Diesen Bericht verfasse ich auf Veranlassung von Herrn Jülich, er handelt von der Vogelbeobachtung mit einem kleinen Zeiss 8x20 Victory.
Wenn ich Vögel beobachte, dann ausschließlich während der Arbeitszeit. Um mich herum sind Stahlkonstruktionen, Rohre, Leitern, Gestänge. Ich bin viele Meter vom Erdboden entfernt. Es ist ein sehr technischer Ort.
Meine Aufgaben sind Wartung und Installation von Industrieanlagen.
Einige Vögel haben sich diese Anlagen als Nistplätze ausgesucht. Von diesen möchte ich Ihnen berichten.
Stellen sie sich eine Stahlbrücke vor, voll gepackt mit Stahlrohren, die allerlei Flüssigkeiten transportieren. An einer geschützen Ecke unmittelbar an der Leiter nisten Gartenrotschwänze. Die Elternvögel sind abgehärtet, sie bleiben auf dem Nest sitzen, wenn der Mensch in 4 Metern Abstand vorbeikommt. Ich gehe dann noch ein paar Strossen höher hinauf und beobachte von oben in das Nest. Sie hatten im Mai 3 Junge und jetzt brüten sie schon wieder.
Keine 20 Meter entfernt haben sich Elstern ein Netz gebaut. Auch hier kommt man bis auf wenige Meter vorbei. Wissen die Tiere, dass wir Sie nicht erreichen können?
Wir haben auch einen Käuzchen auf dem Gelände. Es nistet unmittelbar unter einem Abluftrohr. Mir wäre der Standplatz zu laut, die Käuze sind es zufrieden.
Den höchsten Punkt nimmt ein Falkenpaar für sich in Anspruch. Wir lassen sie in Ruhe, näher als 20 Meter muß man nicht heran. Manchmal sitze ich dann auf einem Podest und schaue ihnen beim Füttern zu. Auf dem Gelände ist ein großer Behälter, der schon länger ausser Betrieb ist. Auf dem Dach hat sich Vegetation gesammelt, meistens steht auch eine große Pfütze dort von den Abmessungen her wie ein Teich. Das ist die Tränke für sehr viele Vögel und auch für Schmetterlinge, die sich dort in großer Zahl versammeln. Im Winter waren sogar Enten auf dem Wasser, obwohl das Nahrungsangebot dürftig sein muß.
Zur Nahrungssuche müssen die Vögel mindestens 150 Meter weit. Sie nehmen die Mühe in Kauf.
Unsere Überwachungskameras haben schon Füchse aufgezeichnet, dazu jede Menge Vögel, oft sogar ganze Schwärme.
Martin Bürger
