bei einem Kaffeeröster erworben. Alles war fein säuberlich verpackt in einem bedruckten Karton. Die technischen Daten waren beeindruckend.
Lediglich mein alter Herr, er geht stramm auf die neunzig zu, hatte etwas auszusetzen.
Nach Silvester ergab sich die Gelegenheit zu einem Test. Wir trugen das Teleskop auf unseren Rasen und betrachteten den Mond. Viel mehr war auch nicht, viel mehr wurde auch später nicht. Die merkt man aber erst mit der Zeit, denn am Anfang sucht man ja die Fehler und Mängel bei sich selbst.

Offensichtlich gab es eine geheime Absprache unter den kaffeekaufenden Ehefrauen, denn ein Kollege war ebenfalls mit einem solchen Gerätchen beglückt worden. Einer seiner Mieter ist an einer Sternwarte, er wurde um seinen fachmännischen Rat gebeten. Der Mieter entpuppte sich jedoch sehr schnell als Radioastronom und hatte noch nie in seinem Leben ein optisches Teleskop aus der Nähe gesehen. Immerhin gab er uns eine Telefonnummer. So landete ich dann eines Tages mit meinem Teleskop im Geschäft von Herrn Jülich auf der Rheingasse. Dieses Geschäft wird von einem beeindruckend großen Hund bewacht, so daß ich erst einmal das Schaufenster betrachtete. Nachdem ich mich durch Augenschein davon überzeugt hatte, daß der Hund keine Kunden anfällt, betrat ich ebenfalls den Laden.

Die dort ausgestellten Fernrohre waren wesentlich größer und auch deutlich stabiler als das, was ich unter dem Arm hatte. So war meine erste Frage, "ob man auch Fernrohre für Privatmenschen habe und ob ich diese einmal sehen könnte", verständlich, aber falsch. Das wären Amateurfernrohre, lediglich das große Gestell in der Mitte wäre auch für etwas größere Aufgaben geeignet.
Man beantwortete, teilweise mit freundlichem Spott, meine Fragen zu meinem Kaffeerösterteleskop. Sie machten das Teleskop nicht schlecht, daß kann man wirklich nicht sagen, sie sprachen von Preisleistungsverhältnis und günstigem Transportgewicht. Herr Jülich hob sogar noch hervor, daß die Teleskope, die sie verkaufen würden, keine bunte Verpackung hätten, sondern nur in langweiligem kartongrau ausgeliefert würden.
Es war ein unterhaltsamer Nachmittag, an dem ich viel gelernt habe. Der Hund war wirklich lieb und erfreulicherweise auch desinteressiert. Ich verließ das Geschäft mit einem Katalog und einem Zettel, auf dem ich Telefonnummern notiert hatte, von Astroamateuren, die einer privaten Vorführung zustimmen würden.

Einige Wochen später habe ich dann durch ein Teleskop Vixen GP 80M beobachtet. Der Besitzer war von Beruf Polizeibeamter, er wohnte keine 5 Kilometer von uns entfernt. Er lobte Teleskop, Händler und Hund, empfahl aber einen Refraktor mit etwas größerer Öffnung.

