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Wie informiert „Brockhaus multimedial premium 2007“ über Ferngläser?

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29. Januar 2007 18:42
Der ADAC hat vor einigen Wochen seinen Mitgliedern ein Angebot zum Kauf einer DVD „Brockhaus multimedial premium 2007“ zugesandt. Obwohl ich bereits die 25bändige Meyers Enzyklopädie, die 30bändige Encyclopaedia Britannica und die 24bändige Collier's Encyclopedia besitze, habe ich dieses Angebot wahrgenommen, weil der Preis nur 49,90 Euro betrug und ich ein aktuelleres Nachschlagewerk als meine schon etwas betagten Bücher in guter „Brockhaus-Qualität“ dahinter vermutete.

Heute habe ich die DVD installiert und gleich enttäuscht festgestellt, daß die 10zeilige Installationsanweisung für Macintosh fehlerhaft ist (der Ordner, in den die Daten kopiert werden müssen, heißt nicht „Anwendungen“, sondern „Programme“, und wenn die angeblich auf der Rückseite der DVD-Hülle stehende „Registriernummer“ abgefragt wird, muß man die nicht außen, sondern innen in der Hülle angegebene „Seriennummer“ eintragen).

Dann habe ich zur Probe ein erstes Stichwort eingegeben: „Ferngläser“. Ich hatte gedacht, daß ich anhand dieses Stichworts gut beurteilen könnte, wie gut dieser Brockhaus ist, weil ich über Ferngläsern einiges weiß. Erwartet hatte ich, nun umfassende Informationen über den Aufbau und die Funktionsweise mit u.a. Schnittzeichnungen des Strahlengangs eines Galilei- und eines Kepler-Fernrohrs sowie eines Porro- und eines Dachkantglases zu finden. Statt dessen fand ich das und nur das:

--------------- Zitat-Anfang -------------

Fernglas,

kleineres Prismendoppelfernrohr von 8- bis 10-facher (mitunter bis 20-facher) Vergrößerung für den Handgebrauch, bei dem die Bildumkehr durch Prismensysteme erfolgt (Fernrohr). Die historische Bezeichnung Feldstecher ist auch heute noch üblich und wird synonym verwendet.

---------------- Zitat-Ende --------------

Nebenbei wurde ich noch gefragt, ob ich statt „Fernglas” nicht etwa „Ferngas“ gemeint hatte (vielleicht hätte ich doch besser dort nachsehen sollen).

Ich finde diese ungeheure Informationsfülle grandios und werde nun überlegen, ob ich nicht nun auch mein Fernglasbuch von über 500 Seiten Umfang auf vielleicht 20 Zeilen eindampfen sollte, um es schneller und als DVD statt als Buch auf den Markt bringen zu können, am besten über die Vertriebswege des ADAC, die eine hohe Auflage garantieren könnten.

Ich täte nun dem ADAC und Brockhaus Unrecht, wenn ich verschwiege, daß diese Lexikon-DVD noch mehr bietet. Also will ich auch darüber berichten. Unten auf der Seiten mit dem obigen Text findet sich eine spinnenartige Grafik, die symbolisch Verknüpfungen mit anderen Suchbegriffen bzw. Stichwörtern angibt, und zwar in der Mitte das Wort „Fernglas“ und außen herum im Uhrzeigersinn folgende weitere Begriffe:

Nicol-Prisma
Prismeninstrumente
Optik
Anamorphot
Periskop
Feldstecher
Fernrohr Optik
Prisma Optik

Lediglich unter „Feldstecher” und „Fernrohr Optik“ ist Relevantes zu finden, wenn auch hier nur in allerkleinsten Häppchen. Bei „Prisma“ muß der Leser schon einiges über Ferngläser und Prismen wissen, um überhaupt feststellen zu können, wo im erklärenden Text zum „Prisma” etwas steht, das Bezug zu Ferngläsern hat. Unter „Optik“ wird ein Überblick über die vielen verschiedenen Bereiche der Optik gegeben, was dem, der eigentlich etwas über das „Fernglas“ erfahren wollte, nicht weiterhilft.

Seltsam, daß „Nicol-Prisma“ aufgeführt wird (ein Polarisationsprisma, das mit Ferngläsern soviel zu tun hat wie eine „Bleistift“ mit „Knäckebrot“), nicht aber „Porro-Prisma”, „Schmidt-Prisma” oder „Schmidt-Pechan-Prisma”, „Abbe-König-Prisma” oder „Uppendahl-Prisma”, die heute gängigsten Umkehrprismensysteme bei Ferngläsern. Von Möller-, Lehmann-, Huet- und anderen heuzutage exotischen Fernglas-Prismensystemen will ich gar nicht erst reden.

