Bei Beobachtungen in der Ekliptik stehe ich gewöhnlich neben dem Strahlengang und auch nicht zu nah dran, da sehe ich keinen Einfluss, jedenfalls nicht bei dem hier üblichen Seeing. Während der Videoaufnahme bin ich noch deutlich weiter entfernt. Wissen Sie etwas über die durch Abkühlung der Umgebungsluft angeregten Luftturbulenzen in dem geschlossenen Tubus bei Nemec? Möglicherweise spielte das bei ihm keine Rolle, weil er sein schweres 8"-Teleskop nicht schon kurz nach dem Aufbau benutzen wollte. Ich kenne nur das Foto seines Instruments aus dem Buch "Outer Space Photography" von Henry E. Paul. Das deutet doch eher auf eine feste Montierung hin. Mit der offenen Bauweise bin ich unmittelbar nach dem Aufbau "betriebsbereit", und ich freue mich, dass ich mit dem leicht transportierbaren Gerät schnell an einen Ort außerhalb des Stadtlichts oder auch zu Freunden fahren kann. Da möchte ich dann aber nicht erst die Temperierung des Instruments abwarten müssen.
Das mit 3 m langbrennweitige Objektiv leuchtet jedes 2"- Okular bequem aus und mithin auch das KB-Format. Bildfeldwölbung und Astigmatismus sind natürlich deutlich geringer als bei kurzbrennweitigen Instrumenten. Das war für mich übrigens einer der Hauptgründe für den Bau von langbrennweitigen Refraktoren. Als Physiker weiß ich, dass man gut daran tut, in abbildenden Instrumenten dem vermittelnden Medium möglichst wenig "Gewalt" anzutun, d.h., nicht erst den Strahl kurzbrennweitig um die Ecke biegen, um ihn dann mit Barlow wieder aufzuweiten. Mit einem f/20-Objektiv und gefaltetem Strahl komme ich trotzdem auf die Baulänge eines f/8-Instruments. Und ich habe den Einblick am oberen Ende, der eine niedrige und entsprechend stabile Montierung erlaubt.
Anfangs habe das Instrument auf einer Vixen-Säule betrieben, vgl. beigefügtes Foto, hatte da aber langsam abklingende, schnelle Vibrationen aufgrund der geringen Materialdämpfung der Säule. Deshalb nun das wuchtige Holzstativ, welches durchaus auch niedriger sein könnte. Apropos Montierung: Wenn man während der Videoaufnahme am Fokus dreht, wackelt alles ziemlich heftig, auch die Montierung in sich und die Schwalbenschwanzfassung. Habe noch keine Erfahrung bei richtigem Wind, würde mir aber, wenn ich reich wäre, doch gerne mal was solideres anschaffen. Bei Gelegenheit möchte ich mittels Video die Eigenschwingung des Trägerrohrs für den 100-er Spiegel am Instrument selbst bei Einspannung in einem stabilen Schraubstock ermitteln.
Maße und Gewichte: das Instrument ist 140 cm lang und wiegt knapp 11 kg ohne Okulare.
Die "Sebstbauteile" wurden in der Tat von einer professionellen Feinmechanikwerkstatt nach Zeichnung gefertigt.
Jan ist mein Rufname. "Dahinter steckt" mein ausgeschriebener Name: Johan K. Fremerey. Damit kein falscher Verdacht entsteht: Die Beschäftigung mit dem Refraktorbau hat nichts mit meinem Beruf zu tun, die war eher durch die Bücher von o.g. Henry E. Paul angeregt. Anbei noch ein Bild von meinem 110-mm Instrument.
Eben sehe ich, dass man hier keine Fotos anhängen kann. Die werde ich dann nachher in der Fotorubrik posten.
Noch eine Frage: Sind Sie selbst Mitglied der Münchener Volkssternwarte? Ich hatte nämlich gesehen, dass Ihre Firma in München angesiedelt ist.