Lieber Herr Fremerey,
> Die Jupiterscheibe hatte zum Zeitpunkt der Aufnahme am 17. Juni 2006 laut Kosmos-Kalender einen äquatorialen Durchmesser von 42". Die Abbildung misst in horizontaler Richtung 117 Pixel - da haben Sie gut geschätzt.
Gut, dann korrigere ich meine Schätzung auf den Wert in der Größenordnung beugungsbegrenzter Auflösung, was nichts daran ändern dürfte, daß Sie das Seeing ohne Hilfsmittel, wie adaptive Optik, gut überlistet haben. Gleiches schätze ich wohl für die M13 Aufnahmen, bis auf Farbfehler.
> ... Oder halten Sie es für möglich, dass die Beugungsfiguren selbst infolge der Luftunruhe derart verzerrt werden, dass durch das Video- und Stackverfahren am Ende eine höhere Ortsauflösung zustandekommt?
Ja, das halte ich nicht nur für möglich sondern für machbar. Wir sollten beim nächsten Mal vielleicht beide einmal draufhalten und die Anpassung der Optik um ein Vielfaches der von Ihnen gewählten Anpassung ändern. Ein Faktor Zwei wäre Beweis genug. Ich bin da guter Dinge, denn daß Super-Resoluton funktioniert, daran gibt es inzwischen keinen Zweifel mehr. Lediglich der optische Aufbau ist zu ändern. Ich würde liebend gerne einen guten Beobachtungsstandort in der Eifel wissen. Meine eigenen Ergebnisse sind hier aus St. Augustin zwar nicht so schlecht, aber eben auch nicht gut, was Reichweiten betrifft.
> Wenn Sie die Durchführung einer FFT-Analyse anregen: Welche Software würden Sie denn für eine solche Analyse empfehlen?
Soweit ich weiß, können einige Programme, die in der Astroszene bekannt wurden, eine FFT rechnen. Ich bin kürzlich von Herrn Geyer auf das Programm AIP4WIN hingewiesen worden, welches er einsetzt. Ich kenne es selbst nicht und bin bereits an der Beschaffung des Buches mit der CD gescheitert. Es ist nicht ganz preiswert. Es gibt noch andere für die ich selbst wieder recherchieren müsste. Ob, wie und wie schnell und wie hier FFTs umgesetzt ist, kann ich nicht sagen. Eine unbedingte Empfehlung für MIDAS oder IRAF, die beiden Standards in der Astronomie, wage ich nicht auszusprechen. Diese sind wohl mit RGB und Video total überfordert. Aber ein Einzebild im FITS Format, das geht auch hier, wenn man UNIX Console spricht. Ich selbst habe einen riesen Bogen zeitlebens um diese Saurier gemacht. Es gibt jedoch Amateure, die schwören drauf. Die Astronomen müssen daran glauben, weil es die einzigen sind, die vergleichbare Resultate versprechen. Obwohl, das eigentlich auch schon nicht mehr gilt. Und wer grafische Oberflächen und robuste Programme erwartet, der wird wohl bei Iraf und MIDAS angesichts tonnenschwerer Manuals und ohne Bildverarbeitungskenntnisse enttäuscht.
Ich selbst setzte bislang und vor allem auch für die Speckle Interferometrie eine eigene Bildverarbeitungsbibliothek für solche Fälle ein, die über die Jahre wuchs. Es gab Zeiten, da hatte ich eine FFT im Kopf schneller ausgerechnet, als es der Rechner hergab. Obwohl wir schon Butterfly & Co. eingesetzt haben und ich einen ernüchternden Ausflug in die Ring- und Gruppentheorie machte, um da noch was zu beschleunigen. Meist lag ich etwas daneben. Aber ich habe früher auch zuviele Speckle Interferogramme gesichtet und ausgewertet. Bleibende Schäden sind da nicht ausgeschlossen. :-)
Wenn Interesse besteht können wir vielleicht mal den einen oder anderen Workshop für Einzelthemen organisieren das wäre vielleicht ein Einstieg. Herr Jülich hatte mal angedeutet, seine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Ich weiß nicht, ob das Angebot noch gilt, halte es jedoch für möglich.
Viele Grüße
Thilo Bauer
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.11.07 00:52.