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Vorzüge kleiner Teleskope, ein Erfahrungebericht.

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07. Januar 2002 12:56
Ich besitze 2 kleine Teleskope in vorzüglicher Qualität und möchte
durch die Schilderung meiner Erfahrungen einige Anregung geben,
also einmal Klasse statt Masse vorschlagen.

Ich besitze ein Pentax 75/500mm APO sowie einen Newton 150 der
Firma Vixen.
Beide Optiken sind montiert auf einer Vixen SP DX Montierung. Die
mit der Montierung erworbenen Holzbeine wurden durch die niedrigen
Alubeine der GP DX ersetzt.
Ein umgerüsteter Meßgerätekoffer nimmt beide Optiken gleichzeitig
auf, ein angefertigter Holzkasten übernimmt das Achsenkreuz mit
den angeflanschten Motoren, die Gegengewichte und eine kleine
Motorradbatterie. Das Dreibein kommt mit einem Spanngurt befestigt
seitlich an den Holzkasten.
Mein Fotokoffer hat noch Platz für Okulare und Kleinteile, so bin
ich in längstens 3 Minuten abfahrbereit.
Zur Beobachtung fahre ich wenige Minuten von Linz aus den Berg
hinauf um dann einen ausgezeichneten Aufstellungsort anzusteuern.
In jeder Hand ein Gepäckstück, den Fotokoffer um den Hals gehängt,
marschiere ich dann höchstens 3 Minuten bis zu meiner
Lieblingsstelle.
In 2 Minuten ist die Montierung aufgestellt, nach weiteren 5
Minuten sind beide Tuben angeflanscht, die Ausrichtung kann
beginnen. Mit gebeugtem Knie, unterstützt durch den Polsucher, ist
dies ebenfalls schnell erledigt.

Das Pentax ist jetzt einsatzbereit, der Newton will noch
temperieren, dem Auge sollte man ebenfalls noch Zeit geben. Aber
warum dies nicht kombinieren? Planetenbeobachtung, eine Bewertung
des Seeings und der Transparenz sind auch jetzt schon möglich. So
verschenkt man keine Zeit.

Ich fange also immer mit dem Pentax an. Jupiter mit einem 5 mm LV
ist immer möglich, gleiches gilt für Mars, Saturn oder den einen
oder anderen Kleinplaneten. Einer dieser Kadetten ist immer in
Sichtweite und verkürzt die unvermeidliche Dunkelanpassung des
Auges, die nach meinen Erfahrungen durch die Planetenbeobachtung
nicht behindert wird.
Nach einer guten Zeit, erfahrungsgemäß mindestens 20 manchmal bis
40 Minuten, kann man den Newton einsetzen. Hier kommen dann
Okularbrennweiten zum Einsatz, die eine orts- und altersgerechte
Austrittspupille bis 5 mm erlauben, also das 20 mm LV sowie das
später erworbene 25 mm LV.
Fokalaufnahmen mit einem Newton, nachgeführt mit einem Leitrohr,
so kennt man das. Hier ist es aber häufig umgekehrt. Das schöne
Pentax ist mit seinem 2" Okularauszug einem hochwertigen
Teleobjektiv nicht unähnlich. Ohne nennenswerte Vignettierung sind
hier Bildfelder von 4,5°x 3° möglich, also auch die größten
Objekte. Eine Optik dieser Qualität läßt dem Fotografen bei der
Auswahl seines Filmmaterials freie Hand, es muß nicht auf grobes
Farbmaterial zurückgegriffen werden um optische Mängel zu
kaschieren. So sind in den letzten Jahren einige schöne Bilder
geworden.
Noch lichtstärker ist nominell mit 1:5 der Newton. Ich wollte es
aber einmal genau wissen und habe einmal mit einem
Belichtungsmesser beide Optiken gegen eine weisse Wand gemessen.
Da wird es dann ziemlich eng für den Newton, Obstruktion und
Reflexionsverluste fordern einigen Tribut. Umgerechnet und
normiert auf den 1:6,7 Pentax landet der Newton gemessen bei
1:5,9. Das ist schon ziemlich ähnlich.

Auch der Abbildungsmaßstab der beiden Optiken ist ähnlich. Der
Newton bildet mit seinen 750mm Brennweite ein Feld von 3° x 2° ab.
Bei beiden Optiken muß man also in Kauf nehmen, daß kleinere
Objekte fotografisch nicht ordentlich aufgelöst werden. Beim
Newton stört zusätzlich noch ein Qualitätsverlust am Bildrand.

