Seit ein paar Tagen können wir vom Fenster aus beobachten, wie ein Turmfalkenpärchen am Mühlenteich auf die Jagd geht. Sie haben einen unserer größeren Nistkästen angenommen und zählen uns zur Familie, der Mindestabstand ist inzwischen auf unter 50 Schritt geschmolzen. Jetzt bleibt natürlich die bange Frage, was aus den Bewohnern der anderen Nester und Nistkästen wird. Es wäre schade, wenn sie alle dem Falken zum Opfer fielen. Kaninchen greift er nicht an, sie scheinen ihm zu groß zu sein, ich kann aber mit dem Fernglas beobachten, wie er sich Mäuse einverleibt.
Er ist jetzt der König im Revier, mal abwarten, ob sich die Enten von ihm beeindrucken lassen.
Ich habe mir noch ein weiteres Fernglas gekauft, zur Abwechslung einmal für Wanderungen, der Arzt hat Bewegung verordnet. Da traf es sich gut, dass ich wenige Tage vorher einmal ein 8x30 SLC in Händen hielt.
Das wird jetzt mein Pirschglas. Es hat bereits gute Dienste geleistet, ich sah einen großen Trupp Seidenschwänze, es mögen 30 bis 40 Vögel gewesen sein, die sich durch meine Bewunderung nicht aus der Ruhe bringen liessen. Auf dem gleichen Weg sah ich dann noch, wie ein Grünspecht mit Erweiterungsarbeiten an seiner Höhle beschäftigt war. Nahe der vielbefahrenen Straße konnte ich mich bis auf 20 Meter nähern, ein kurzer, taxierender Blick, dann wurde weiter gearbeitet.
Wir besitzen also jetzt insgesamt 3 Ferngläser, das alte, aber immer noch taugliche 10x40 Dialyt, das noch recht junge 15x56 und jetzt ganz neu das 8x30. Als Glas ist das Dialyt nicht schlecht, aber durch die Stülpmuscheln kann man es schlecht weiterreichen. Auf unserem Grundstück bin ich ein forscher Beobachter, die Standvögel kennen uns, auf die Gäste versuche ich Rücksicht zu nehmen. Unterwegs achte ich darauf, trotz meiner Neugierde möglichst nicht zu stören. Dazu reicht die 8fache Vergrößerung völlig aus, es sei denn, ein besonders scheuer Vogel beansprucht eine übergroße Fluchtentfernung und ich habe diese unbewußt unterschritten.
Manfred Gutenberg