Ich erwarb dann ein Vixen GP 102M, das ich heute noch besitze und das ich allen Gelegenheitsguckern empfehlen kann. Das Gerät ist mit Taukappe ungefähr 120 Zentimeter lang, das Gewicht beträgt gute 20 Kilogramm. Man kann die Montierung über Stellknöpfe von Hand bewegen oder anstelle der Stellknöpfe kleine Motoren anschließen. Über ein Steuergerät werden diese Motoren dann dirigiert. Die Beine der Montierung sind aus Leichtmetall, man kann sie leicht in der Höhe verstellen und wunschgemäß fixieren. Auf halber Höhe befindet sich zwischen den Beinen eine weiße Ablageplatte, die einerseits kleine Zubehörteile aufnehmen kann, andererseits die Stabilität der gesamten Konstruktion erhöht.
Beobachtet wird der Himmel durch sogenannte Okulare, durch die man mit dem Auge ( Okulus ) hinein in Richtung Objektiv schaut. Die Vergrößerung, sicher der meist strapazierte Begriff bei Einsteigern, ist nun nichts weiter, als die Brennweite des Objektives, geteilt durch die Brennweite des Okulares. Da ist weiter kein Mysterium dahinter, lediglich schlichteste Gesetze der Optik, die auch den der Schule Entronnenen keine Pein zufügen sollten.
Man begreift schnell, daß man für verschiedene Beobachtungen unterschiedliche Vergrößerungen braucht. Man begreift auch, daß es verschiedene Okularkonstruktionen und Okularpreise gibt. So kostet ein Okular vom TYP Vixen LV etwa das 5-10fache eines Okulares vom Typ Kellner. Das sollte uns Konsumenten nicht überraschen, wir kennen auch Unterschiede bei anderen Dingen des täglichen Lebens.

Heute habe ich ein schönes Sortiment an Okularen, vornehmlich aus der Vixen LV-Serie, die ich jeweils so einsetze, daß das Beobachtungsobjekt optimal sichtbar wird.

So betrachte ich mit einem Okular von 4 mm Brennweite bevorzugt Doppelsterne, manchmal den Mond, immer mal wieder auch Planeten. Die Vergrößerung beträgt hier stolze 250fach. Das ist aber eigentlich zu viel für eine Optik mit 102 mm Objektivdurchmesser, man sollte sich schon überlegen, ob die Investition in ein solch extremes Okular wirklich sein muß.
Besser sieht es mit einem Okular von 5 mm Brennweite aus. Man erreicht hier eine Vergrößerung von 200fach und diese ist zur Beobachtung sehr gut geeignet. Mit 200facher Vergrößerung und einem Graufilter mit N=0,94 beobachte ich den Mond. Ich gehe mit meinen Augen über Kraterwände, in diesen Kraterwänden sind häufig kleinere Krater, manchmal überlappen sich diese Krater, oft sind ganze Wände zusammengebrochen. Die Innenflächen der großen Krater sind mit kleinen Kratern und Furchen übersät. Von einigen Kratern gehen strahlenförmige Bahnen nach außen, es gibt richtige Gebirge, es gibt zerklüftete Täler, es gibt genügend zu sehen für denjenigen, der an dieser stillen Art der Beobachtung seine Freude hat. Aus manchen Kratern und Spalten entweichen Gase. Werden diese im richtigen Winkel von der Sonne beleuchtet, so sind Effekte sichbar, die so garnicht zu diesem scheinbar toten Körper passen. Am eindrucksvollsten ist der Bereich des Terminators. An der Grenze zwischen sonnenbeschiedener Mondfläche und schwarzem Schatten werden durch den seitlichen Lichteinfall die Konturen dramatisch überzeichnet. Bei sauberer Nachführung des Teleskopes ist es dann immer wieder möglich, die Wanderung des Sonnenlichtes über die Hänge der Mondgebirge und Krater zu beobachten, ganz so, wie wir die aufgehende Sonne auf der Erde den Berghang herunterwandern sehen.
Ich habe weitere, lohnende 300 DM für ein Okular mit 7 mm Brennweite ausgegeben. Das ergibt eine Vergrößerung von ungefähr 140fach. Mit diesem Oukar beobachte ich bevorzugt die beiden Gasplaneten. Um hier die Details herauszuarbeiten, muß man mittels Farbfiltern einzelne Farbbereiche herausfiltern. Dieses Filtern reduziert die Helligkeit, da reicht dann das 5 mm Okular nicht hin. Besonders der Jupiter hat es mir angetan. Auf seiner Oberfläche ist immer etwas los. Es hat viel Überzeugungsarbeit erfordert, bis Herr Jülich mich soweit hatte, die Planetenoberfläche zu zeichnen. Heute weiß ich aber, daß ich nur durch das Zeichnen gezwungen wurde, genau zu beobachten.
Ohne zu Zeichnen sieht man auf dem Jupiter 2 breite und manchmal noch einige dünne Linien, die sich dunkelgrau bis schwarz vor der hellbeigen Jupiterkugel abheben. Manchmal sieht man noch einen schwarzen Punkt auf der Jupiterkugel, dann wendet man sich zum nächsten Objekt. Das ist die Art, wie meine Kinder Fernsehen.
Beim Zeichnen entdeckt man dann feine Einzelheiten, die man Millimeter für Millimeter zu Papier bringt. Da bekommen die breiten Streifen zur Mitte hin einen unruhigen Saum. Da gibt es Brücken oder zumindest Ansätze der Verbindung zwischen den Bändern. Dann findet man auch den roten Fleck, der sonst in seiner unscheinbaren Blässe untergeht. Man lernt seine Objekte erst wirklich kennen, wenn man sich der Mühe einer zeichnerischen Wiedergabe unterwirft.
Bei Saturn reduziert sich die Detailfreude auf den wunderschönen Ring. Der frische, ungeübte Beobachter ist von diesem Ring begeistert, allein er sieht so gut wie nichts. Der geübte Beobachter erkennt die dunkle Lücke der Cassiniteilung, manchmal glaubt man auch im Ring eine Helligkeitsvariation zu entdecken. Die Cassiniteilung ist aus optischen Gründen direkt vor dem Saturnkörper nicht zu sehen, da reicht dann die Optik nicht. Wie weit die Teilung aber von der Seite her zur Mitte reicht, sagt aus, wie gut die Beobachtungsbedingungen wirklich sind. Unmittelbar über dem Horizont leidet die Abbildung durch die Luftdichte. An Abenden mit großer Luftunruhe seiht amn die Teilung ebenfalls schlechter.

