Der Leica Disto, den es in mehreren Versionen unterschiedlicher Reichweite und mit verschiedenen Zusatzfunktionen gibt (Berechnung von Flächen und Volumina, Neigungswinkelmessung sowie mittels „Pythagoras“ Entfernungsberechnung über Hindernisse hinweg oder von Turmhöhen nicht direkt vom Fuß des Turms aus, sondern aus größerer Entfernung schräg), ist nicht für Entfernungsmessung im Theater, in der Oper oder im Konzertsaal geeignet, weil es mit sichtbarem Rotlicht arbeitet, also an der angepeilten Stelle einen rot leuchtenden, fast punktförmigen Lichtfleck erzeugt. Das würde die Darsteller und die anderen Zuschauer/Zuhörer sehr stören und wahrscheinlich schnell zum Hinauswurf des Störenfriedes führen.
Die Meßgenauigkeit ist frappierend: millimetergenau! Aber so genau ist das für die Theaterfotografie gar nicht nötig. Ich wüßte allerdings kaum ein Theater, in dem man nur 3 bis 4 m von den Darstellern bzw. Musikern entfernt sitzen kann. In den mir bekannten Konzertsälen (ich war erst gestern in der Philharmonie im Münchner Gasteig bei einem Konzert der großartigen Elina Garanca* in der 7. Reihe von insgesamt 35 Sitzreihen) sitzt man selbst in der 1. Reihe mindestens 8 m bis zu dem Teil der Bühne, auf dem sich die Künstler befinden. Ich hatte zwar keinen Entfernungsmesser dabei (sondern nur ein 8x20 HG-L) und achtete auch nicht auf die genaue Entfernung, schätze aber, daß des bis zur Sängerin und zum Dirigenten mindestens 18 m waren. Zum Fotografieren, das bei solchen Veranstaltung üblicherweise gar nicht gestattet es (obwohl auch gestern wieder, glücklicherweise nur während des Beifalls am Ende und nicht während der Darbietung) zahlreiche Blitzlichter den jeweiligen Fotografen glauben machten, der Miniblitz mit Leitzahl 7 würde auf 20 m und mehr noch nennenswert die Bühne aufhellen. Daher sollten die üblichen Laserentfernungsmesser, die etwa bei 8-10 m zu funktionieren beginnen, ausreichen. Sie arbeiten mit unsichtbarem IR-Laser, der weder die Künstler auf der Bühne noch die anderen Zuschauer stört. Und auf eine Entfernung ab 10 m sollte die Anzeigegenauigkeit von ±0,5 m selbst bei offener Blende 2,0 noch ausreichen, zumal ja auch die Entfernungsskala der Kamera, auf die der ermittelte Wert zu übertragen ist, kaum eine bessere Einstellgenauigkeit bietet.
Walter E. Schön