Swarovski benutzt eine relativ helle orange Zielfeldmarkierung und Entfernungsanzeige. Diese Farbe ist für Beobachter ohne Rot-Grün-Schwäche ideal, weil sie sowohl zum Grün von Gras und Laub als auch zum Blau des Himmels annähernd komplementärfarbig ist und somit einen hohen Farbkontrast für gute Ablesbarkeit bietet. Zugleich liegt diese Farbe im langwelligen Bereich des Spektrums, wo sie die Dunkeladaption der Stäbchen (Sehzellen mit einem Empfindlichkeitsmaximum um etwa 507 nm für das Hell-dunkel-Sehen bei sehr geringer Helligkeit) nicht sehr stört. Diesbezüglich noch günstiger wäre ein tiefes Rot, aber das hat wieder den Nachteil, daß das Auge dafür weniger empfindlich ist und man viel mehr Strom verbrauchende LEDs für eine gleich hell erscheinende Anzeige benötigte.
Bedauerlicherweise ist aber ein Rot oder Orange von Menschen mit Rot-Grün-Schwäche schlecht oder gar nicht vom Pflanzengrün unterscheidbar. Der Vorschlag, die Anzeige deshalb in Blau zu ändern, wäre problematisch, weil damit die Anzeige die Dunkeladaption beträchtlich störte und wahrscheinlich auch, weil blaue LEDs derzeit wohl noch schwer verfügbar oder teuer sein dürften. Den Strombedarf bzw. Wirkungsgrad blauer LEDs kenne ich nicht und müßte erst recherchieren.
Die Zielmarke und die Entfernungsanzeige müssen in den Strahlengang so eingespiegelt werden, daß sie in der Zwischenbildebene scharf zu sehen sind. Das geschieht mittels eines Teilerspiegels, der allerdings für das zum Bildaufbau benötigte Licht so gut wie möglich durchlassen sollte. Bei einer roten Anzeige kann eine dichroitische Verspiegelung benutzt werden, die dann nur den Rotanteil des Bildes etwas abschwächt. So bliebe die Bildhelligkeit weitgehend erhalten und auch die Farbneutralität bliebe weitgehend gewahrt. Bei einer blauen Anzeige wäre das mit erheblich größerem Lichtverlust und einer Farbverfälschung des Bildes zu warmen Gelbtönen hin verbunden. Der Lichtverlust fiele insbesondere bei Beobachtung in der Dämmerung oder bei Nacht auf. Denn gerade der Blaubereich ist ja der, zu dem hin sich die Empfindlichkeitskurve des menschlichen Auges beim Nachtsehen verschiebt.
Es wird also wohl bei der bisherigen Farbe Orange bleiben. Eine andere, von mir bevorzugte Lösung wäre, die Einspiegelung der Entfernung an dem unteren Bildrand zu verlegen und dort innerhalb einer passend dimensionierten Rechteckfläche das Bild abzudunkeln, damit sich die helle Zahl auch für Rot-Grün-Schwache besser vom Hintergrund abhebt. Der Nachteil wäre, daß das Auge zwischen Sehfeldmitte (zum Zielen) und unterem Sehfeldrand (zum Ablesen der Anzeige) weiter springen müßte als bei der momentan benutzten Anzeige knapp unterhalb der Zielmarke.
Zu Ihrer Problemlösung, das Gerät verkehrt herum (unten nach oben) zu halten, möchte ich eine kleine Korrektur anbringen: Sie sehen so die Zahl um 180° gedreht, aber nicht spiegelverkehrt bzw. „in Spiegelschrift“, wie Sie schrieben. Wenn Sie eine normale Zeitung verkehrt herum halten und lesen wollen, sehen Sie die Buchstaben ebenfalls nicht in Spiegelschrift, sondern nur um 180° gedreht. Solche Schrift läßt sich problemlos lesen, nach ein bißchen Übung sogar so schnell, daß man den Text in normaler Sprechgeschwindigkeit vorlesen könnte (ich jedenfalls kann das, worüber sich meine Frau stets wundert, wenn Sie z.B. am Frühstückstisch mir gegenübersitzend eine Zeitung liegen hat und ich ihr daraus einen Text aus meiner Perspektive „verkehrt herum“ vorlese). Es ist wirklich nicht schwer, zumindest solange, wie keine extrem langen und seltenen Wörter wie z.B. „Interpolationsartefekte“ und dann etwa auch noch in einer heutzutage kaum noch üblichen Frakturschrift entziffert werden müssen. Echte Spiegelschrift wäre viel schwerer zu lesen, obwohl man das natürlich auch lernen könnte; Leonardo da Vinci beherrschte bekanntlich nicht nur das Lesen, sondern auch das Schreiben in Spiegelschrift sehr flüssig.
Walter E. Schön
Nachtrag:
Ich habe meinen ursprünglichen Text des dritten Absatzes ändern müssen, weil ich zunächst davon ausgegangen war, daß der Swarovski Laser Guide ebenso wie das Leica Geovid die vom „angeleuchteten“ Ziel reflektierte Infrarotstrahlung mit dem Objektiv des Fernrohres einfängt und dann mittels einer dichroitischen Spiegelschicht auf einer Prismenfläche aus dem Strahlengang ausspiegelt, die zugleich dazu dient, die rote Zielmarke und Entfernungsanzeige von der anderen Seite her einzuspiegeln. Aber als ich mir den Laser Guide holte (man sieht: ich habe ihn schon längere Zeit nicht benutzt), sah ich, daß dafür ein eigenes Objektiv vorhanden ist und daher kein für die Einspiegelung der Anzeige und die Ausspiegelung der IR-Strahlung gemeinsam zu benutzender Teilerspiegel vorhanden ist. Hoffentlich haben nur wenige den dritten Absatz in der ursprünglichen Form gelesen, bevor ich ihn berichtigt habe. Leider sind mir dann auch noch zwei Tippfehler aufgefallen, so daß ich erneut korrigieren mußte.