Nachdem ich mit dem im Thema genannten Fernglas nun sechs an der Zahl besitze, inklusive zwei Monos, kann ich mich wohl nun offiziell zu den Fernglas"liebhabern" (eher -"verrückten") zählen.
Das Fernglas kommt mit dem für Nikon typischen Zubehör. Die Ledertasche gefällt mir persönlich sehr gut, wer aber eine starke Panzerung für den Transport bevorzugt, wird mit diesem Zubehör seine Probleme haben. Der Tragegurt ist im Nackenbereich etwas dünn geraten und die Positionierung der Einschubösen ist für den Tragekomfort um den Hals ungünstig, da die Tubenunterseiten bei eingestellter Pupillendistanz auf den Brustkorb drücken. Die Ojektivklappen konnte ich im kalten Zustand bei Ankunft erst gar nicht lösen, später dann mit viel Kraftaufwand. Dieser ist auch bei Raumtemperatur kaum geringer. Die Okularklappe liegt, scheinbar als Ausgleich, besonders lose auf.
Das 8x32 SE, welches allgemeinhin zu den besten Porros zählt, hat ein für mich optimales ergonomisches Design und eine exzellente Haptik. Durch die lederhafte Gummierung und das tolle Design fühlt sich das Fernglas wie für meine Hände geschaffen an. Auch das Einblickverhalten ist für mich völlig unproblematisch (diese Aussage aber bitte mit Vorsicht genießen, da es schon von einigen Benutzern Negativerfahrungen zu diesem Thema gibt). Der besondere Griff, den dieses Fernglas verlangt, führt bei mir zu ebenfalls besonderer Bildruhe bei einem 8-fachen, nicht stabilisierten Glas. Ich hätte nicht damit gerechnet, aber in der Summe gefällt mir das Design sogar besser als das des Swarovski 8x32 EL, welches ergonomisch und haptisch nur noch beim einhändigen Transport leicht punkten kann.
Mechanisch kann ich ebenfalls keine Minuspunkte vergeben. Die Knickbrücke ist straff, aber präzise einzustellen. Es ist nicht abzusehen, dass sich der Dioptrienausgleich am rechten Okular, der nicht über einen Feststellmechanismus verfügt, unfreiwillig verstellt. Der Widerstand des scheibenförmigen Fokussierrades ist etwas höher als bei den Zeiss Victory Modellen, aber geringer als beim Zen Ray ED2, für mich genau richtig. Es läuft sehr gleichmäßig ohne spürbares Spiel. Die Fokussiergeschwindigkeit liegt ebenfalls zwischen den beiden genannten Modellen, was auch hier der ideale Kompromiss für mich ist.
Das wichtigste und wohl interessanteste Thema kann ich leider am wenigsten vermitteln: die optische Leistung.
Einerseits besitze ich kein technisches Spezialwerkzeug zur optischen Vermessung, andererseits ist das subjektive Empfinden beim Durchsehen kaum bis nicht übertragbar. Dennoch teile ich kurz und knapp meine optischen Ersteindrücke mit:
-sehr hohe Transmission und Farbneutralität
-extrem geringe Fremdlichtreflexe
-sehr geringe chromatische Aberration auf der optischen Achse, leicht sichtbar außerhalb davon bei hohen Kontasten, aber auch dann noch nicht störend für mich
-systembedingte, ausgeprägte Tiefenerkennbarkeit im Vergleich zu allen Dachkantgläsern
Durch die genannten und einigen nicht genannten Punkten, bzw. nicht bewusst einzeln wahrgenommenen Aspekten der optischen Abbildung ergibt sich eine Abbildungsnatürlichkeit, die ich so noch nicht erlebt habe. ich habe bei diesem Fernglas, stärker als bei den Dachkantmodellen, das Gefühl, tatsächlich auf 1/8 Entfernung zum Objekt zu stehen.
Der große, mir vor dem Kauf wohlbekannte Nachteil des Glases ist die fehlende Wasserdichtigkeit. Es soll zwar Spritzwassergeschützt sein und so bei Nieselregeln nicht gleich ersaufen, aber ein unwohles Gefühl bei nicht absehbaren Witterungen bleibt mir vorerst erhalten. Durch den großen Spaßfaktor, den mir das Glas sowohl ergonomisch, haptisch und v.a. optisch bietet, werde ich mir es aber nicht nehmen lassen, es ausgiebig bei den verschiedensten Gelegenheiten zu benutzen. Und für härtere Einsätze habe ich immernoch meine wasserdichten Dachkantgläser.
Viele Grüße,
Stefan
