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Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht

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22. Februar 2020 17:22
Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht – Was heisst das eigentlich?

Das Thema «Wasserdichtigkeit» bzw. «Verhinderung des inneren Beschlagens» scheint immer wieder zu beschäftigen. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass in Foren oder Reviews Ferngläser öfter mal Punkte verlieren, weil sie «nur spritzwasserfest» und nicht voll wasserdicht sind (dabei scheint oft vergessen zu gehen, dass über Jahrzehnte selbst in harschen Umgebungen nicht voll wasserdichte Ferngläser problemlos im Einsatz waren).

Ich hatte persönlich noch nie ein echtes Problem mit Wasserdichtigkeit oder mit internem Beschlagen (gebe aber gerne zu, dass ich meine Gläser noch nie im tropischen Regenwald oder in der Antarktis ei gesetzt habe).

Ich möchte das Thema daher mal von einer anderen Seite aufgreifen, wo ich Erfahrung habe, nämlich von der leidigen Geschichte der Belagsbildung auf internen optischen Flächen. Dabei gehe ich davon aus, dass solche Beläge entweder entstehen aufgrund irgendwelcher «Keime», die bei der Herstellung – oder später - ins Glas gelangen und die sich über Zeit vermehren und ausbreiten, oder aufgrund irgendwelcher Verdunstungs-/ Verdampfungsreaktionen interner Substanzen (z.B. Schmiermittel). Ev. gibt es aber noch weitere Prozesse, die zum gleichen Effekt führen?.

In beiden Fällen ist meines Wissens (das heisst gar nichts, ich bin Jurist, nicht Chemiker!) die Anwesenheit von Sauerstoff erforderlich. Schmiermittel zersetzen sich, reagieren mit Sauerstoff, und die Reaktionsprodukte schlagen sich dann auf optischen Flächen nieder und bilden trübende Beläge. Bei den Keimen gilt Analoges. Auch hier sind anaerobe Prozesse m.W. kaum oder nicht relevant; selbst Glaspilz, der laut meinen «Wikipedia-Recherchen» zu den Gruppen der Schlauchpilze und Eipilze gehört und sich von Stoffen (Leder, Farbe, Kitt, Klebstoff) ernährt, die bei der FG-Herstellung verwendet wurden, braucht letztlich Sauerstoff für den Stoffwechsel (stimmt das wirklich??? Chemiker und Biologen, das ist Euer Feld).

Von da her scheint die Spülung des Fernglases und Abdichtung höchst sinnvoll, denn damit ist der Sauerstoff raus. Also keine Beläge mehr! Ich war daher jahrelang der Meinung, bei den modernen Stickstoff-gespülten und voll abgedichteten Gläsern sei das leidige Thema früherer Zeiten, wonach sich nach einigen Jahren auf den internen optischen Flächen Beläge bilden können, erledigt.

Nun kommen störenderweise Erfahrungen herein, die sich mit der obigen Erkenntnis nicht vertragen. Kurz erläutert:
ich betreue eine grössere Sammlung (hauptsächlich moderner) Ferngläser. Diese Würde bringt auch Bürde: die Gläser werden älter, sie brauchen regelmässige Kontrolle und gegebenenfalls Wartung, usw. Wo nötig, werden Gläser zum Service eingeschickt. Alle Gläser werden in Räumen aufbewahrt, in denen Temperatur und Luftfeuchtigkeit periodisch kontrolliert werden.

