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Der große Hokuspokus vieler "High-End"-HiFi-Händler ist sehr erfolgreich und zieht besonders bei denen, die mit anderen als technischen Berufen viel Geld verdienen, z.B. bei Ärzten, Notaren, Rechtsanwälten, Managern, Mietshaus- und Fabrikbesitzern sowie Erben. Ich kenne fast ein Dutzend HiFi-Fans persönlich, die derartige Hifi-Kabel für 300 bis 1000 Euro pro Meter gekauft, also ein paar tausend Euro in Voodoo-Kabel investiert haben und felsenfest von der erwarteten Klangverbesserung überzeugt sind. Natürlich haben sie noch nie Blindtests in Echtzeit gemacht (d.h. beim Testen ohne Zeitverzögerung und ohne Lautstärkesprung hin und her geschaltet, nicht gestern mit den alten und heute mit den neuen Kabeln im Vertrauen darauf, dass das akustische Gedächtnis perfekt und stärker ist als die Erwartungshaltung). Aber auch manche Techniker oder Naturwissenschaftler fallen darauf herein, weil sie es als irgendwie "einleuchtend" empfinden, dass sehr teure Dinge auch die besseren sein müssen. Aber Christoph Caspari schreibt die Wahrheit, auch wenn man in den HiFi-Zeitschriften Monat für Monat anderes lesen kann ("Kabel X überzeugte durch druckvolleren Bass“, "Kabel Y holte die Instrumente aus der Lautsprecherebene und staffelte sie in räumlicher Tiefe“, "Kabel Z machte hörbar, dass am Gitarrenkorpus links unter der Lack abgeblättert war" - haha, ein Wunder ist geschehen!).
Dennoch ist an zwei Stellen des lesens- und beachtenswerten Beitrags je eine korrigierende Ergänzung nötig:
1. Bei Cinch-Kabeln (nicht aber bei Lautsprecherkabeln) kann eine Richtungsabhängigkeit sinnvoll sein, und zwar (ausschließlich!) wegen der Abschirmung gegen HF-Einstreuungen. Um Brummschleifen zu verhindern, ist es sinnvoll, die Abschirmung nur auf einer Seite mit der Masseleitung des betreffenden Cinch-Steckers zu verbinden. Der andere Cinch-Stecker des Kabels hat dann keinen Kontakt mit der Kabelabschirmung ("einseitig offene Abschirmung"). Wenn solche NF-Kabel mit einseitig mit der Cinch-Masse verbundener Abschirmung verwendet werden, sollten die Kabel jeweils mit der Seite, auf der die Masseverbindung besteht, am Vorverstärker angeschlossen werden, weil sternförmige Abschirmungen keine Brummschleifen bilden können (der Vorverstärker ist Mittelpunkt des Sterns). Die "offene" Seite liegt dann jeweils am Quellgerätausgang, z.B. am Tonabnehmer, Tuner, CD-Spieler, oder am Endverstärkereingang, falls Vor- und Endverstärker getrennte Geräte sind, oder am Eingang einer elektronischen Frequenzweiche, falls eine solche mehreren Endverstärkern/Aktivboxen vorgeschaltet ist. NF-Kabel mit nur einseitigem Masseanschluss der Abschirmung sind entsprechend gekennzeichnet, damit sie in der richtigen Richtung angeschlossen werden können.
2. Vergoldete Kontaktflächen von Steckern und Buchsen sind sinnvoll, aber nicht etwa wegen vermeintlich besserer Leitfähigkeit von Gold, sondern wegen der Korrosionsfestigkeit des Edelmetalls. Das garantiert langfristig gleich guten Kontakt (geringsten Übergangswiderstand). Kupfer oder Nickel (vernickeltes Metall) korrodieren bei Anwesenheit von Feuchtigkeit, Sauerstoff und diversen Schadstoffen in der Luft (z.B. Kohlensäure, Schwefelsäure). Dadurch kann sich der Übergangswiderstand mit der Zeit stark erhöhen, und es kann eventuell sogar zu Halbleitereffekten (gleichrichtende Diodenwirkung!) kommen, die z.B. Zirpen und störenden leisen Rundfunkempfang (AM, nicht FM) durch die Verbindungskabel als Antennen verursachen können.
Es gibt perfekt übertragende Kabel, die mechanisch robust sind und auch gut aussehen (wenn man sie nicht unsichtbar verlegen kann), die pro Stereo-Meter nicht mehr als ca. 20 Euro kosten, und vergoldete Stecker sind auch nicht teuer. Wenn es nur um die elektrischen Eigenschaften geht, darf es sogar noch billiger sein. Ich habe als anspruchsvoller Musikfreund eine sehr hochwertige HiFi-Anlage, deren zahlreiche und zwischen Vor- und Endverstärkern sogar sehr langen Kabel nur ca. 1/50 des Gesamtpreises gekostet haben. Der Klang hat nicht darunter gelitten.
Nobody