Jetzt fragt man sich natürlich, warum hat sich dieser Heini zwei
ziemlich gleiche Optiken geholt ?
Die Antwort lautet, ich habe mit dem Newton angefangen und dann
lief mir eine Occasion über den Weg, der ich beim besten Willen
nicht ausweichen konnte.

Jetzt ist Fotografie natürlich nicht alles.

Die Grenzgröße bei punktförmigen Objekten hängt nach einer
einfachen Formel näherungsweise vom Logarithmus der Objektivfläche
geteilt durch die Fläche unserer geöffneten Pupille ab.
Die Formel für die Auflösung, also das Trennvermögen kümmert sich
sogar nur um den Objektivdurchmesser.
Lediglich die Frage nach dem Effekt der Luftunruhe und dem
Kontrast bei Planetenbeobachtungen stellt sich etwas verzwickter
dar.

Ich hatte genügend Zeit zum Vergleich und zur Klärung dieser
Fragen.

Der Newton reicht ungefähr 1 Größenklasse weiter.
Der Newton trennt Doppelsterne mit einem Abstand von mehr 1,1
Bogensekunden, der kleine APO schafft etwas unter 2 Bogensekunden.
Der Pentax APO weiß überhaupt nicht, was Luftunruhe bedeutet, er
ist immer in Bestform, er funktioniert einfach.
Allerdings leistet der Newton am Jupiter und am Mars erheblich
mehr, wenn die Luft mitspielt.
Auch bei Kugelsternhaufen und kleinsten Messier leistet der Newton
wesentlich mehr.


So reicht es dann doch zu einem Unendschieden.

Ein Wort zu notwendigen Umbauten.
Die umständliche Lösung mit der Ablageplatte hat mich nicht
überzeugt, mit etwas Nachdenken und einigen Stunden in meinem
Bastelkeller kam eine Lösung heraus, stabiler als das Original und
in weniger als einer Minute zu montieren.
Die Befestigungsschiene für beide Geräte wurde nach meinen
Vorgaben in Bonn angefertigt, anschließend eloxiert.
Den Transportkasten habe ich so ausgeführt, das er als gepolsteter
Sitzplatz genutzt werden kann. Es gibt 3 Höhen, in jeder Richtung
sitzt man sehr bequehm und hält diese Position ohne Schwielen auch
einige Zeit durch.

Mehrmals hatte ich die Gelegenheit, mit größeren Instrumenten zu
beobachten. Besonders beeindruckt hat mich dabei, daß es drei
Verabredungen erforderte, um einmal mit einem C11 mehr auf Jupiter
zu sehen als mit dem kleinen 150er. Der 12,5" Dobson unseres
Nachbarn scheint sich auch gegen zu häufiges Beobachten zu wehren,
wir waren einmal zusammen draußen, doch der Newton war erst
ausgekühlt, als ich schon wieder einpacken wollte, weil die
Bedingungen nachließen.

Es bleibt die Frage, was man mit diesen kleinen Teleskopen so
alles verpaßt, was also den ganzen Zauber rechtfertigt, der mit
dem Transport der großen Optiken verbunden ist.

Eine gute, kleine Optik ist praktisch immer einsatzbereit, leicht
zu transportieren, leicht zu bezahlen. Man kann auch nicht
behaupten, daß die Beobachtungsbedingungen in Deutschland besser
würden. Von meinem Standplatz aus kann ich weit hinein in die
Eifel sehen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß es dort
überhaupt kein stationäres Licht gab, jetzt findet das Auge
ungefähr 15 Stellen, an denen irgendeine sinnlose Leuchte stört.

Eine größere Optik sollte einen geeigneten Aufstellungspunkt
haben und nicht mobil eingesetzt werden müssen.
Es soll auch niemand glauben, die Freude an unserem
Astronomiehobby gewinne mit der Größe der Optik. Jeder der sich
intensiv seinem Hobby verschrieben hat, wird zunehmend mehr auf
Qualität und Gebrauchstüchtigkeit achten und diesen
Gesichtspunkten den höheren Stellenwert einräumen als der schieren
Größe.

Ewald Horn
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vorzüge kleiner Teleskope, ein Erfahrungebericht.

Ewald Horn 2539 07. Januar 2002 12:56



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