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Das Hensoldt 10x40 war ein vortreffliches Glas

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Hans Schmidt
10. Dezember 2011 15:31
1995 habe ich ein Hensoldt 10x40 B/GAT* erworben und seitdem häufig zur Tierbeobachtung, Schwerpunkt Robben und Vögel, eingesetzt.
2009 hat mein Sohn sein Biologiestudium beendet. Seine erste Stelle war mit einem Fernglas minderer Güte ausgestattet, er war anderes Gerät gewohnt und übernahm für eine Übergangszeit mein Hensoldt, das zuvor durch die Werkstatt von Herrn Jülich auf Vordermann gebracht wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde ich mit dem Nachfolgemodell in 2. Generation, Zeiss Victory 10x42 FL T* versorgt, denn ohne Fernglas, das wäre für mich undenkbar.
2010 erhielt mein Sohn ein eigenes, neues Dienstglas und auf einmal hatte ich zwei Ferngläser.
Verkaufen wollte ich nicht, denn es hingen viele Erinnerungen an dem alten, also kam es erst einmal in den Schrank.
Im Frühjahr 2011 wurde meine Frau pensioniert und nun hatten wir beide Zeit und Lust, ein Wohnmobil wurde angeschafft und die erste Hälfte einer Europareise Nordsee-Kanalküste-Atlantikküste bis Südportugal und dann an der Mittelmeerküste bis zum Rhonedelta und von dort dann zurück nach Nordfriesland, unserem Ausgangspunkt.
Während dieser Tour ergaben sich viele Beobachtungsgelegenheiten, darunter viele, die zu einem direkten Vergleich der Ferngläser einluden.

Schaun wir uns die beiden Prüflinge einmal von Außen an.
Das 10x40 ist eine klassische Schönheit, besonders, wenn die Stülpmuscheln hochgestellt sind, eine schlanke, fast filigrane Silhouette, griffige Längsrippen, glatter, glänzender Gummi an dem kein Schmutz haften bleibt.
Das 10x42 wird dagegen gedrungen und weniger ausgewogen, ein Pummelchen, neben der Schönheit. Es sieht allerdings sehr robust aus, bis man die Augenmuscheln herausdreht, dann stört mich die Lücke, die sich auftut.

Jetzt nehmen wir sie einmal vor die Augen.
Das 10x40 verlangt einen komplizierten Eingriff, Umklappen der Stülpmuscheln ohne auf das Okular zu patschen. Keine leichte Übung, ein dicker Minuspunkt, den es zu vermeiden gilt, also während der Wanderung nur an Personen verleihen, die die gleiche Einstellung brauchen.
Wir sind beide Brillenträger, damit wäre dieses Problem entschärft.

Dem 10x42 ist es gleichgültig, ob man mit oder ohne Brille beobachtet, man dreht die Drehaugenmuscheln in die Position, die man braucht: Das ist in wenigen Sekunden erledigt und ein versehentliches Berühren der Glasfläche ist ausgeschlossen.

Jetzt bewerten wir die Bildgüte.
Dazu muß man zuerst einmal den Augenabstand einstellen, dann die Entfernung. Auch hier ist ein erkennbarer Fortschritt zu spüren, dass breite Verstellrad des Victory läuft geschmeidig und es ist ein angenehmes Gefühl, schnell und präzise auf den Schärfepunkt zu fokussieren.. Da tut sich das 10x40 vom alten Hensoldt schon schwerer, trotz Wartung und neuem Fett ist der Verstelleindruck teigig, der Kraftaufwand ungleich, der direkte Kontakt Zeigefinger-Drehrad unbefriedigend.

Beim ersten Beobachten liefern beide ein farbneutrales und scharfes Bild, das Victory ist heller. Schaut man dann genauer, so fällt der bessere Kontrast auf. Schwarze Bildpartien sind im Victory schwarz, im Hensoldt grau. Die weisse Elsternbrust im Gegenlicht, ist im Victory hellgrau, im Hensoldt mehrere Graustufen dunkler, Kontrastunterschied. Rote Blumenrabatten sind im Victory leuchtend, im Hensoldt etwas blasser, fast stumpf.
Das Bild im Victory ist größer, die Anpassung an die Brillen ist besser gelungen. Das Victory hat praktisch keine Farbsäume, praktisch, weil man weder an Vogelbeinen noch an Ästen einen Farbsaum erkennen kann, wohl aber, wenn man den berühmten Oberleitungsdraht an den Bildrand schiebt, was zum Test vielleicht interessant, für die Praxis aber unrealistisch ist. Beide Ferngläser zeigen eine schwache Durchbiegung, wenn man die gerade Hauswand zum Bildrand verschiebt. Beide zeigen keine Auffälligkeiten beim Verschwenken gegen einen unruhigen Hintergrund, der Globuseffekt findet nicht statt.
Kommen wir zum Gegenlicht.
Hier schneidet das alte Hensoldt genauso gut ab, eventuell sogar noch eine Spur besser. Wir waren in Spanien und beobachten wild herumfliegende Insekten im Lichtkreis einer Strassenlaterne. Einige ließen sich von der heissen Glühbirne anlocken und starben sekundenschnell den Hitzetod, nicht ohne dabei etwas Gewebe auf dem heissen Glas zu lassen. In dieser Situation war das Hensoldt meinem neuen Victory überlegen, weil ich diese angebackenen Insektenreste leichter erkennen konnte. Pluspunkt für das Hensoldt, es war hier zumindest gleichwertig, trotz schwächerer Vergütung und obwohl die Dachkanten im Hensoldt nachweislich mehr Streulicht verursachten, wie ein Test an hellen Sternen bewies.
Kommen wir zur Schärfe. Randscharf sind beide nicht, zwar scheint das kleinere Bildfeld im Hensoldt kleine Vorteile zu suggerieren, aber da ich fast 10% weniger Bildfelddurchmesser sehen konnte, täuscht das gute Ergebnis etwas. Ich würde das Victory über einen Bildfeldradius von 2/3-3/4 für scharf oder annähernd scharf halten, das Hensoldt aus den beschriebenen Gründen für besser.
In der Mittenschärfe scheint das Victory die Nase vorne zu haben. Flaumfedernhärchen aus 25 Schritten Abstand zeigen beide, Pluspunkt für das Victory, weil die Farbintenistät etwas höher ist.

Sieht man einmal von der Bildhelligkeit ab, so schneidet das Hensoldt immer noch recht gut ab. Verläßt man einmal die typische Testsituation und fragt, in wie vielen Fällen eine Beobachtung im Victory möglich war, die im Hensoldt nicht möglich war, dann sind das ein paar wenige Fälle. Lediglich bei der Farbbestimmung unter schwierigen Lichtverhältnissen ist der Unterschied so groß, dass man sich mit dem Hensoldt etwas antiquiert ausgerüstet fühlt.

Zusammengefaßt, das alte Hensoldt 10x40 war seinerzeit ein tolles Glas, der Nachfolger punktet oft nur knapp, lediglich die Fortschritte im Handling sind so eindeutig, dass ein Hensoldt veraltet wirkt.

Wir werden trotzdem noch ein weiteres Fernglas kaufen müssen, es sollte 8x vergrößern und ein ruhigeres Bild liefern.

Hans Schmidt


Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Das Hensoldt 10x40 war ein vortreffliches Glas

Hans Schmidt 1863 10. Dezember 2011 15:31

Re: Das Hensoldt 10x40 war ein vortreffliches Glas

Bernd Sommerfeld 764 11. Dezember 2011 10:41



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