Ich bin 53 Jahre alt, Brillenträger. Gesucht wurde ein Glas, dass eine gute visuelle Gesamtleistung mit einem empfindlichen Laserentfernungsmesser verbindet. Vor dem Kauf hatte ich schon Erfahrungen mit einem Entfernungsmessermodell von Bushnell gesammelt, was mich verstärkt auf die optische Leistung achten ließ.
Ich habe das Zeiss bei Jülich in Bonn erworben, es war nicht vorrätig, die Lieferzeit betrug damals nahezu 4 Wochen.
Meine Erfahrungen.
Das 10x45 kommt wuchtig daher. Die Tuben könnten vom 56er Modell abstammen, nur in der Baulänge unterscheidet es sich vom Jagdglas. Dann stellt man fest, dass es lange nicht so schwer ist, wie gedacht. Es liegt in der Mitte zwischen dem 10x42 und dem 10x56 FL.
Das Glas liegt gut in der Hand, Fokussierwalze und Drucktaste lassen sich ohne Umgreifen erreichen. Der Trieb arbeitet so gut wie spielfrei und mit der richtigen Bedienkraft. Die Drucktaste hat einen definierten Druckpunkt, der sich auch mit Fingerhandschuhen eindeutig bedienen läßt. Das Zeiss verwirrt zuerst, weil an beiden Okularen eine Dioptrienverstellung angeboten wird. Man fragt sich, wofür denn dieser Aufwand gut ist, schließlich existiert ein Mitteltrieb. Dann bemerkt man, dass man die Leuchtanzeige im Okular auf die Sehkraft abstimmen muß. Zum Dioptrienausgleich wird dann noch das andere Okular gebraucht. Ein solches Glas muß auf die individuellen Augen des Betrachters eingestellt werden. Das muß wissen, wer gewohnt ist, auf Ausflügen die Begleitung durchschauen zu lassen. So wurde auch mein altes 10x40 nicht überflüssig.
In dem einen Jahr war ich viel unterwegs, wir waren zweimal an der Nordsee, dazu im Sommer in Nordfrankreich und im Herbst auf einer Tour durch den Pfälzer Wald. Die längsten Tagestouren gingen über 28 Kilometer, zusätzlich wurden noch ein paar Hügel erklommen. Es gab Staub und Regen, dem Glas hat es nicht geschadet.
Ich darf nach diesen Erfahrungen behaupten, dass das Glas alltagstauglich ist und in der Leistung keine Wünsche unbefriedigt läßt.
Kommen wir zur Entfernungsmessung.
Ich kann nicht sagen, ob sie genau ist, wie will man eine solche Kontrollmessung durchführen? Die angezeigten Entfernungen sind aber reproduzierbar. Ich habe mehrere Stunden damit verbracht, aus einem Abstand von 300 Metern eine Seehundkolonie vor Amrum zu beobachten. Die Tiere lagen genau an der Abrisskante der Sandbank, das von mir am weitesten entfernte Weibchen war fast 360 Meter entfernt, ein Jungtier vielleicht 285. Mit etwas Geduld gelingt es sogar, den Abstand zum herumtollenden Hund zu bestimmen, man kann sich denken, dass da nicht viel Signalpegel reflektiert werden, aber das macht dem Zeiss nichts aus.
Im Pfälzer Wald ging es darum, den Abstand bis zum sitzenden Greifvogel zu bestimmen. Bis zu einer Entfernung von ca. 150 Meter war das kein Problem, bei größeren Entfernungen sollte man besser auf den Baumstamm halten, sonst sind die Messungen unsicher.
Es ist überhaupt kein Problem, die Wasserbreite kleiner Flüsse oder Teiche zu bestimmen. Genauso leicht ist es, den Abstand zum Trecker oder zur Schafherde zu bestimmen.
Flugzeuge und Hubschrauber habe ich bis zu einer Entfernung von 950 Metern gemessen. Ein Heißluftballon war knapp 90 Meter über uns.
Es gibt inzwischen Zielfernrohre von Zeiss, die ebenfalls über einen ausgeklügelten Entfernungsmesser verfügen. Im Prinzip könnte man daher auf ein Fernglass mit Laserentfernung verzichten. Doch welcher Jäger wird seine Zielfernrohre zum Ansprechen einsetzen? Da ist die schnelle Orientierung durch das Glas von Vorteil, besonders wenn man das Revier nicht gut kennt. Das ist wohl der Hauptanwendungsfall, mir bleibt nur die Freude an der Spitzentechnik.
Bernd Schmidt