Die letzte Ueberprüfung hat bis jetzt Folgendes ergeben:

- von den älteren (vor 1990), nicht voll wasserdichten Gläsern (z.B. Zeiss, Leica, Kern) zeigen rund 20% beginnende Beläge in einem oder beiden Tuben; keine Ueberraschung, nach 20-30 Jahren ist das zu erwarten. Das war für mich schon in der Vergangenheit so (ich hatte z.B. Habicht 10x40 oder Leitz Trinovid 10x40 nach jeweils etwa 25 Jahren zur Reinigung eingeschickt, das »hält» dann hoffentlich wieder 10 oder oft mehr Jahre)

- von den älteren (vor 1990) als wasserdicht geltenden Gläsern (z.B. CZJ 7x40 EDF) zeigen nicht viele, aber einige vereinzelte eine beginnende Belagsbildung

- auch bei den jüngeren (nach 1990) nicht voll abgedichteten Gläsern habe ich bis jetzt nur vereinzelt eine beginnende Belagsbildung entdeckt (das ist wohl mehr Glück als Verstand)

- bei den modernen und als voll wasserdicht deklarierten Gläsern (z. B. Zeiss Conquest, Steiner Commander, Leica Trinovid) zeigen rund 6% eine beginnende Belagsbildung. Darunter sind einerseits ein paar über 10 Jahre alte Gläser, aber auch mehrere nur gerade 5-jährige, z.T. hochwertige Gläser (z.B. Leica Trinovid 10x42 {{beginnender Glaspilz!!!}}, Leica Ultravid 7x42 HD, Steiner Commander, Zeiss 7x50 BGA/T !!). Das gibt etwas zu denken.

Da sind zwar die Kosten der Instandstellung dank Garantiefristen und Kulanz der Hersteller begrenzt, aber lästig ist die Sache trotzdem, es heisst korrespondieren, einschicken, mahnen, usw.

Nach dem Gesagten sehe ich folgende Szenarien:

a) entweder ist meine Annahme unrichtig, dass Beläge auf den internen optischen Flächen nur in Anwesenheit von Sauerstoff entstehen; betroffene Gläser, die als abgedichtet deklariert sind, könnten dann also trotzdem voll wasserdicht und gegen Beschlagen resistent sein; oder

-b) die Gläser sind zwar mit Stickstoff gespült und abgedichtet, aber die Abdichtung ist mangelhaft und die Gläser sind auch gar nicht richtig wasserdicht (man erinnere sich an das Debakel mit dem Leica-Glas im allbinos – Endurance Test vor ein paar Jahren); oder

c) die Abdichtung ist fachgerecht ausgeführt, hält aber nur wenige Jahre, und während die Gläser zwar wasserdicht bleiben, wird durch Diffusion von Sauerstoff ins Glas die Bildung von Belägen auf den optischen Flächen möglich (über die Thematik Diffusion – Stickstoff / Argon aus dem Glas heraus, bzw. Sauerstoff in das Glas hinein, einschliesslich der Diskussion von Dingen wie Diffusionsrate, Partialdruckunterschied usw. siehe Holgers Buch, 2. Auflage, S. 94f. Auch die Frage «Stickstoff gegen Argon», die immer wieder aufkommt – siehe soeben
[www.cloudynights.com]
ist bei Holger bereits einleuchtend abgehandelt). Oder

d) die Abdichtung ist fachgerecht ausgeführt, hält aber nur wenige Jahre, und anschliessend sind die Gläser auch nicht mehr wasserdicht.

Wäre super, wenn jemand hier wüsste, welche von den obigen Alternativen eigentlich gilt (ev. gibt es noch mehr?).

Noch ein paar weitere Gedanken in loser Folge:

- einige Hersteller haben die Neubefüllung mit Stickstoff durch sichtbare Anbringung entsprechender Ventile ausdrücklich vorgesehen (z.B. Steiner), sie gehen also auch davon aus, dass das von Zeit zu Zeit notwendig wird. Allerdings hat mir bis jetzt niemand gesagt, dass das vielleicht schon nach 3-4 Jahren nötig sein könnte (?). Steiner würde mir wahrscheinlich erklären, dass die Neubefüllung zwar wegen Diffusion über Zeit nötig wird, aber dass die Gläser dennoch die ganze Zeit über wasserdicht bleiben. Wäre zu testen ;-)