Die „Prismeninstrumente” werden auf der nach Anklicken erscheinenden Seite im Titel erst zusammen und danach im Text in zwei Wörtern mit Bindestrich „Prismen-Instrumente“ geschrieben. War man sich im Verlag, der auch den Duden produziert, nicht über die korrekte Schreibweise klar? In der Erklärung findet man nichts, was irgendeinen Bezug zu Ferngläsern erkennen läßt: „Prismen-Instrumente, optische Geräte zum Abstecken von Winkeln im Gelände; beruhen auf der mehrfachen Ablenkung des in ein Glasprisma einfallenden Lichtstrahls durch Brechung und Reflexion. Zum Absetzen rechter Winkel und Einrichten einer Geraden dient das Winkelprisma.“ Das war alles.

Das Stichwort „Optik” versprach mehr und liefert sogar einen längeren Text im Umfang etwa einer DIN-A4-Seite, aber ebenfalls keine Informationen zu Ferngläsern.

Das Stichwort „Anamorphot“ wird auf der nach dem Anklicken erscheinenden Seite richtig erklärt, aber hat auch keinerlei Bezug zum Fernglas. (Für Optik-Laien: Anamorphote sind vor allem als optische Systeme zur Breitbild-Filmaufnahme und -Filmprojektion bekannt, die das extrem breite Bild horizontal in ein normales Filmformat stauchen und bei der Projektion wieder ins ursprüngliche Seitenverhältnis dehnen.)

Belustigend ist ferner für alle Fernglasfreunde, daß Brockhaus in einer linken Spalte noch 9 weitere Querverweise für den nach Informationen über das „Fernglas“ Suchenden anbietet, darunter:

O Vater, armer Vater (Werkbeschreibung) Schauspiel
Die Titanic
Das ist ein Dng wie 'ne Wanne: das ist ein Ding mit 'nem Pfiff

Um zu erfahren, was das bedeuten soll, muß man die betreffende Zeile anklicken:

Der erstgenannte Verweis ist angegeben, weil in dem so betitelten Schauspiel der folgende Satz vorkommt: „Als sich Jonathan, der die Freuden des Lebens bisher nur durch den Blick durch sein Fernglas kennen lernte, in seine erotisch äußerst anziehende »Babysitterin« verliebt, setzt Madame Rosepettle alles daran, die sich anbahnende Beziehung im Keim zu ersticken, und klärt ihren Sohn über die unlauteren Absichten solcher Frauen auf.“ Immerhin, das könnte man noch als ein Anwendungsbeispiel für Ferngläser durchgehen lassen (wenn es als solches deklariert wäre).

Der zweitgenannte Verweis ist angegeben, weil im entsprechenden Text der Satz vorkommt: „Trotz sternklarer, aber mondloser Nacht konnten dies die Männer im Krähennest ohne Suchscheinwerfer (trotz allem Luxus an Bord nicht vorhanden) und optische Hilfsmittel wie Ferngläser (die zwar vorhanden waren, aber nicht genutzt wurden) unmöglich gewährleisten.”

Der drittgenannte Verweis bezieht sich auf folgendes Beispiel in der Erklärung der angeblich berlinerischen Redensart: „Das ist ja ein Ding wie 'ne Wanne! Mit diesem Fernglas kannst du auch in der Dunkelheit alles sehen, das ist ein Ding mit 'nem Pfiff.“ Dieses Zitat könnte aus dem Text eines eBay-Angebots für ein „Nachtaktives Fernglas“ stammen.

Ich möchte mit diesem Beitrag alle warnen, die der Versuchung erliegen könnten, ebenfalls dieses tolle Brockhaus-Lexikon auf DVD zu kaufen. Verprassen Sie das Geld lieber auf dem Rummelplatz oder gehen Sie mal mit Frau oder Freundin Sushi oder Saltimbocca essen. Da haben Sie mehr davon. Und wenn Sie was über Ferngläser wissen wollen, stellen Sie Ihre Frage(n) lieber hier in diesem Forum. Da erfahren Sie tausendmal mehr als in diesem Brockhaus-Elaborat.

Ich werde die Brockhaus-DVD morgen an den ADAC zurückschicken.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Wie informiert „Brockhaus multimedial premium 2007“ über Ferngläser?

Walter E. Schön 2541 29. Januar 2007 18:42

Ich mag den Brockhaus 2007

Jens Stolpmann 748 01. Februar 2007 22:55

Re: Wie informiert „Brockhaus multimedial premium 2007“ über Ferngläser?

A. Mackenbrock 749 02. Februar 2007 15:09

Wikipedia

OhWeh 898 02. Februar 2007 15:27



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