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Spektive und Ferngläser - Was der Fortschritt bringt

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31. März 2011 18:13
Auch wenn Ferngläser und die oft minimalen Unterschiede zwischen den verschiedenen Herstellern hier im Forum das beherrschende Thema zu sein scheinen (abgesehen von Nebenkriegsschauplätzen wie "Wann kommt endlich das 300 gr. leichte Glas mit 80 Grad SSW für unter 500 Euro?"), in der feldornithologischen Praxis sind Spektive oft der viel kritischere Ausrüstungsgegenstand. Und bei den Spektiven hat sich, schaut man einmal auf die letzten 30 Jahre, deutlich mehr getan als bei den Ferngläsern.

Denn auch mit einem "uralten" Glas, z.B. einem Zeiss 7x42 oder 10x40 BGATP oder einem Leica Trinovid 8x42 BA, kann man heute im Feld noch problemlos arbeiten. Mehrschichtvergütung und Phasenkorrektur haben diese Gläser auch, sie sind scharf, mindestens in der Bildmitte, haben ein kontrastreiches Bild, sind mechanisch zuverlässig. Im Prinzip reicht das aus, mehr braucht man nicht. Und ob nun ein neueres Glas eine höhere Randschärfe oder eine ein paar Prozent höhere Transmission hat, in der Beobachtungspraxis kann man mit dem alten Gläsern die Vögel (fast) genausogut bestimmen wie mit den Gläsern der neuesten Generation. Wieviele Situationen gibt es denn, in denen man einen Vogel mit einem der älteren Gläser nicht, mit einem der neueren aber sicher bestimmen kann, weil das neuere Glas optisch besser ist?

Natürlich sind die Gläser der neuesten Generation, mindestens die der Tophersteller, in der Regel besser, zumindest von der Optik her, wenn auch nicht immer von der Mechanik. Es wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre. Ich bin auch gern bereit zu konzedieren, dass der "Sehgenuss" z.B. mit einem Swarovision oder einem Zeiss Victory FL höher ist, aber Spass machen die "alten" Gläser immer noch. Ich hatte neulich einmal die Chance, ein bisschen mit einem Swarovision 8,5x42 zu gucken. Im Vergleich zu meinem Uralt-Leica 8x32 BA war das Glas natürlich optisch besser, keine Frage. Müsste ich das Leica ersetzen, würde ich mir natürlich eins der neuen Gläser kaufen, und irgendwann werde ich das auch tun. Aber nicht, weil ich es "brauche", um im Feld Vögel bestimmen zu können, die ich mit einem meiner älteren Gläser nicht bestimmen kann.

Bei Spektiven sieht die Sache anders aus, dort ist der Fortschritt viel sichtbarer. Mit einem Spitzenspektiv der späten 80er und der frühen 90er Jahre, z.B. einem Kowa TSN-3 oder TSN-4, einem Nikon ED der ersten Generation, ist man heute nicht mehr "konkurrenzfähig". Wenn man oft in offener Landschaft, in den Bergen, an Seen oder an der Küste beobachtet, ist ein Spektiv absolut unverzichtbar. Wenn man versucht, unter 2000 Alpenstrandläufern auf 400m einen Sumpfläufer zu finden, kommt man mit einem Fernglas nicht weit, auch nicht mit einem Swarovision. Wenn man versucht, Ringe abzulesen, sowieso nicht. Und so richtig geniessen kann man viele Vögel auch nur, wenn man sie mit deutlich mehr als 10facher Vergrößerung beobachten kann. Da geht es nicht ohne ein Spektiv, und bei den Spektiven hat sich, was den Gebrauchwert angeht, viel mehr getan als bei den Ferngläsern.

Um beim Beispiel des Kowa TSN-3 bzw. TSN-4 zu bleiben: Die Spektive waren, als sie auf den Markt kamen, eine Revolution - exzellente Korrektur der Farbfehler durch eine Fluoritlinse, großer Objektivdurchmesser, dabei relativ kompakt und leicht, ein sehr gutes 30x Weitwinkelokular. Alle anderen Spektive - die Optolyth, das Nickel, das Hertel & Reuss, das CZJ Asiola oder das Zeiss 40x60 - sahen gegen die Kowas alt aus.

