Wenn ich Texte wie Ihre lese, sträuben sich mir die Nackenhaare.
1. Da wimmelt es von (teilweise von Ihnen unverstandenen) englischen Begriffen, weil Ihnen die Fähigkeit fehlt, dafür die inhaltlich gleichwertigen deutschen Begriffe zu finden oder weil Sie mit dieser im Internet weitverbreiteten Marotte auf „Teeny“-Niveau Eindruck zu machen glauben. Bedenken Sie bitte, daß Sie es hier im Forum nicht mit unreifen Disco-Besuchern zu tun haben, die mit Händen in der Hosentasche, hochgezogenen Schultern, Altmetall in Lippen, Augenbrauen und Ohren und lässig im Mundwinkel steckender Fluppe Blabla mit eingestreuten Beweisen rudimentäter Englischkenntnisse aufpolieren oder sich der Rappersprache anpassen müssen. Wer Sätze schreibt wie z.B. „Sigma hat die cam noch nicht gelauncht, aber die specs sind in vielen statements und threads schon gepostet“ (das haben Sie so nicht geschrieben, aber es entspricht – leicht komprimiert – Ihrem Schreibstil), bei dem frage ich mich, was eigentlich seine Muttersprache ist, warum er sie in der Schule nicht wenigstens halbwegs gut gelernt hat und warum er keine Scham empfindet, wenn er sich öffentlich so äußert. Wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, betätigen sich in diesem Forum auch einige Ausländer, Aber auch wenn diesen (verständlicherweise) ab und zu grammatische oder andere sprachliche Fehler unterlaufen, so verhunzt doch keiner von ihnen die deutsche Sprache so wie Sie. Und Sie tun das offensichtlich sogar mit Stolz, vermutlich im Irrglauben, damit eine vielleicht sogar als elitär empfundene „Insider-Sprache“ vor einem staunenden Publikum zu präsentieren, mit der Sie sich als Weltläufiger von der Masse der noch altertümliches Deutsch sprechenden Unwissenden abheben.
[Kennen Sie die Geschichte von der Bäuerin, die so gern Fremdwörter gebrauchte, um vornehmer zu erscheinen? Sie hatte, nachdem sie eine neue Hühnerrasse für ihre Hühnerzucht gekauft und nach einigen Wochen von der Nachbarbäuerin gefragt wurde, ob sie denn mit den neuen Hühner zufrieden sei, geantwortet: „Naja, mit der Legalität klappt es schon ganz gut, aber die Brutalität läßt noch zu wünschen.“]
2. Ferner vermisse ich Sorgfalt und Logik in Ihrer Argumentation. Ihre Antworten gehen manchmal völlig daneben, weil Sie die Aussagen, auf die Sie sich beziehen, entweder gar nicht richtig gelesen, nicht richtig verstanden oder fehlinterpretiert haben.
Dazu ein Beispiel. Sie schreiben jetzt „ich finde/fand es evtl. unangemessen ... dann gehe ich jetzt davon aus, daß durchaus ein interesse an der leistung dieser cam besteht“. Daß an dieser Kamera (von einer „cam“ war hingegen nie die Rede) ein Interesse besteht, war doch von Anfang an klar, denn die gesamte Diskussion drehte sich um nichts anderes als um die Eignung dieser Kamera zur Digiskopie.
Ein zweites Beispiel gefällig? Sie schreiben jetzt „wenn sie ,herr schön, auch der meinung sind, daß man auf eine digitalkamera nur draufzudrücken brauche und der prozessor dann doch das bild gefälligst machen sollte-ja dann sind auch sie bei foveon falsch.” Das zeigt, daß Sie meinen Text nicht aufmerksam genug gelesen haben, denn ich schrieb nicht von „Digitalkameras“ allgemein, sondern, weil es hier immer um die Digiskopie ging, ausdrücklich von „Digital-Kompaktkameras“, für die ein ganz anderes Anforderungsprofil als z.B. für Digital-SLR-Kameras oder gar für verstellbare Fachkameras mit hochauflösendem Digitalrückteil gilt. Von einer Digital-KOMPAKTkamera muß ich erwarten dürfen, daß der Anwender ohne Lehrgang im Nachbearbeiten mit Photoshop, Aperture, Lightroom oder anderen (semi)professionellen Programmen und ohne komplizierte sonstige Manipulationen ein anständiges Bild erhält. Ein Hersteller, der Ihren Standpunkt einnähme, man müsse dem Anwender nach der Aufnahme noch allerlei Tricks mit RAW.Konvertierung, mit Hilfe von Histogrammen und Gradationskurven, selektiver Farbkorrektur usw. abverlangen dürfen, ehe das aufgenommene Bild ansehnlich wird, liegt falsch und wird keinen Erfolg mit seiner Kamera haben. Ich hoffe, daß Sigma diesen Fehler nicht machen wird.
