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Massenprodukt kontra Individuum

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Nobody
10. Januar 2010 12:30
Sie übersehen dreierlei:

1. Ferngläser werden in identischer Ausführung in großer Stückzahl hergestellt. Sie sind also Massenprodukte, die sehr rationell, weil nach einheitlichem Plan zu großem Teil aus halb- oder vollautomatisch gefertigten Teilen gefertigt werden können. Die vom Augenoptiker gelieferten Brillengläser sind dagegen in der Regel echte Individuen. Zwar gibt es auch Fehlsichtige, die nur sphärisch geschliffene Gläser benötigen, doch selbst diese dann auch in Massen vorgefertigten Gläser müssen passend zur ausgesuchten Fassung "zugeschnitten" werden, also in die passende Randform geschliffen, facettiert und eingesetzt werden. Das ist nicht irgendwie zu tun, sondern so, dass die optische Mitte links wie rechts relativ zur Fassung exakt auf gleicher Höhe und exakt symmetrisch im richtigen Abstand der Augenweite des jeweiligen Kunden liegt. Das ist individuelle Handarbeit, die vorher noch eine Messung am Kunden anhand der noch glaslosen Fassung und hinterher eine Überprüfung und Anpassung der Ohrbügel erfordert. Nur nebenbei: Das, was von Nichtfachleuten wie weiter oben in einigen Beiträgen meistens als Gestell oder Brillengestell bezeichnet wird, heißt korrekt Fassung oder Brillenfassung.

Da die meisten Fehlsichtigen auch noch einen Astigmatismusanteil haben, können die meisten Brillengläser nicht rein sphärisch gewölbte Flächen, sondern müssen eine asphärische Form haben. Sie ergibt sich aus der Überlagerung eines sphärischen und eines zylindrischen Anteils. Die Kombination der beiden Anteile kann sehr unterschiedlich sein. Wenn Sie sich nur auf den Bereich von -6 dpt bis +6 dpt und eine Abstufung in 0,25-dpt-Schritten beschränken, haben Sie schon 48 verschiedene rein sphärische Brillengläser. Wenn Sie für den Astigmatismus einen Bereich bis 3 dpt und dieselben 0,25-dpt-Schritte annehmen, haben Sie 12 verschiedene Astigmatismusstärken. Das ergibt dann 48 · 12 = 576 verschiedenen Kombinationen. Brillenglashersteller werden trotz dieser großen Zahl vielleicht die gängigsten 100 Kombinationen in größeren Stückzahlen und daher noch relativ preisgünstig produzieren und vorrätig halten. Trotzdem aber sind diese Gläser schon erheblich teurer, weil eine der beiden Oberflächen asphärisch sein muß und daher viel schwieriger und nicht auf den einfachen Linsenschleifmaschinen herzustellen ist. Die restlichen Kombinationen müssen nach Bedarf einzeln oder in kleinsten und dann sicher nicht mehr kostengünstigen Stückzahlen gefertigt werden. Auch das Einpassen der Gläser in die Fassung wird jetzt komplizierter und verlangt höhere Präzision (Beachtung der Zylinderachse!).

Ich weiß nicht, wie groß der Anteil der Fehlsichtigen mit einer Gleitsichtbrille ist, aber ich schätze, daß es wohl mindestens ein Viertel oder Drittel sein wird. Das macht die Herstellung noch individueller, denn nun wird nicht nur die Form der Glasoberfläche noch um ein Vielfaches komplizierter, sondern auch die Zahl der Varianten nochmals erheblich größer (schätzungsweise mindestens um den Faktor 3). Ferner verkompliziert sich die Einpassung der Gläser in die Fassung ein zweites Mal.

Die Vielzahl der Varianten nichtsphärischer Gläser führt letztlich in vielen Fällen zur wirklich individuellen Fertigung jedes einzelnen Glases! Das erfordert darüber hinaus auch eine ganz andere Logistik, weil von der Bestellung bis zur Auslieferung an den Kunden jedes Glas individuell behandelt werden muss.