Mit dem 7 mm Okular kann man aber auch weit entfernte Objekte beobachten. Im Sternbild des Herkules findet man einen hellen Kugelsternhaufen, eine Ansammlung von einigen hunderttausend Sternen in einem kugelförmigen Objekt. Außerhalb der Stadt ist dieser Kugelsternhaufen bereits mit unbewaffnetem Auge zu erkennen, ein kleines Fleckchen, mattschimmernd. Im Teleskop erkennt man dann eine matte, kleine, schwebende Kugel, die sich am Rand in einzelne Sterne auflösen lassen. Es gibt da noch ein paar andere Objekte, die zwar sehr weit entfernt sind, andererseits aber die hohe Vergrößerung benötigen.

Mit dem 12 mm LV beobachte ich dann die kleinen Messiers oder Einzelheiten im Orionnebel. Das hat mich am Anfang fast umgehauen. Man gibt ein Geld für Zubehör aus, da kommt einen der eigentliche Tubus noch preiswert dagegen. Es ist aber so, wenn man das Trapez auflösen will, braucht man ziemlich Vergrößerung, aber eben auch nicht zu viel. Mit dem 7er braucht man erst garnicht nach dem Ringnebel in der Leier zu peilen, das Ringchen ist zu lichtschwach. Mit dem 12er löst man aber keine Kugelsternhaufen auf.

Serienmäßig liefert Vixen ein 20er LV. Das machen die sehr geschickt, so gewöhnt man sich an Qualität. Am Anfang hatte ich nur zwei Okulare, da habe ich fast alles mit dem 20er beobachtet. Selbst der Mond blieb nicht verschont. Dann habe ich so nach und nach LV's mit kürzerer Brennweite gekauft und mir kam das 20er extrem lang vor. Als wir dann aber nach Südfrankreich in Urlaub gefahren sind, hat mir Herr Jülich ein längeres Okular empfohlen, ein 32 mm von Meade. Das ist ein sehr schönes Okular, besonders gut für dunklen Himmel geeignet. Ich habe aber bei uns im Garten keine Gelegenheit, die Stärken eines langen Okulares auszuspielen.

