In einer neuen Publikation mit dem Titel
"Telescopic horizon scanning" befasst sich dessen Autor, Jan Koenderink (Uni Utrecht), mit dem Globuseffekt. Genau genommen schlaegt er vor, diesen durch zylindrische optische Elemente im Strahlengang zu eliminieren - jedenfalls, solange man sich auf horizontale Schwenks (die im praktischen Einsatz dominieren) beschraenkt. Er zeigt, dass man auf diese Weise eine Art Mercatorprojektion des Bildes erhaelt, fuer die das Schwenken dann ohne weitere Verzeichnungen erfolgt, und zwar auch dann noch, wenn man Rollbewegungen des Auges zulaesst. Dies waere dann eine perfekte Elimination des Globuseffekts.
Ich habe den Verdacht, dass es sich hier um eine Ausarbeitung von Walter E. Schoens "Zylindereffekt" handeln koennte. Auch Schoen hatte einst vorgeschlagen, Zylinderlinsen zu dessen Korrektur zu verwenden (man koennte diese eventuell in ein Gewinde vor das Objektiv schrauben). Fuer meine These spricht auch, dass Koenderink, wie auch Schoen, den Einfluss der visuellen Verzeichnung bei der Entstehung des Globuseffekts in Frage stellt - mit anderen Worten: Diese Verzeichnung, die in meinem Modell den Kern des Globuseffekts bildet, wird in Koenderinks Arbeit nicht mit einbezogen.
Er begruendet das damit, dass die visuelle Verzeichnung, die an Helmholtz-Schachbrettern gemessen werden kann, statisch bestimmt wird. Es sei daher "unwahrscheinlich", dass sie auch waehrend des Schwenkens eine Rolle spiele.
An dieser Stelle wuerde ich widersprechen wollen - denn: ist eine bestimmte Verzeichnung in der statischen Abbildung erst einmal vorhanden, dann wuerde diese doch nicht auf einmal verschwinden, sobald das Bild sich zu bewegen beginnt. Meine Computeranimationen haben zudem gezeigt, dass genau diese an den Helmholtzbrettern gemessenen Verzeichnungen, falls angewendet auf das bewegte Bild, in der Tat einen Globuseffekt erzeugen koennen. Allerdings gebe ich Koenderink Recht mit der Annahme, dass auch die Rollbewegung des Auges einen Einfluss auf diese Effekte haben muss, und die kann ich mit meinem Modell nicht gleichzeitig kompensieren: Ich kann die visuelle Verzeichnung kompensieren, solange der Beobachter beim Schwenk in etwa in Richtung Sehfeldmitte blickt, andernfalls werden einige Effekte des Globuseffekts auch nach der von mir vorgeschlagenen Kompensation weiterbestehen.
Soweit zu den Neuigkeiten zum Thema. Interessant an Koenderinks Arbeit finde ich insbesondere, dass sie womoeglich das im Detail erklaert, was Walter E. Schoen hier einst angedeutet, aber nie vollstaendig ausgearbeitet hat (mit dem Verweis auf sein anstehendes Buch).
Viele Gruesse,
Holger