Vielen Dank für Ihren hilfreichen Beitrag.
Wenn ich das mit der Wellenfront richtig verstehe, dann kommen die Fehler bei kurzbrennweitigen Systemen dadurch zustande, dass die Wellenfront für ein achsnahes Objekt schräg einfällt. Man beobachtet dementsprechend eine unregelmäßige Bewegung des Objekts um seinen mittleren Ort. Da die beobachtbaren Abweichungen aber auch bei nur mittelmäßigem Seeing relativ gering sind, kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass da schon deutliche Bildfehler auftreten sollen, selbst bei kurzbrennweitigen Systemen mit vergleichsweise engem nutzbaren Feld. Ist diese Betrachtungsweise unzutreffend?
Zur Farbe: Der FH200 f/15 hat laut Lichtenkneckerliste eine Restchromasie von 12,2. Da färbt mein FH150 f/20 mit RC = 6,8 schon deutlich weniger. Mich würde mal interessieren, ab wann und unter welchen Beobachtungsbedingungen die Farbe wirklich stört. Herr Jülich sagt, dass man einen weißen Stern schon massiv überbelichten müsse, um den blauen Saum fotografisch zu erfassen. Ich will das bei nächster Gelegenheit ausprobieren. Bei visuellen Beobachtungen ist mir die Farbe jedenfalls bislang nicht unangenehm aufgefallen.
J. B. Sidgwick gibt in seinem bekannten „Amateur Astronomer’s Handbook“ als maximales tolerables Öffnungsverhältnis für ein achromatisches 150-mm Doublet (kein Halbapochromat) f/18 an, bei welchem der Farbfehler noch nicht stört. Danach liegen wir also mit f/20 schon richtig. Für das 200-er fordert er allerdings bereits f/24. Die Forderung orientiert sich natürlich immer an der Beugungsgrenze.
Was ich - wahrscheinlich aufgrund mangelnder Erfahrung - noch nicht verstehe ist, warum man Himmelsobjekte mit 1000-facher Vergrößerung betrachten will. Das Auge selbst löst doch ca. eine Bogenminute auf. Ihr 200-mm Objektiv löst ca. 0,5 Bogensekunden auf. Bei 120-facher Vergrößerung wäre man also theoretisch mit der visuellen Wahrnehmung schon in der Nähe der Instrumentenauflösung. Gibt man noch einen Faktor zwei hinzu, um es dem Auge bequemer zu machen, dann landet man bei 240-fach. Sie schreiben selbst, dass unterhalb von 250-fach die Farbe nicht mehr stört. Das 150-mm Objektiv wäre nach dieser Rechnung bis 180-fach nutzbar. Mit meinem 16-mm Lichtenknecker-Plössl bringt der FH150 f/20 ca. 190-fache visuelle Vergrößerung. Da sehe ich auch bei hellen Objekten und ohne Filter noch kein störendes Blau.
Wenn man die im Forum geposteten Mondaufnahmen am Bildschirm aus einer Entfernung betrachtet, die dreimal so groß ist wie die lange Seite des Bildes, dann erscheinen die Objekte in ca. 200-facher Vergrößerung. Die Rechnung geht so: Chipkante geteilt durch Objektivbrennweite ist 5/3000 (Eintrittswinkel), und Bildkante durch Betrachtungsabstand ist 1/3 (Austrittswinkel). Man sieht in der Tat nicht mehr Einzelheiten, wenn man den Betrachtungsabstand verringert, und die Farbe sollte auch nicht stören. Das wäre noch nachzuweisen.
Wie sehen Sie das?