Hier im Forum wurde bereits von Anwendern der Kombination DiaScope 85 T* FL mit neuem Vario-Okular 20-75x berichtet, dass neben der Austrittspupille (AP) mehrere Nebenpupillen (NP) bei der Daufsicht auf das Okular zu erkennen sind [
www.juelich-bonn.com].
Nachdem ich dieses Phänomen auch bei meiner Kombination festgestellt hatte, war ich an der Klärung der Frage interessiert, ob diese Erscheinung normal ist, oder ob es sich um einen reklamationsrechtfertigenden Fehler handelt.
In einem ersten Telefonat mit einem Techniker des Zeiss-Kundenservice schilderte ich den Sachverhalt. Mir wurde angeboten, das Okular samt Spektiv einzusenden oder vorbei zu bringen. Es sollte überprüft werden, ob sich die Fertigungsqualität innerhalb der Toleranz befindet, oder eben nicht.
Am Dienstag vergangener Woche war ich im Werk in Wetzlar. Ich wurde von einem freundlichen Techniker des Kundenservice empfangen. Mein Besuch mit Inspektion von Spektiv und Okular brachte folgendes Ergebnis:
Von der Erscheinung der NP war speziell dieser Techniker überrascht. Sie war ihm bislang noch nicht bekannt. Gleichwohl hatte er schnell die Ursache für das Vorhandensein der NP identifiziert. Ursächlich seien Verspiegelungen, ausgehend vom (Abbe-König-)Umkehrprisma. Durch die winklige Geometrie des Umkehrprismas (die Lage und die Form wurden mir durch einen Blick von der Objektivseite her gezeigt) erscheinen die NP im Okular in einer Anordnung wie von mir hier [
www.juelich-bonn.com] bereits beschrieben.
Da der radiale Abstand der NP zur eigentlichen AP ziemlich groß sei, führe diese nicht zu einem gestörten Einblickverhalten. Aus der praktischen Anwendung heraus kann ich das auch bestätigen. Auch eine aufgesetzte digitale Kompaktkamera wird durch die NP nicht irritiert. Meine Frage, ob sich die NP ggf. mindernd auf Auflösung und Kontrast auswirken könnten, wurde verneint. Auch der Falschlichtanteil würde nicht erhöht. Um die durch Verspiegelung entstehenden NP zu beseitigen, sei ein großer technischer Aufwand erforderlich (Abschattung/Schwärzung der für den Strahlengang nicht benötigten Prismenseiten), der sich dann auch auf Produktionskosten und Verkaufspreis auswirken würde. Beim Victory 10x42 T* FL habe man diesen Aufwand betreiben müssen, weil es auch dort zu NP kam, die aber so nah an der AP positioniert waren, dass daraus Beeinträchtigungen der optischen Leistung resultierten.
Auf meine Bitte hin wurden mir ein "flammneues" originalverpacktes Spektiv und Okular zum Vergleich vorgelegt. Beim Blick auf das Okular zeigte sich das identische Bild, wie auch bei meinem System: die NP sind in gleicher Anzahl und an absolut gleicher Stelle vorhanden.
Ich bin mir nun für meine Seite sicher, dass es sich hier um ein produktionsbedingtes, systemimmanentes Phänomen handelt.
Trotzdem würde es mich interessieren, ob es bei Teilnehmern hier im Forum auch NP-freie Vario-Okulare des o.g. Modells gibt. Sicherlich kann auch Herr Jülich etwas dazu sagen, der er ja größere Stückzahlen bei seiner firmenseitigen Eingangskontrolle einer Überprüfung unterzieht bzw. unterziehen lässt.
Sind NP auch von Vario-Okularen anderer Hersteller bekannt?
Falls die Leute von Zeiss hier mitlesen:
Grundsätzlich sehe ich es als kundenfreundlich an, dass man auch persönlich im Werk in Wetzlar erscheinen darf, um seine Anliegen vorzutragen. Nur würde ich die Behandlung dieser "ambulanten Patienten" nicht im unmittelbaren Eingangsbereich bzw. an der Pforte erledigen. Das hat etwas von Wartezimmmer-, um nicht zu sagen Bahnhofshallenatmosphäre. In einem separaten Raum, abseits der Störquellen des Empfangsbereichs, würde man sich deutlich wohler fühlen.
Freundliche Grüße
Stefan Hetger