Wer die Kosten beim Augenoptiker mit denen beim Kauf einer "Brille von der Stange" im Kaufhaus vergleicht, vergleicht eine oft an Hochtechnologie grenzende Fertigung (bei asphärischen Flächen für astigmatismusbehaftete Gleitsichtgläser, oftmals aus speziellen Glassorten oder manchmal noch teureren Kunststoffen mit besonders geringem Gewicht und relativ geringer Dispersion) mit billiger Massenfertigung rein sphärischer Gläser aus 08/15-Glassorten höheren Gewichts, stärkerer Dispersion, geringerer Kratz- und Chemikalienfestigkeit, ohne oder nur mit vergleichsweise mangelhafter Vergütung und ohne wasser- und schmutzabweisende Beschichtung. Außerdem läßt er den durch die Individualität enorm gestiegenen Arbeitsaufwand völlig unberücksichtigt. Ein solcher Vergleich ist in höchstem Maße unfair.

Zu den asphärischen Formen ist noch zu ergänzen, dass diese Formen sowohl hinsichtlich der Berechnung als auch der Fertigung alles andere als trivial sind. Selbst zwischen höchstwertigen Brillengläsern, z.B. von Rodenstock und von Zeiss, gibt es noch Unterschiede, erst recht zwischen denen solcher Qualitätsprodukte und billiger Produkte aus meistens markennamenloser Quelle. Der fachlich unbedarfte Kunde, dem solche Unterschiede nicht bewusst sind, neigt dann schnell zur (vorschnellen) Meinung, er bezahle den Mehrpreis nur für den Markennamen.

2. Bei Brillen spielt auch ein erheblicher modischer Faktor mit, der den Preis der Fassung um einen Faktor bis ca. 50 in die Höhe treiben kann. Dazu kommt auch hier die riesige Vielfalt, die ebenfalls preissteigernd wirkt, weil sie die jeweiligen Stückzahlen reduziert. Wer Mode für Schnickschnack hält und den Preis dafür nicht bezahlen will, kann sich ja bei Fielmann, Apollo und anderen Billiganbietern bedienen. Niemand zwingt uns, eine Fassung von Cartier, Armani oder Gucci zu kaufen. Niemand zwingt uns, korrosionsfreies Gold oder das extrem leichte Titan als Material zu wählen. Wir können schon für 20 Euro (und weniger) eine Brillenfassung bekommen, die ihrer funktionalen Bestimmung vollauf gerecht wird. Dass sie nicht so chic aussieht und nicht so lange hält wie meine Brillen, wohl auch etwas schwerer und vielleicht unbequemer ist oder Nickel bei Ihnen evtl. Allergien auslöst, sollte Sie dann nicht stören, weil es Ihnen auf den „Schnickschnack“ nicht ankommt. Es gibt sogar Billiganbieter, die Ihnen nominell die Fassung für 0 Euro anbieten und die, wenn auch niedrigen, so trotzdem existierenden Kosten in den Preis der Brillengläser eingerechnet haben. In der Regel werden die Billiganbieter auch das weit schlechter fachlich geschulte Personal haben, obwohl es da sicher manche Ausnahmen auf beiden Seiten gibt.

Wie teuer modische Aspekte (und ein imageträchtiger Name) ein Produkt machen können, sehen Sie besonders deutlich im Bekleidungs- und Kosmetikbereich: Sie können z.B. ein T-Shirt bei C&A für 5 Euro oder eines von Versace oder D&G für 2000 Euro kaufen. Der Preisunterschied ist nur zu geringem Teil durch besseres Material oder Aufwand für Zierat zu erklären. Ich nehme an, dass Sie und Gleichgesinnte sich darüber aber noch nie aufgeregt haben, obwohl das ebenso berechtigt wäre.