- nach meiner bisherigen Erfahrung scheint es keine klare Relation zu geben zwischen der Einsatzart der Gläser und der Belagsbildung. Auch Gläser, die vorwiegend im Gestell stehen, werden genauso von Belägen betroffen wie solche, die fast täglich mit draussen sind

- bei den Herstellern scheinen Premium-Gläser nicht weniger betroffen als günstigere. China-Gläser (davon stehen bei mir über 60) scheinen nicht häufiger betroffen – bei mir derzeit nur ein einziges - als deutsche/portugiesische (Leica) oder deutsche/ungarische (Zeiss). Speaking of Premium: am meisten Beläge zeigen bei mir Leica und Zeiss, Nikon ist deutlich besser, Swarovski bis jetzt am besten. Das ist sicher nicht verallgemeinerungsfähig, einfach ein Feststellung meinerseits (ich mag Leica trotzdem gut!). Bei Meopta habe ich ein zu kleines «Sample», um eine Aussage zu wagen; das Dutzend Meopta-Gläser in der Sammlung ist bis jetzt belagsfrei.

Wenn ich mir das Gesagte nochmals überlege, komme ich zum Schluss, dass das Thema «Abdichtung» für mich als Nutzer mit mitteleuropäischen Wetterverhältnissen deutlich überbewertet erscheint (ausser vielleicht für Birder an der Nordsee oder auf Boot).
In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts habe ich mein bewährtes Leitz Trinovid 10x40 ausgiebig unter Armeebedingungen verwendet, und weder Eindringen von Wasser noch «internal fogging» wurden je ein Problem, obschon das Glas nach heutigen Begriffen gerade mal «spritzwasserfest» war. Nach 25 Jahren schickte ich das Glas zu Leica ein, um die entstandenen Beläge auf den Prismen zu reinigen. Nach meinen heutigen Wissensstand wäre das auch bei einem voll abgedichteten Glas notwendig geworden.

An Input zum Obigen - insbesondere der Frage "heisst Belagsbildung wirklich, dass Sauerstoff im Glas drin ist und die Abdichtung daher ungenügend ist" - und kontrastierende Erfahrungen anderer Nutzer wäre ich sehr interessiert!!!

Pinac
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht

Pinac 1886 22. Februar 2020 17:22

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht

Sebzwo 752 22. Februar 2020 19:09

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht

prunusavium 708 22. Februar 2020 19:09

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht: Swift Audubon aus 1990

Dick van den Berg 732 22. Februar 2020 20:45

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht: Swift Audubon aus 1990

Pinac 675 22. Februar 2020 21:45

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht: Swift Audubon aus 1990

Dick van den Berg 693 22. Februar 2020 22:47

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht: Swift Audubon aus 1990

Pinac 705 23. Februar 2020 08:34

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht

OhWeh 737 22. Februar 2020 21:32

Verdunstung

Dominique 718 22. Februar 2020 22:12

Re: Verdunstung

OhWeh 766 23. Februar 2020 21:57

Re: Verdunstung

Holger Merlitz 727 24. Februar 2020 07:49

Re: Verdunstung

AndreasVSA 649 24. Februar 2020 08:31

Re: Verdunstung

Dominique 681 24. Februar 2020 08:57

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht

Pinac 666 23. Februar 2020 08:39

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht

Dominique 678 23. Februar 2020 09:24

Re: Spritzwasserfest – Wasserdicht – Druckwasserdicht

Horst Schoch 816 23. Februar 2020 11:49

Zwischenergebnis?

Pinac 637 25. Februar 2020 19:31

Re: Zwischenergebnis?

Dominique 665 25. Februar 2020 20:22

Re: Zwischenergebnis?

Holger Merlitz 793 26. Februar 2020 07:16

Re: Zwischenergebnis?

OhWeh 687 26. Februar 2020 10:27

Belagsbildung

Stefan Schwarz 847 04. März 2020 15:09



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