Ich bekam ein günstiges Angebot, da konnte ich einfach nicht widerstehen, obwohl ein 15x Fernglas nicht zu meinem Beuteschema gehört.
Das SLC ist werksüberholt, trotzdem sieht man ihm die Gebrauchsspuren an der Gummiarmierung deutlich an. Der Vorbesitzer, ein Bauunternehmer, pflegte es im Geländewagen auf dem Boden zu transportieren. Nachdem man mir aber zugesichert hat, dass es technisch einwandfrei und optisch tadellos wäre, naja.
Erste Versuche freihändig waren eine Ernüchterung, ich kann es nicht. Ein Monostativ bringt die nötige Ruhe hinein und hilft gegen Konditionsmängel.
Was leistet das 15x56? Trotz verschiedentlich geäußerten Meinungen, dass man beim binokularen Sehen einen optischen Vorteil hat, muß ich für mich feststellen, dass ein ATS 80 bei 20fach die bessere Auflösung liefert. Unterstellt man, dass der Binoeffekt existiert, dann beträgt er keine 30%, sondern weniger. Wo liegt denn dann der Einsatzbereich?
Ich besitze ein älteres 8,5x42, das ich in der Summe seiner Eigenschaften für eines der weltbesten Ferngläser halte. Dessen Kontrastleistung erreicht das große SLC nicht, auch nicht das tolle Einblickverhalten. Ich war schon nahe dabei, die Ausgabe zu bereuen, bis ich dann den Einsatzbereich gefunden habe. Wasservögel auf größeren Entfernungen. Da wo mein EL versagen muß, reicht das SLC noch hin. Da wo ich beim Spektiv nach wenigen Minuten die Lust verlieren, halte ich es viel länger hinter dem SLC aus. Idealer Einsatzbereich für Enten, die weiter als 100 Meter entfernt sind, Jungkrähen, auch ein paar Schwäne, jetzt fällt auf, wo der Vorteil zum Spektiv liegt, das Sehfeld ist größer, gewaltig größer.
Mich irritiert der kräftige Farbsaum, bei dem gelbgrün und nicht blauviolett dominiert, das SLC verlangt einen exakten Einblick, es toleriert keine Abweichungen.
Mondbeobachtungen zeigen ein schwaches Geisterbild, ebenso sieht es bei Strassenlaternen aus. Dafür bleibt das SLC aber von Fremdlicht fast überhaupt nicht beeindruckt, in diesem Punkt mindestens auf EL-Niveau.
Für einen richtigen Erfahrungsbericht ist es noch zu früh, er wird nachgereicht.
Volker Werres