3. Nicht immer, aber durchaus oft und deswegen nicht vernachlässigbar muss der Augenoptiker die Fehlsichtigkeit des Kunden prüfen und exakt quantitativ bestimmen. Nicht jeder Brillenkäufer kommt mit einem Rezept vom Augenarzt! Und selbst dann empfiehlt sich oft die Nachprüfung durch den in dieser Hinsicht meistens versierteren Augenoptiker. Ich habe es schon zweimal an mir selbst erlebt, dass die von der Augenärztin (in ziemlichem Schnelldurchlauf) ermittelten Werte zu ungenau waren und die gewissenhaftere Bestimmung durch den guten Augenoptiker sehr viel besser war; die zuerst nach den Angaben auf dem Brillenrezept gefertigten Brillengläser waren nicht gut genug und bei geringer Helligkeit unbrauchbar und mussten deshalb durch nach den neu ermittelten Werten des Augenoptikers gefertigte Gläser ersetzt werden! Seither verzichte ich beim Augenarzt auf die Bestimmung der Brillenglaswerte und überlasse diese meinem sehr guten Augenoptiker, der sich dafür reichlich Zeit nimmt und sehr präzise arbeitet. Der zeitliche wie apparative Aufwand für diese Messungen ist nicht vernachlässigbar und wird in der Regel nicht vollständig dem betreffenden Kunden berechnet, sondern teilweise in die Mischkalkulation mit den Brillenpreisen ohne individuelle Sehschärfeprüfung einbezogen, um zu große Preisunterschiede zu verhindern.

Was folgt daraus?

Ich könnte weitere gewichtige Argumente anführen, meine aber, dass die obigen schon reichen, um Sie davon zu überzeugen, dass man die Preise von Brillen nicht mit denen von Ferngläsern vergleichen kann. Die Produkte sind dazu einfach zu unterschiedlich, auch wenn es sich bei beiden im weitesten Sinne um "optische Geräte" handelt.

Nobody
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

ZEISS - Binofix ... Auf der Suche nach mechanischer Qualität!

pepe 3436 03. Januar 2010 14:19

Re: ZEISS - Binofix ... Auf der Suche nach mechanischer Qualität!

Kritiker 1731 03. Januar 2010 14:46

Re: ZEISS - Binofix ... Auf der Suche nach mechanischer Qualität!

Bernd Sommerfeld 2126 03. Januar 2010 15:00

Stabilität ist immer gut... finde ich!

pepe 1640 03. Januar 2010 15:22

Re: ZEISS - Binofix ... Auf der Suche nach mechanischer Qualität!

pepe 1624 03. Januar 2010 15:15

Zeiss-Binofix vs. Leica-Adapter vs. Swaro EL-Halter

Jan Münzer 1993 03. Januar 2010 18:32

Danke für den Vergleichstest, Herr Münzer

pepe 1503 03. Januar 2010 18:42

Billige Alternative

Dick van den Berg 1945 03. Januar 2010 19:29

Vorsicht!

Jan Münzer 1788 03. Januar 2010 19:44

Danke für den Warnhinweis

Dick van den Berg 1662 03. Januar 2010 20:00

Nachtrag

Dick van den Berg 1495 03. Januar 2010 20:22

Re: Danke für den Warnhinweis

Werner Jülich 1543 03. Januar 2010 22:15

Danke für Ihre Antwort

Dick van den Berg 1280 03. Januar 2010 23:01

Noch eine Möglichkeit ...

Bernhard Kock 1474 03. Januar 2010 22:42

Das Binofix ist eine Frechheit!

Hans Kraff 2120 03. Januar 2010 18:46

Da verwechseln sie was

Kritiker 1735 03. Januar 2010 18:57

Re: ZEISS - Binofix ... Auf der Suche nach mechanischer Qualität!

Kilian Emmerling 1935 03. Januar 2010 18:49

Re: ZEISS - Binofix ... Auf der Suche nach mechanischer Qualität!

pepe 1521 03. Januar 2010 20:34

The more you learn, the less you know?

Jan Münzer 1608 03. Januar 2010 20:48

Da haben Sie wohl recht!

pepe 1579 03. Januar 2010 21:09

Exkurs: Fernglasstativhalter generell

Andreas Werner 1689 03. Januar 2010 21:16

Die Knebelschraube kann man durch eine Sechskantschraube ersetzen

F. Neumann 1481 03. Januar 2010 22:34

Re: Exkurs: Fernglasstativhalter generell

pepe 1598 03. Januar 2010 23:03

TINA, um mit einer britischen Politikerin zu sprechen

Werner Jülich 1839 03. Januar 2010 21:40

Das Problem wäre gar nicht existent, wenn ...