Irgendwann wurde es mir peinlich, mit jeder Frage zu Herrn Jülich zu marschieren. So habe ich dann wenig Geld und sehr viel Zeit in Literatur investiert.
Ich habe bei der vollständigen Serie der SuW-Taschenbücher zugeschlagen. Allerdings sind die Bücher verschieden schwer bis völlig unverdaulich. Empfehlenswert sind die Bände über Planeten und Kometen, die liest man auch als Laie sofort mit Gewinn. Ungenießbar für Normalverbraucher ist der Band über Optik von Herrn Laux. Da reichen bei mir weder Optikkenntnisse noch Leidensfähigkeit aus. Das Buch über Spiegelselbstbau ist sicher nicht schlecht, aber für Astronormalverbraucher doch eher abschreckend. Man liest, daß es geht und denkt aber dann, kaufen ist billiger.
Der Band Tipps und Tricks dient mir eher als Nachschlagewerk.
Ich habe auch einige Bände in englischer Sprache, obwohl mir das Lesen eines komplizierten Textes in einer ziemlich fremden Sprache schwerfällt. Man kann aber schön angeben, wenn man auf seinem Wunschzettel amerikanische Fachliteratur notiert. Da reagiert die betroffene Verwandtschaft ungemein ehrfürchtig.

Hilfreich ist auch der Einsatz einer Software. Ich habe mich dann für TheSky entschieden. Man kann auf diese Weise sehr schön den Himmel lernen. Da es bei uns ja manchmal regnet, benutze ich dann diese Software. Mit dem Programm kann man sich auch passende Sternkarten ausdrucken, die man anschließend mangels geeignetem Himmel wieder entsorgt.

Ich kann die Qualität von Beobachter, Standort und Optik mittlerweile bewerten.
Der Beobachter ist willig und lernt jeden Tag hinzu.
Der Standort ist einigermaßen, günstig zu erreichen, bei ordentlichem Seeing und mittelgrauem Himmel meistens um 4,8-5,2 herum.
Die Optik zeigt bei hoher Vergrößerung einen unübersehbaren Farbsaum, den ich im Vergleich zu anderen 4" Refraktoren von Meade und Bresser als vertretbar bewerte. Im Vergleich zu einem 102ED sieht man aber die Farbfehler deutlich, der Mond ist etwas okerfarben, helle Sterne haben einen blauen Farbsaum. Die Mechanik mit den Antriebsmotoren ist gut. Der Okularauszug ist sauber geführt und auch im dritten Jahr einwandfrei.

Wieso, werden manche denken, schlägt der Typ sich mit so einem einfachen Fraunhofer herum. Die Antwort ist ziemlich einfach.
Ich weiss noch nicht, wie das nächste Teleskop aussieht.
Ich muß in jedem Fall ein Fernrohr aussuchen, das ich selber tragen kann. Unser Himmel ist nicht der beste. Meine Zeit ist, absehbar bis zur Pensionierung, ziemlich beschränkt. So kann es sein, daß ich meinen kleinen Fraunhofer noch eine ganze Weile behalten werde und mich weiter an seinem Himmel erfreue.

Jetzt habe ich mir erst einmal das Zeiss 10 x 56 gegönnt. Es ist mir aber ohne Stativ zu schwer und mit Stativ etwas mühsam. Hier muß noch Komfort her, dies ist aber schon in der Planung. Damit wäre dann der Bereich der Objekte mit großer Ausdehnung versorgt.

Ich habe durch dieses Hobby sehr viel gelernt. Einiges über Physik, hier speziell über Optik und Mechanik. Mein Horizont wurde wesentlich erweitert.
Die Diskussionen mit Herrn Jülich waren sehr anregend, selbst an den Bernhardiner habe ich mich gewöhnt. So kann ich Teleskop und Händler wärmstens empfehlen. In beiden Fällen ist man gut bedient.

Hubert Neumann
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vixen GP 102M

Hubert Neumann 3429 19. November 2001 14:31

Re: Vixen GP 102M

Otto Hoffmann 1547 27. März 2002 12:02



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