Dämmerungsleistung. Ein Vergleich verschiedener Ferngläser.
Ich besitze ein Zeiss Victory 10x56 FL und meine Frau hat ein Leica Ultravid 8x32 welches ich für meinen Vergleichstest zur Verfügung hatte. Ein Freund spendierte sein Canon 10x30 Stabiglas.
Die Beleuchtung lieferte ausschließlich der Mond, wir haben zur Zeit ungefähr Vollmond.
Standort war unser Gartengrundstück, ein langer Schlauch mit einem winzigen Teich und einigen alten Pflaumenbäumen.
Auf einem Baum war eine Käuzchen, Abstand zu uns vielleicht 30-35 Meter. Der Vogel sitzt oft dort, wir meiden abends die unmittelbare Nähe, damit er ungestört ist, aber genau dafür sind ja Fernoptiken gedacht.
Mit blossem Auge ist der Vogel nicht zu erkennen, selbst wenn man den Sitzplatz kennt.
Nimmt man das 8x32, so erkennt man im Mondlicht einen fast schwarzen Klumpen, man sieht weder Schnabel noch Zeichnung. Dieses Glas ist wirklich nicht für solche Beobachtungen gedacht.
Ganz erfolglos war es aber nicht, mehr aus dem Augenwinkel heraus sah ich am Boden einen schwarzen Schatten wandern, ich vermute einen frühen Igel. Ein Lob auf das große Sehfeld.
Dann das Canon. Der Vogel bleibt unbestimmt, auch wenn das er jetzt größer ist. Hat er was im Schnabel? Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.
Schnell zum 10x56 gegriffen. Ja, es ist ein Steinkauz, ich erkenne die hellgrauen Zehen am schwarzen Ast, die weissen Punkte auf dem Federkleid bleiben unsichtbar, aber immerhin erkenne ich das eulentypische runde Gesicht und zwei helle Bögen über den Augen. Die Unterseite sollte heller sein, leider zeigt er sie mir nicht. Er dreht sich etwas und ich kann seinen Schnabel erkennen, nein, im Schnabel hat er nichts. Er wippt hin und her. manchmal erhasche ich für einen kurzen Moment einen Blick auf den flachen Kopf, wenn er schön gegen den schwarzen Hintergrund freisteht. Dann fliegt er ab.
War die Jagd erfolgreich?
Es vergehen nur wenige Augenblicke, dann sitzt er wieder, den Anflug habe ich verpaßt, dafür erkenne ich aber, daß er Beute gemacht hat. Ich kann nicht erkennen, um was es sich handelt, vermutlich wird es eine Maus sein, die er da zwischen den Krallen festhält. Das Zeiss wird langsam schwer, trotz wechselnder Körperhaltung. Ich will schon aufgeben, da kommt unser schwarzer Schatten zurück. Ja es ist ein Igel, ist er kräftig genug? Besonders am Boden reicht das Mondlicht nicht aus. Ich beobachte ihn noch einen Augenblick, dann verschwindet er im Schatten.
Es sind diese Momente, für die ich ein 10x56 gekauft habe. Ich glaube nicht, daß ein 8x56 besser geeignet wäre, denn ein wenig Vergrößerung möchte ich schon. Frei stehend wird man je nach Konstitution sein 10x56 wenige Minuten bis vielleicht zu einer halben Stunde mit Gewinn einsetzen können. In dieser Zeit liefert es dann genug Licht um mehr zu erkennen als Diffuses.
Der Vollmond an sich ist hell genug, wären da nicht abschattende Bäume. Die zugegeben mühsame Suche nach dem eventuell vorhandenen Igel ist nicht aussichtslos, ich konnte den Burschen noch einige Male finden, bis er wieder vom Schatten geschluckt wurde. Gleiches ist mir mit den beiden anderen Gläsern mit kleiner Austrittpupille nicht gelungen. Es macht auch keinen Spaß, mit diesen für den Tag konzipierten Gläsern in der Dämmerung herumzustochern.
Nach Mitternacht habe ich dann noch ein paar Minuten in den Himmel geschaut. Hier fehlt es aber an Wissen und der Mond ist viel zu hell.