Hallo konfokal,
gut, von Dir zu hoeren! Ich rechne einfach mal mit den neuen und kompletten Datensaetzen, dann haben wir Zahlen, die wir vergleichen koennen.
Zunaechst muessen wir beruecksichtigen, dass alle spektralen Transmissionskurven mit der spektralen Empfindlichkeit des Auges gewichtet werden muessen, wenn wir von visueller Transmission sprechen. Die Kurven sind im Anhang, fuer das Tagessehen der Zapfen und das Nachtsehen der Staebchen, und ich habe mir jetzt die Muehe gemacht, alle Transmissionskurven entsprechend zu integrieren. Hier sind die integrierten und gewichteten Transmissionen der Glassorten, jeweils auf 100mm Dicke:
Tag:
Bak4 ------> 98.1%
Bk7 --------> 97.9%
Bak4-HT--> 98.2%
BK7-HT --> 99.0%
Hier liegt konventionelles BaK4 sogar leicht ueber dem BK7! Das liegt natuerlich daran, dass der kurzwellige Bereich im Visuellen eine geringe Gewichtung hat. Das meinte ich damit, als ich sagte, das Verwenden der 400nm Linie (bei der das BK7 mehrere % ueber dem BaK4 liegt) sei voellig ungeeignet zur Beurteilung der visuellen Transmission eines Glases.
Das neue BaK4-HT bringt praktisch keine Verbesserung, das BK7-HT schon, immerhin 0.8% gegenueber dem BaK4-HT. Nehmen wir jetzt an, wir haetten ein konventionelles Porro mit Glasweg 4w=100mm, und ein Abbe-Koenig mit Glasweg 5.2w=130mm, dann erhalten wir fuer das AK eine BK7-HT Transmission von 98.7%, also 0.5% Vorsprung vor dem Porro. Bei asymmetrischen Porros waere dieser Vorsprung noch geringer.
In der Nacht ist die Situation fuer das AK ein wenig guenstiger:
Nacht:
Bak4 ------> 97.2%
Bk7 --------> 97.7%
Bak4-HT--> 97.8%
BK7-HT --> 98.8%
Hier lag das BaK4 wegen seiner Blauschwaeche um 0.5% hinter dem BK7, und mit den neuen HT-Glaesern vergroessert sich der Abstand auf 1% pro 100mm Glasweg. Da das AK etwas laenger ist, haette es bei 130mm Glasweg noch 98.4%, also 0.6% Vorsprung vor dem Porro mit Bak4-HT.
Also fassen wir mal zusammen:
1) Die Unterschiede sind in allen Faellen minimal
2) Die alten BaK4 hatten am Tage sogar einen Vor-, keinesfalls einen Nachteil gegenueber dem BK7
3) Mit den neuen HT-Varianten kann das AK (und nur das AK!) in der Tat einen geringen Vorsprung ueber das Porro verbuchen, der jedoch nicht praxisrelevant weil unterhalb 1% ist.
4) Das fruehere Fazit lautete ja "die Transmission von Dachkantprismen ist hoeher als die von Porros", und dies ist ohnehin falsch, da die meisten Dachkanten vom Schmidt-Pechan Typ sind, die unguenstiger dastehen als AK oder Porros. Das neue Fazit lautet: Ein geringer (< 1%) Vorteil des Abbe-Koenig ist moeglich, das Schmidt-Pechan liegt jedoch hinter den anderen Prismensystemen zurueck.
Mit der Idee von "Kritiker", eine nicht-konstante Transmissionskurve koennte eventuell die Farbsaettigung und den Farbkontrast beeinflussen, setze ich mich auch im Buch auseinander, in dem ich die Transmissionskurven des Leica Ultravid und des Zeiss Victory FL analysiere. Das alte BaK4 hat wegen seiner "Blauschwaeche" (das ist natuerlich relativ: es geht um ein paar %) eventuell einen leichten Warmton beigetragen, der mit dem BaK4-HT aber weg sein duerfte. Viel staerker schlug jedoch die Metallverspiegelung der Schmidt-Pechan Prismen durch, die bei 450nm schon auf 93% Reflektivitaet runter waren, und bei 400nm deutlich unter 90%. Dagegen waren die Effekte des alten BaK4-Glases auf den Warmton des Bildes nur Peanuts ;-)
Was Deine Einschaetzung des kurzwelligen Anteils zur Schaerfe und Kontrast anbetrifft, muss ich widersprechen: Blau und Violett streuen stark in der Atmosphaere und tragen ueberproportional zum Streulicht bei. Ferner bildet das Auge den kurzwelligen Bereich wesentlich schlechter ab als den Rest des Spektrums, wegen der chromatischen Aberration des Auges. Die Fovea enthaelt so gut wie keine Blau-Zapfen, weil diese die Sehschaerfe verringern wuerden! Daher ist die Aufloesung des Auges im Blauen verhaeltnismaessig schlecht.
Viele Gruesse,
Holger
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.03.13 03:51.