F. Neumann 1362 03. Januar 2010 22:38

Re: Das Problem wäre gar nicht existent, wenn ...

Kritiker 1458 03. Januar 2010 22:45

Man braucht was man hat

F. Neumann 1572 04. Januar 2010 21:22

Sie haben schon recht.

Jan Münzer 1615 04. Januar 2010 22:06

Binofix eine Erfindung?

Hans Weigum 1412 09. Januar 2010 16:57

I want my money back....

FrankB 1731 04. Januar 2010 14:19

Binofix und kein Ende

Rudolf Aschwanden 1642 04. Januar 2010 22:36

Ich finde den Preis OK... wenn die Qualität stimmt!

pepe 1355 05. Januar 2010 00:22

Der HiFi-Vergleich hinkt

F. Neumann 1316 05. Januar 2010 21:32

Ein anderer Vergleich ( nicht völlig ohne Fantasie – gestatten Sie? ) - betrifft Stativadapter

Dick van den Berg 1713 06. Januar 2010 19:20

Re: ... wenn die Qualität stimmt!

K2 1439 06. Januar 2010 11:08

GENAU so ... wenn die Qualität stimmt !!!

pepe 1471 06. Januar 2010 12:50

Re: Man kann nicht alles messen, was man hört

Manni 1363 06. Januar 2010 14:08

Puhhh... da bin ich aber froh!

pepe 1681 06. Januar 2010 14:36

Re: GENAU so ....

k2 1749 06. Januar 2010 16:06

Re: GENAU so ....

pepe 1311 06. Januar 2010 17:28

Hier der Text mit Abbildungen (Schaltbildern) + kleine Ergänzung

Musikliebhaber 1713 06. Januar 2010 18:34

Preis/Leistung oder Öl ins Feuer...

Rudolf Aschwanden 1395 06. Januar 2010 20:41

Der Preis ist nicht das Hauptproblem

F. Neumann 1498 06. Januar 2010 21:31

Preis der Eitelkeit und des Komforts

FrankB 1444 07. Januar 2010 18:31

So allerlei Thesen.

Jan Münzer 1389 07. Januar 2010 18:56

Und trotzdem...

Rudolf Aschwanden 1363 09. Januar 2010 23:04

Nimm, was du kannst...

pepe 1678 10. Januar 2010 01:14

Sie haben das Prinzip nicht verstanden

Marktwirtschaftler 1565 10. Januar 2010 09:39

Re: Sie haben das Prinzip nicht verstanden

Rudolf Aschwanden 1557 10. Januar 2010 15:51

Massenprodukt kontra Individuum

Nobody 1709 10. Januar 2010 12:30

Wes Brot ich ess,... ? :-) (kein weiterer Text)

konfokal 1208 10. Januar 2010 14:11

Wie immer haben Sie auch hier genial gekontert

Nobody 1491 10. Januar 2010 15:15

Re: Massenprodukt kontra Individuum

Kritiker 1408 10. Januar 2010 17:13

Binofix

Josef Holzbecher 1645 16. August 2010 14:02

Re: Binofix

Reinhard Schauerte 1524 19. August 2010 15:17

Endlich ein Foto des Binofix...

pepe 1748 24. Januar 2010 17:19

Re: Endlich ein Foto des Binofix...Asymetrie

Kilian Emmerling 1476 24. Januar 2010 18:05

Der 234 RC?

pepe 1474 24. Januar 2010 20:34

Re: Der 234 RC?

Kilian Emmerling 1422 24. Januar 2010 21:12

Re: Endlich ein Foto des Binofix...Asymetrie ist falsch geschrieben

Kilian Emmerling 1464 24. Januar 2010 21:27

Asymetrie ist falsch geschrieben... OK, ich kann damit leben ;-)

pepe 1289 24. Januar 2010 23:01



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