Das glaube ich kaum. Die Berücksichtigung der spektralen Empfindlichkeit der Retina nach Deinem Diagramm hat zwar sehr interessante Ergebnisse, das ist aber alles mit Vorsicht zu genießen. Man findet bei biologischen Daten stets eine große Streubreite, was oft leider nicht mit angegeben wird, auch interindividuell gibt es meist starke Variationen. Scharfe Meßwerte wie in Physik und Technik gibts da selten, in Gedanken muß man die Kurven meist als Mittelungen mit großer Variabilität betrachten. Schau Dir zum Vergleich nur mal an, wieviel höher die Blauempfindlichkeit in diesem anderen Diagramm unten rauskommt, auch wenn da die Ordinatenskala fehlt....
Mit den Argumenten gegen Blau hatte ich gerechnet, die kenne ich ja auch.... - aaaber, ist das alles so klar? Das sich die Natur den höheren Informationsgehalt von blauem Licht so leicht durch die Lappen gehen ließe kann ich mir schwer vorstellen. Ich glaube da kann man sich täuschen und das ganze könnte dynamischer sein, als man denkt. Ich spekuliere mal wild herum:
1. ist die atmosphärische Streuung ist sehr von der Witterung abhängig. Es gibt leider im Jahr nur ein oder zwei Handvoll Tage - meist nach einem reinigenden Regen, an denen man diese berühmte glasklare Fernsicht hat, weil die Aerosole weggespült und geweht sind. Eigentlich sollte man Fernoptiken nur an solchen Tagen vergleichen...dann geht einem wirklich ein Licht auf, u.a. weil der unscharf blaue Streulichtanteil fehlt, und man den bildgebenden Blaulichanteil dann besser sehen kann
2. weiß m.W. keiner so genau, wie das mit dem scharf Blausehen eigentlich funktioniert, in der Fovea sind so gut wie keine Blauzapfen. Trotzdem kann man blaue Gegenstände scharf erkennen. Vielleicht ist die Verschaltung der weiter auseinanderstehenden Blauzapfen so organisiert, dass die stichprobenartig die eines Bereichs abscannen, während irgendwelcher Mikrosakkaden, dann wäre die Auflösung nicht nur von ihrem Abstand abhängig, sondern vom Verfahrweg pro Zeit. Für solche Scanning-Effekte spricht ja auch die bekannt größere Auflösung für Linien als für Punkte. Vielleicht kennt das Hirn auch den Versatz der Zapfen gegen gedachte Linien und kann durch Interpolation so feinere Strukturen im Blau erkennen/interpretieren.
3. Kontrast und Auflösung sind nicht voneinander zu trennen, man denke an die MTF. Ich weiß nicht wie Farbkontraste zustandekommen, halte es aber für sehr möglich, dass das Hirn die Farbkanäle erst mal getrennt analysiert, die Bilder dann übereinanderlegt, und dann mit den Informationen aus einem anderen Kanal erkannte Strukturen nachschärft oder farbverändert. Wenn man sich dabei vorstellt, dass der Blaukanal zwar ein gröberes Raster hat, das aber beim Übereinanderlegen probehalber fein verschoben wird, bis eine in den anderen Kanälen schon erkannte Struktur noch besser hervortritt, dann könnte auch ein grobes blaues Zapfenraster die feinere Information im blauen Licht nutzen und übertragen.
Aber zugegeben, ausdenken kann man sich viel, experimentelle Daten müssten her... Mein Eindruck ist jedenfalls: Blau ist wichtig, und nicht nur ein die Auflösung mindernder Störfaktor. Sonst hätte sich in der Evolution die Erfindung von Blauzapfen nicht rentiert, und sie wären beim Menschen nicht wieder ins Auge gekommen, nachdem sie in der Entwicklungsgeschichte auch schon mal rausgeschmissen worden waren... Da fällt mir ein, Du hattest schon mal versucht, das Blau madig zu machen, und ich erinnere mich dunkel an meine Entgegnung:
Kontrast, Farbtreue, Blausehen
Das SP in der früheren Debatte tatsächlich besser weggekommen sein soll als Porro ist mir nicht mehr erinnerlich, geglaubt hätte ich das bei mehr Weglänge plus Verspiegelungsverlust eh nicht - egal. Du hast recht, die Jagd um letzte Prozentpünktchen Transmission ist sinnlos teuer, lieber knapp weniger. Und dafür ne sorgfältige Innenschwärzung...