Dazu ein paar Zahlen aus dem Glaskatalog von Schott, wobei ich vereinfachend für das unbekannte Dachkantprismenmaterial den höchsten Wert angesetzt habe, den ich dort für die Transmission finden konnte
Transmission T(10) für eine Schichtdicke von 10mm
BK7 0,997
Bak4 0,992
XY Dachkant 0,998
Man sieht, dass BaK4 bei gleicher Prismendicke etwa 6% weniger Transmission hätte als die bestmögliche Dankkantglassorte. Um die verschiedenen Schichtdicken zu berücksichtigen kann man die Transmisionswerte auf die Schichtdicken D 75mm für Porros und D 100mm für Dachkant umrechnen nach:
log T(10) / log T(D) = 10mm/Dmm
und daraus
T(Dmm) = T(10mm) ° Dmm/10mm
Dann errechnet sich für einen 75mm langen Glasweg durch Bak4 die Transmission zu 0,9415 und im Vergleich dazu für einen 100mm langen Weg durch ein Spitzendachkant zu 0,98. Es bleiben also ca 4% Unterschied als Vorteil für ein Dachkant, die vielleicht durch Verspiegelungsverluste auf gute 3% vermindert werden, aber dieser Vorteil bleibt, solange man BaK4 verwenden muss.
Wenn man für Porros ein anderes Material mit ähnlich hohem Brechungsindex suchen will, finden sich im Glaskatalog dazu im Bestfall Varianten mit einer Transmission von 0,994 (davon abgesehen, ob ihre übrigen Eigenschaften akzeptabel wären). Damit liesse sich die Transmission um etwa 1,5% steigern, aber ein Vorteil von 1-2% für die Dachkanttransmission bliebe bestehen. Ob es noch bessere Sorten für Porros gibt, die den Vorteil des kürzeren Glasweges tatsächlich auf die Waagschale bringen können bezweifle ich. Die nötige höhere Brechzahl für Porroprismen zieht für die Transmission schon rein theoretisch physikalische Grenzen, die die Ödnis der Glaskarte in dieser Gegend erklären dürften.
Vielleicht könnten sich aber andere Punkte zugunsten von Porros weiter ausreizen lassen und damit zu Gleichstand in Sachen Transmission führen. Die Glaswegkorrektur könnte vielleicht den Okularaufbau vereinfachen und jede Grenzfläche weniger bringt für die Transmission einen Vorteil. Etwas ähnliches nehme ich zur Erklärung des deutlichen Helligkeitsvorteils meines 20x70 Porros gegenüber meinem Nikon HG an, der beim Papiertest von Herrn Schön klar zu Tage tritt.
Auch ich beginne allmählich zu bedauern, dass Zeiss und Leica keine Porros mehr anbieten und deren Weiterentwicklung aufgegeben haben. Immer wenn ich ein gutes Porro vor der Nase habe kommt mir höchst subjektiv das Bild angenehmer und ruhiger vor, irgendwie realitätsnäher, ich kann es nicht beschreiben. Es ist vielleicht ein bisschen so wie der Unterschied zwischen Class A/B und reinen Class A verstärkern im Hifi-Bereich. Phasensprünge, auch wenn sie eigentlich unhör und unsichtbar sein sollten machen vielleicht doch einen Unterschied. Seit ich in meinem Verstärker den Ruhestrom etwas erhöht habe und dank wirkungsgradstarker Lautsprecher bis gut 8Watt im classA Betrieb höre, klingt es noch einen Tick realistischer. Ich will mir nichts einbilden, aber irgendwie finde ich Streichquartette von Beethoven bis Bartok nun noch packender, Klavieraufnahmen farbiger und fesselnder, und auch das Orchester des Concertgebouw Amsterdam legt noch atemberaubender los. Ich werde mir wohl doch ein Nikon SE, ein EII, oder einen Habicht zulegen müssen.
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.02.09 14:52.