Und heute sehen die TSN-3 bzw. TSN-4 gegen die Spektive der neuesten Generation auch alt aus. Das Gegenlichtverhalten zum Beispiel ist deutlich besser geworden, der Kontrast auch, bei hohen Vergrößerungen bringen selbst kleine Verbesserungen der Transmission durch verbesserte Vergütungen noch einen sichtbaren Mehrwert, die meisten Spektive sind heute wasserdicht, und, der wohl wichtigste Punkt, die Zoomokulare sind von Spektivgeneration zu Spektivgeneration immer weiter verbessert worden. Ich erinnere mich noch gut an das Zoom zum TSN-3 bzw. TSN-4 - das war vielleicht eine Scherbe. Unscharf, miserabler Kontrast, sehr enges Gesichtsfeld. Grausam.

Heute sieht das anders aus. Ging es anfangs vor allem um die Bildqualität, die sich immer mehr der der Festbrennweiten annäherte (das erste halbwegs brauchbare Zoom war das 20-45x für das Nikon EDII, das erste wirklich brauchbare die frühe Version des 20-60x für das Leica Apo-Televid 77) gibt es seit einigen Jahren mehr und mehr Zoomokulare mit großen Gesichtsfeldern. Okulare, die über den gesamten Vergrößerungsbereich eine annähernd gleiche, hohe optische Qualität haben. Bei denen man nicht fast in das Okular hineinkriechen muss, um das gesamte Gesichtsfeld zu überblicken. Die zudem wasserdicht sind.

Gleichzeitig gibt es heute eine größere Auswahl an erstklassigen Spektiven als je zuvor, nicht nur in der Klasse der großen Spektive mit Objektiven von 80 mm und mehr, sondern auch kleine, handliche Spektive mit hoher optischer Qualität. Das kleine Swarovski und das Nikon ED 50 zum Beispiel, die man auch dann einsetzen kann, wenn eins der großen Spektive einfach zu unhandlich oder schwer ist.

Darin liegt der wirkliche Fortschritt der letzten 10 Jahre für die Beobachtungspraxis. Denn dass man mit der Kombination eines älteren Fernglases mit einem kleinen Spektiv auf einem vernünftigem Einbeinstativ mehr sieht als mit einem Fernglas der 2000 Euro-Preisklasse allein, ist einfach eine Tatsache. Und dass man mit einem der modernen Spektive mit einem 20-60x Zoomokular z.B. an der Küste um Längen mehr sieht als mit einem Kowa TSN-4 mit 30x ist auch klar.

So nett die neuen Ferngläser auch sind, für die Beobachtungspraxis war meiner Ansicht nach die Weiterentwicklung der Spektive von größerer Bedeutung. Und auf dem Sektor erwarte ich in den nächsten Jahren noch deutlichere Fortschritte als bei den Ferngläsern, einfach weil bei den Spektiven selbst kleine Fortschritte z.B. in der Vergütungstechnik bei hohen Vergrößerungen deutlicher sichtbar sind als bei den Ferngläsern. Ich würde heute jedenfalls deutlich lieber mit einem Leica 8x32 BA (oder einem Zeiss 8x50B von 1960 ...) + modernem Spektiv beobachten als mit einem Swarovision + Zeiss 40x60 oder auch einem Nikon ED der ersten Generation.

Hans



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 31.03.11 18:23.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Spektive und Ferngläser - Was der Fortschritt bringt

Hans 6144 31. März 2011 18:13

Re: Spektive und Ferngläser - Was der Fortschritt bringt

Werner Jülich 1838 31. März 2011 20:58

Re: Spektive und Ferngläser - Was der Fortschritt bringt

Hans 1663 31. März 2011 22:02

Re: Spektive und Ferngläser - Was der Fortschritt bringt

marc champollion 1515 31. März 2011 23:29

Vergleich Televid 77 : Televid 82

Bernd Sommerfeld 2139 01. April 2011 13:47

Re: Vergleich Televid 77 : Televid 82

Volker Werres 1597 01. April 2011 14:50

Re: Vergleich Televid 77 : Televid 82

Hans 1761 01. April 2011 18:48

Ist die Frontlinse beim Televid APO 77 im Rahmen der Modellpflege geändert worden?

MP 1501 11. April 2011 10:01

Re: Ist die Frontlinse beim Televid APO 77 im Rahmen der Modellpflege geändert worden?

Frank Ullmann 1467 11. April 2011 10:59



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