Hallo Herr Dehn,
Zu Ihren Fragen von meiner Seite:
"1. Frage
Theoretisch entsteht der verschmierte Sternfleck aus der Unruhe durch das Seeing plus einer Komponente durch die Nachführung. Ist es nicht denkbar, daß die Variation der Nachführung uns einen Streich spielt?"
Jein. Beides. Sehe ich auf meinen Aufnahmen mit der Sphinx. Gelegentlich hakt sie. Es sind zwar nur 1-2" und das nur auf einem Teil meiner Aufnahmen, aber bei der Auflösung meiner Kamera ist das viel. Ich hatte anfänglich auch den Eindruck, daß sie ab und an in Deklination wegschmiert. Ich bekam nämlich Hakensterne bei langen Belichtungszeiten (siehe meine Aufnahme vom Bubble Nebel). Ich konnte nun mit dem Leitrohr herausfinden, daß es am Flankenspiel in den Achsen liegt. Nach dem Fahren in eine Position oder Korrektur (mit Flankenwechsel) schmiert der Leitstern noch ein Weilchen nach. Muss man ein Gefühl dafür bekommen. Der Eintrag durch das Seeing kann aber bis zu zwei Bogensekunden betragen! Sieht man schön auf schlecht nachgeführten Strichspuren bei solchen Abbildungsmaßstäben.
Tipp:
Es läßt sich einigermaßen gut beheben, wenn man das Teleskop bewußt nicht ganz ausbalanciert, so das es ziehen muss und immer in einer Zahnradflanke aufliegt. Nach dem Einstellen mit dem Skysensor oder Starbook einfach einige Sekunden warten oder mit dem Leitrohr beobachten, bis die Montierung in einer Flanke des Antriebs zur Ruhe kommt. Kleine Ungenauigkeiten in den Flanken kann man leider nicht komplett vermeiden. Das findet man aber auch bei Großteleskopen gelegentlich, wie man an einer ganzen Litanei von Fachpublikationen sehen kann. Wir hantieren mit Winkelgenauigkeiten, bei denen es jedem Mechaniker die Gesichtsfarbe austreibt. :-)
Die gröbsten Schnitzer mit der Sphinx habe ich nun eliminiert, indem ich eine Kabelentlastung mit einem einfachen Kabelbinder realisiert habe. Vorher rutschten die beiden Kabel ab und an über ein Stativbein. Muss man auch erstmal drauf kommen... Die Korrektur der periodischen fehler habe ich mir noch nicht angetan, da ich das Teleskop nicht fest aufstellen kann und ohnehin Zeit aufwenden muss. Könnte aber hilfreich sein. Ich werde es demnächst bei Bekannten ausprobieren, bei denen der Himmel trotz Nähe zu Stuttgart dunkler und klarer ist, als hier im Rheinland. Hier kann es dann auch mal einige Tage stehen bleiben, ohne daß es über den Zaun seinen Besitzer wechselt. :-)
"2. Frage
Das Teleskop von Dr. Fremerey ist ja optimal für die Planetenbeobachtung. Angenommen, man nimmt einen Leitstern in unmittelbarer Nähe und wertet diese Bewegung zur Ansteuerung des eines angetriebenen Kippspiegels aus, sollte es dafür nicht ausreichen, ich meine natürlich nur, wenn man auch einen ausreichend hellen Hintergrundstern in der Nähe findet."
Ja. Ausprobieren. Nehmen Sie meinen Pessimismus als Anreiz.
Der Fraunhofer von Herrn Fremerey ist nicht nur dafür geeignet, wie er hier sehr schön zeigt.
Gruß
Thilo Bauer
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.09.07 17:58.