Als ich vor vielen Jahren mal auf einer Fernglasmesse war, da suchte ich am Nikon Stand vergeblich nach den SE oder EII Modellen. Man sagte mir, die verkaufen sich nicht, also werden sie nicht mitgenommen.
Aber wie sollten sie sich verkaufen, wenn niemand sie zu sehen bekommt?
Ebenso in den Kaufhaeusern - links stehen die teuren HGL, rechts die Action - warum nicht wenigstens versuchen, die guten Porros, jetzt, wo sie schon mal da sind, auch mal zu zeigen? Noch nie habe ich jemals ein SE oder EII in irgendeinem Laden irgendwo auf der Welt gesehen. Als ob die eine Krankheit haetten, so dass man sie verstecken muesste.
Ich kenne, wie auch Herr Werres, ebenfalls einen 'Insider', und der sagte mal augenzwinkernd: Einem Laien fiele es halt schwer, den Leistungsvorteil der HG Modelle ueber die SE Modelle zu sehen.
Das ist womoeglich eher der Grund: Der Verkaeufer muesste dem Kunden erklaeren, warum das HG so viel teurer ist, obwohl der Blick durch das SE oder EII so etwas nicht zu rechtfertigen scheint. Zu diesen Laien gehoere ich naemlich auch, den Vorteil der HG Modelle sehe ich bis heute nicht.
Die Frage bleibt, wieso Nikon diese Porros je gebaut hat, um dann jedes, aber auch jedes Marketing zu unterlassen. Ist mir ein Raetsel, vielleicht gab es bei Nikon auch mal interne Interessenkonflikte und Machtkaempfe, wer weiss das schon.
Jedenfalls kann ich dem Hans hier (ausnahmsweise) nicht voll zustimmen, mit seiner Auffassung, der Kunde habe entschieden. Das ist eine Illusion, die jedes erfolgreiche Marketing zu generieren versteht: Die scheinbare Entscheidungsfreiheit. Sie existiert nicht wirklich - auf individueller Ebene wohl, nicht aber auf statistischer Ebene, das weiss jeder Werbepsychologe zu nutzen. Die Hersteller haben Dachkanten angeboten, sie ordentlich gefoerdert, und sind gut damit gefahren. Heute haben diese teuren High-Tech Geraete praktisch ein Monopol in der Premiumklasse, warum also riskieren, dass Porros fuer den halben Preis noch einmal dazwischenhauen?
Ein einzelner Haendler haette keine Chance, etwas daran zu aendern, die Massen der Kaeufer sind extrem traege, und ein Paradigmenwechsel, der erforderlich waere, um den Qualitaetsporros wieder einen angemessenen Platz auf dem Markt zu verschaffen, wuerde 10 Jahre und viele Millionen verschlingen, mit dem Resultat, dass man weniger der teuren Dachkanten absetzt. Das will natuerlich keiner. Und wenn nicht Steven Ingraham einst auf seiner geschaetzten Webseite das 10x42 SE zum besten 'Birding' Fernglas ueberhaupt gekuert haette, dann waere es heute nicht einmal den Insidern bekannt. Das war die einzige wirksame Werbung, die das SE je genossen hat, ohne dass Nikon einen Cent dafuer investiert hatte.
Fuer Leute wie mich ist das unfair: Ich brauch kein wasserdichtes Fernglas, ich kann auf mein Geraet aufpassen. Ich moechte auch nicht 800 Euro extra fuer hochwertige Beschichtungen, praezise geschliffene Prismen etc. ausgeben. Ein Porro haette all das schon eingebaut. Aber das wird niemandem gesagt, also ist der Markt hochwertiger Porros mikroskopisch klein, vielleicht wird er in ein paar Jahren ganz verschwunden sein.