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Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

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Wolfgang Bartel
09. August 2006 19:53
Ich habe den Eindruck, hier läuft gerade eine sehr geschicktes Marketingshow zum Thema Fernglasspiegel. Gestattet, dass ich meine Erfahrungen beisteuere.
Ich besitze ein Docter 15 x 60 was bekanntlich Geradeeinblick hat. Was lag näher, als was gegen die unvermeidlichen Nackenschmerzen zu unternehmen.
Über einen Schulfreund kam ich an einen Umlenkspiegel aus einem großen Overheadprojektor. Ich also ran und den Spiegel samt Halterung an mein Berlebachstativ montiert, schön ordentlich, wie es sich für das Gewicht und die Werte gehört. Unter einem Winkel von ca. 30° zum Zenit wurde eine Befestigung für das Fernglas konstruiert, dann gab es first light an einem April. Ziel war die Milchstraße. Das Ergebnis war auf den ersten Blick erfreulich, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Man schaut mit dem Kopf nach unten in den Himmel, was zwar prinzipiell vom Zenitspiegel her bekannt war, aber beim Bino trotzdem neu. Der Spiegel lag flach und begann nach wenigen Minuten mit jedem Atemzug zu beschlagen. Nach einer knappen halben Stunde war das Vergnügen vorbei, der Spiegel war dicht. Da mir die Oberflächenbeschichtung nicht geheuer war, verzichtete ich auf Abwischen und bekann vorsichtig von der Unterseite mit Warmluft. Der Spiegel wurde trocken, das Bild war zerstört, um nach minutenlangem Warten langsam wieder in Form zu kommen. Man lernt dann, mit kurzen Warmluftstößen ein Gleichgewicht zwischen Taupunkt und Spiegelverzug zu finden.
An anderen Abenden war es besser und ich hatte Muße, die Abbildungsqualität zu untersuchen. Wer das Docter 15 x 60 kennt, der wird dieses Glas der Spitzenklasse zuordnen, die Sternabbildung ist sehr gut, die Randunschärfe zu verschmerzen. Mein Spiegel liefert leider viel gröbere Sternpunkte und war auch ein beliebter Sammelplatz für allerhand Flusen und Staubpartikel. Zu allem Unglück war die Abbildungsqualität auch noch lageabhängig. So sann ich auf Abhilfe und fand eine originelle Lösung, indem ich die Ausrichtung des Spiegels konstant hielt und mittels federbelasteter Stellschraube den Aufblickwinkel des 15 x 60 verschob. Das ganze war eine einzige Wackelei, doch nach jeweils 5 Sekunden war Ruhe eingekehrt.
Es sah so aus, als hätte ich gewonnen. Leider ein Irrtum, denn mit veränderter Außentemperatur begann der Spiegel seine Plane zu verlassen, die Abbildung wurde zufallsabhängig, der Spiegel war immer bei der Arbeit und die Abbildungsqualität war unvorhersehbar.
Wer einmal bis dahin gekommen ist, der gibt nicht auf. Mir schien das Problem in der Verbindung von Spiegel und Sperrholzrücken zu liegen, die Silikonverklebung war nicht optimal. Mit einem Teppichmesser wurden die Silikonpunkte vorsichtig gelöst und zwischen Spiegel und Sperrholz eine 4mm Styropurplatte geschoben, der Spiegel lag völlig frei, nur an den Seiten gegen Herunterfallen gesichtert.
Danach war klar, dass der Spiegel nicht spannungsfrei war, der Versuch wurde unterbrochen, dann als sich kein hochwertiger Spiegel auftreiben ließ, abgebrochen.
Mein Schwager brachte mir aus New York einen Sky Window mit, ein in den USA sehr beliebter Umlenkspiegel allerdings mit einem unorthodoxen Fernglashalter. Leider war der Spiegel für die hohen Vergrößerungen ungeeignet, er wußte nicht, dass es die forcierte Spiegelqualität gebraucht hätte und wir konnte so langsam eine Sammlung unbrauchbarer Spiegel aufmachen. Der Fehler sollte beim nächsten USA-Besuch behohen werden, ein früherer Sportkollege übernahm ihn für sein 7 x 50.
Der Rest ist schnell erzählt. Der perfekte Spiegel, wenn man so will die SuperLuxusQualität war zwar thermisch besser als mein Overheadspiegel, aber gut im Sinne von sauberer Abbildung war er ebenfalls nicht. Wir juxten herum, die Amis würden die Vergrößerung pro Fernglashälfte addieren und fanden dann durch Versuche heraus, dass es dann und nur dann eine befriedigende Abbildung gab, wenn man statt des 15 x 60 auf ein 10 x 40 auswich und die wirksame Spiegelfläche sehr sorgfältig aussuchte. Der Spiegel wurde dann erneut getauscht, der Ersatz war viel besser, aber so gut wie erwartet leider immer noch nicht.
Geblieben sind die Anfälligkeit gegen Taubefall und die Reaktion auf Lageveränderungen. Trotzdem wird der Spiegel regelmäßig benutzt, denn das Gesamtergebnis ist immer noch besser, als der Verzicht auf diese hohen Lagen, weil für einen stehenden oder sitzenden Menschen zu anstrengend.
Was habe ich gelernt.
Taubefall ist ein Thema, genauso wie das Vermüllungsproblem, weil es eine Luftströmung gibt, die jedes Hasr und jede Fluse mit erstaunlicher Treffsicherheit auf dem Spiegel ablegt. Die Befestigung ist nicht ausreichend stabil, die Lage entscheidet über die Abbildungsqualität und die angegebenen Maximalvergrößerungen sind wohl anders gemeint.

Mag sein, dass die Firma Jülich besser gebaut hat, mag sein, dass ihre Spiegel besser sind, aber bevor Ihr von Supervergrößerung träumt, fangt erst einmal kleiner an. Die Aussage zum Diascope ist auch nicht auf die Anforderungen eines großen 20 x 60 zu übertragen, weil da viel mehr Spiegelfläche im Bild ist.

Soweit der kritische Erfahrungsbericht aus der Praxis.

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Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

Wolfgang Bartel 2781 09. August 2006 19:53

Re: Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

Lüpke 1285 09. August 2006 20:19

Re: Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

Achim 1099 10. August 2006 21:23

Re: Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

Thomas 1180 10. August 2006 22:20

Re: Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

Achim 1151 11. August 2006 07:18

Re: Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

Lüpke 1137 11. August 2006 12:18

Re: Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

Bernd Sommerfeld 1130 11. August 2006 19:22

Re: Es ist nicht so einfach! Meine schlechten Erfahrungen mit Planspiegeln

Achim 1316 12. August 2006 16:27



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