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Selbstbau eines Newton nach Hans Rohr

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Anton Strick
17. November 2000 16:40

Mein Name ist Anton Strick, meine Spiegelteleskope habe ich immer selber gebaut.
1964 habe ich in Schaffhausen einen Schleifkurs bei Hans Rohr besucht. Er war damals schon ein bekannter Mann, Konditor von Beruf, Ehrendoktor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, Moderator einer eigenen Astronomiesendung im deutschsprachigen schweizer Fernsehen. Hans Rohr hat mir damlas den Virus eingeimpft. Aus dieser Zeit kenne ich auch Herrn Jülich, der damals sicher noch nicht gedacht hat, er würde einmal Teleskope verkaufen.

Mein erstes Spiegelteleskop war dann ein Newton 150mm 1:8. Die Schleifutensilien kamen damals von Freddy Deola aus der Schweiz. Der Spiegel wurde von Hans Rohr persönlich überprüft und dann fertig auspoliert. Belegt wurde er in der kleinen Vakuumkammer des physikalischen Instituts der Uni Bonn. Die Montierung war ein Nachbau der von Anton Stauss propagierten Montierung. Das Schneckenrad aus Bronze und die geschliffene Stahlschnecke wurde von Kessel in Kempten bezogen. Der tachogeregelte Gleichstrommotor war von Siemens.
Mit dieser Kombination habe ich viele Jahre von unserer Jagdhütte aus beobachtet. Diese liegt nahe der Mosel in unmittelbarer Nähe der Burg Elz.
Es kam die Zeit der Farbfotografie mit Tiefkühlkameras. Selbstgebaut natürlich.
1981 war mein Sohn alt genug und begann sich ebenfalls für die Astronomie zu interessieren. Jetzt sollte ein größeres Newtonteleskop her. Über 200 mm 1:8 unde 250 mm 1:5 landeten wir zum Schluß bei 350 mm Spiegeldurchmesser 1:5,2. Als Material wurde Zerodur ausgewählt. Der Gitterohrtubus wurde von einem Freund aus Reynolds Rohr geschweißt. Der Okularauszug, Fngspiegel und Spinne kamen aus Belgien, System 64 war das "professionelle " Format und wurde auch von uns gewählt. Der Spiegel wurde bei Balzers beschichtet, diesmal mit Quarzschutzschicht für ein längeres Leben.
Die Montierung war ein Eigenbau. Die Gabel wurde aus einem Aluprofil schutzgasgeschweißt. Das Beispiel Effelsberg vor Augen wurde eine azimutale Lösung gewählt. Die Nachführung in beiden Achsen wurde selbst entwickelt. Als Steuerrechner wurde ein transportabler Osborne mit 8 Mhz 80286 CPU und 2 Diskettenlaufwerken je 1,2 MB eingesetzt. Das Programm wurde in GW-Basic geschrieben und steuerte über eine spezielle I/O-Karte die Scheibenläufermotoren von Pabst sehr gut an.
Beim ersten Einsatz stellten wir dann fest, daß wir einen Anfängerfehler gemacht haben. Bei Langzeitaufnahmen außerhalb der optischen Achse entsteht Bildfelddrehung. Die Sternpunkte werden zu Bögen.
Es dauerte fast 3 Jahre, bis wir eine wirklich zufriedenstellende Lösung entwickelt hatten, die die Kamera in der richtigen Geschwindigkeit dreht.

Seit dem Tod meiner Frau wird dieses Instrument etwa 50 Nächte das Jahr hindurch eingesetzt. Es ist groß genug um allen Wünschen nach noch größeren Öffnungen entgegenzutreten. Es ist sicher viel teurer als ein fertig gekauftes Lichtenknecker, aber es ist mein eigenes.

Ich beobachte überwiegend Galaxien. Zum Glück ist der Standort so dunkel, daß dies ohne Aufhellung auch funktioniert. Aufnahmen mache ich entweder mit der Leicaflex oder mit einer Zeiss CCD-Mikroskopkamera mit Peltier. Meistens sitze ich aber einfach nur herum und beobachte, was unser Herrgott sich so alles hat einfallen lassen. Die Tiere haben sich daran gewöhnt, daß ihnen von der Hütte aus keinerlei Gefahr droht. So kommen die Wildschweine fast bis an den Zaun.

Erwarten Sie keine Aussagen zu Grenzhelligkeit und Oberflächengenauigkeit, da halte ich es mit dem Hersteller eines britischen Nobelfahrzeuges, der Fragen dieser Art mit "ausreichend" zu beantworten pflegte. Ich habe in den ganzen Jahren keinerlei Defekte am Teleskop und an der Mechanik erlebt. Die Farbe wurde einmal erneuert, der Spiegelbelag ist noch der alte, die Rechner und das Steuerungsprogramm wurden getauscht und weiterentwickelt.
Wer Geduld und etwas technisches Geschick hat, sollte ruhig einmal einen Spiegelschliff versuchen. Wer dazu noch viel Zeit und etwas Taschengeld hat, kann sich ein besonderes Schmuckstück schaffen, langlebig, zuverlässig, ein echtes Einzelstück.
So habe ich beide Seiten dieses vielseitigen Hobbys genossen, zuerst den Bau, dann den Einsatz des eigenen Teleskopes am Himmel.

Anton Strick, Mayen

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Selbstbau eines Newton nach Hans Rohr

Anton Strick 5017 17. November 2000 16:40



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