Sie möchten das 8x32 als Hauptglas behalten. Sie benötigen eine stärkere Vergrößerung. Sie wollen diese in speziellen Fällen nutzen, also nicht bei jedem Spaziergang dabeihaben. Sie haben eine ruhige Hand und Ihr Budget ist begrenzt. Ein Spektiv soll später auch angeschafft werden.
Also Ihre Vorgaben schreien geradezu nach einer Anschaffung eines Spektives, und zwar nicht später, sondern jetzt. Und zwar keines der großen Rohre aus renommiertem und teuren Haus, sondern eines der kleinen 50er. Ich habe diesen Schritt getan, nachdem ich mein Swarovski ATS 65 wegen zu häufigem Nichtgebrauch (trotz aller Kompaktheit immer noch zu groß und zu umständlich, um es immer dabei zu haben) verkauft habe.
Zunächst sollte es ein Nikon ED50 sein (googeln Sie danach und schauen Sie sich unbedingt die Berichte auf birdforum.net an), aber auch hier bleibt sich Nikon im Bereich Fernoptik treu, es ist kaum zu vernünftigem Preis zu bekommen, und der Korpus ist wohl aus Polycarbonat, was mir als haptisch etwas verwöhntem Swarovski- und Leica-Benutzer nicht so gefällt. Durch die (hier im Forum meist etwas abschätzig bewerteten) Berichte aus dem anglo-amerikanischen Raum (u.a. birdforum.net) aufmerksam geworden, habe ich mich erstmals mit dem Vertreiber OPTICRON auseinandergesetzt (Sitz im Vereinigten Königreich). Die Berichte über deren Kompaktspektiv mit ED-Glas sind sehr euphorisch. Lange Rede, kurzer Sinn: ich habe in England angerufen und bekam auf meine Anfragen (auch per E-mail) sofort umfassend und freundlich Auskunft, so daß ich letztendlich bestellte. Zwei Tage später (!) war die Ware sehr gut verpackt bei mir und ich konnte ein vollgummiertes Kompaktspektiv mit einwandfreier, sanft laufender und spielfreier Mechanik (der Korpus ist aus Aluminium) sowie ein 13-36-faches Zoom-Okular in Händen halten. Der Stativanschluß besteht aus einem umlaufenden Ring aus Duraluminium mit Feststellschraube. Und wissen Sie was? Seitdem ist dieses Ding immer im Rucksack bei Exkursionen dabei, es stört auf Grund seiner Bauform- und Größe überhaupt nicht. Es ist vollständig wasserdicht, liefert ein helles, klares und sehr (rand)scharfes Bild, das Okular würde auch ich als Brillenträger vom Einblickverhalten mit "gut" bewerten (ich kann nur mit dem Swarovski 30-fach Festoklar vergleichen, aber das ist wiederum eine Klasse für sich), Vergrößerungen von 13-fach bis etwa 26-fach sind wirklich sehr gut, hell, scharf und mit großem Gesichtsfeld, danach wird es etwas anstrengend. Selbst im Vergleich zu meinem verflossenen 65er Swarovski vermisse ich nichts, da ich dieses kleine Spektiv immer dann, wenn ich es möchte, aus dem Rucksack ziehen kann und die höhere Vergrößerung im Vergleich zu meinem 8,5er Fernglas nutzen kann. Im Übrigen: OPTICRON bietet 30 Jahre Garantie, und nach Hörensagen und meinem eigenen Erleben beim Umgang mit Kunden kann der Service im Vergleich zu dem wohlbekannten Haus aus Tirol durchaus mithalten. Ich jedenfalls bin von meinem hohen Roß, daß gute Fernoptik von Zeiss, Leica, Swarovski oder Nikon kommt und alles andere ja doch nur billiger Chinakram ist, schnell heruntergestiegen. Das GS52 ist meines Erachtens eine relativ preisgünstige, mechanisch durch und durch solide gemachte Fernoptik (das merken Sie recht schnell, wenn Sie das Gerät mal in den Händen halten) aus Japan, die im Feld keine Schwächen aufweist. Sie benötigen kein teures Stativ, ein preisgünstiges Modell reicht aus, ein Einbein ist bei kleineren Vergrösserungen ebenfalls gut nutzbar. Ein Bohnen- oder Reissäckchen ist sehr gut geeignet zum Auflegen.
Bilder kann ich Ihnen gerne auf Anfrage senden, Sie können das Gerät auch beim Hersteller bzw. Vertreiber direkt ordern. Es ist leider nicht wesentlich leichter als ein modernes 65er, aber das ist wohl der eher robusten Bauweise geschuldet. Die Kompaktheit der äußeren Maße hingegen ist der wahre Bringer. So, ich hoffe, man sieht mir meinen frevelhaften Ausflug ins Reich der Anderen nach, aber mich hat das kleine OPTICRON absolut überzeugt. Ja, auch andere Mütter haben schöne Töchter. Im Übrigen ist mir die Firma völlig fremd, und es interessiert mich nicht, ob Sie oder sonst jemand Produkte dieser Firma kauft. Ich schreibe also nicht im eigenen Interesse.
W. Baumeister