Also ich bin seit fast 15 Jahren bei uns für die Auswahl und den Einsatz von Ferngläsern und Spektiven, Nachtsichtgeräten und Kamerasystemen mitverantwortlich. Wenn ich da etwas begriffen habe, dann vorsicht bei gewagten Kombinationen. Wer das Zeiss Vario mit einer 2,5 fach Barlow verbindet, kann doch nicht ganz echt sein. Man gibt für alle Komponenten richtig Geld aus und kombiniert die dann zu Schrott.
Es gibt garantiert bessere Wege, um dem 85FL eine Vergrößerung von 150fach zu entlocken.
Man sollte sich auch nichts vormachen. Die Spektive passen nur begrenzt als Hochleistungsoptiken für extreme Vergrößerungen. Veranschauliche Dir doch einfach mal, wieviel Glasweg Dein Planetenlicht durchlaufen muß und wie komfortabel es dagegen beim klassischen Fluorit APO ist. Die Spektive sind nicht für die Astronomie konstruiert, sondern können dies so nebenbei noch erstaunlich gut. Mehr aber auch nicht. Es fängt bei der geringeren Transmission an und endet bei der für Tagbeobachtung optimierten Vergütung. Die Prismen sollten groß, aber bitte nicht zu groß sein, denn man muß das Ganze ja auch noch transportieren. Wasserdicht sollen die Dinger natürlich auch noch sein und zum Schluß auch noch konkurrenzfähig im Preis.
Ich vertrete die Meinung, daß Leute, die neben dem bisschen Astronomie noch Viecher und Landschaft beobachten wollen, in jedem Fall über ein Spektiv nachdenken sollten, wenn's finanziell langt, dann wohl am besten das Diascope. Aber wer nur an der Himmelsbeobachtung interessiert ist, der soll ein paar Scheine mehr zur Hand nehmen und sich einen guten 4-5" Refraktor kaufen. Nicht den kurzbrennweitigen Billigschrott, sondern mit Verstand ausgewählte artgerechte Konstruktionen. Mir ist schon klar, daß das heute unmodern ist, wo ja alles billig sein muß und jeder Heini ein wertloses Zertifikat dem eigenen Nachdenken vorzieht, aber so würde ich es machen. Und wenn man dann ein paar Monate länger sparen muß, bis das gewünschte zusammengespart ist, dann geht auch davon die Welt nicht unter.
Jetzt geh ich schlafen, Gute Nacht
Wolfgang Henseler