3. Sie gestehen mir freundlicherweise gewisse Kenntnisse auch in der Fototechnik zu (Zitat: „und herr schön: soweit ich mich erinnere sind sie auch in der fotomaterie gut zu hause“, allerdings mit einer deutlichen Einschränkung durch Ihr zweites Zitat aus Ihren nächsten Beitrag: „da sie doch recht markigen tones davon schreiben, eine kamera müsse selbsttätig ein gutes bild abliefern (wo man dann noch etwas text oder so einmischt), gehe ich davon aus, daß sie selbst noch nicht über ausreichend erfahrung mit digitalen kameras besitzen“). Sie unterschätzen meine Fachkenntnisse in der digitalen Fototechnik, u.a. weil Sie geflissentlich übersehen, daß ich die Forderung, ohne umständliche Nachbearbeitung ein ordentliches Bild zu liefern, für eine Digital-KOMPAKTKAMERA und nicht für eine Profigerät gestellt hatte. Ich habe erst letzte Woche ein Seminar für die Fotografen einer weltweit tätigen Firma mit über 10.000 Mitarbeitern gehalten, bei dem ich ausschließlich mit einer verstellbaren Fachkamera Linhof M679cs (deren Konzept übrigens von mir entwickelt wurde), Rodenstock- und Schneider-Digitalobjektiven, einem Leaf-Digitalrückteil mit knapp 40 Megapixeln und einem Macintosh-Computer gearbeitet wurde. Ich habe für die beiden weltweit führenden Hersteller von Fachobjektiven für verstellbare Fachkameras (analog und digital), nämlich Linos/Rodenstock und Schneider-Kreuznach Broschüren über digitale Fachfotografie in deutscher und englischer Sprache verfaßt und inzwischen schon viermal auf der Photokina Vorführungen und Vorträge zur digitalen Fachfotografie gehalten. Und ich werde noch von weiteren Firmen zu einschlägigen Fragen konsultiert. Ich benötige daher nicht Ihre Erläuterungen, sondern kann Ihnen im Gegenteil sogar nachweisen, daß Sie manches sachlich falsch dargestellt haben. Sie glauben es nicht?
Dann bekommen Sie auch dazu ein Beispiel: Sie schreiben, daß der Fovean-Sensor bei schwacher Belichtung ein Problem habe, und Ihre Begründung ist angesichts der Kürze auch halbwegs (aber auch nur halbwegs) zutreffend. Sie schreiben ferner, daß man aber aufgrund einer überdurchschnittlich guten Dynamik in den Lichtern nachträglich (im „Workflow“, für den Sie sich lieber die Zunge abbeißen, statt ihn hier „Nachbearbeitung“ zu nennen) dort viel herausholen könne und dann die Ergebnisse überzeugend seinen. Leider merken Sie nicht, vielleicht dank gut formulierten Werbesprüchen von Sigma, mit denen Nachteile schöngeredet werden, daß Sie hierbei einer Manipulation zum Opfer gefallen sind (ähnlich wie in der Politik, wenn „Rückgang“ als „Minuswachstum“ oder „Entlassung“ als „Freistellung“ vergoldet wird). Die Unzulänglichkeit (starkes Rauschen) in schwach belichteten Partien zusammen mit Dynamikreserven in der Lichtern ist nichts anderes als die Auswirkung einer falsch deklarierten Empfindlichkeit des Sensors! Sie bekommen auch mit jeder anderen digitalen oder analogen Kamera ähnliche Probleme, wenn Sie der Belichtung eine viel zu hohe ISO-Empfindlichkeit zugrundelegen, also z.B. einen Film oder Sensor, dessen wahre Empfindlichkeit nur ISO 25/15° beträgt, so belichten, als hätte er ISO 200/24°. Die Schatten sind dann zwangsläufig unterbelichtet und weisen statt guter Zeichnung nur hohe Körnigkeit und Bildrauschen auf, während Sie in den Lichtern einen ungenutzten, weil zum Überbeleichtungsbereich verschobenen Belichtungsspielraum zur Verfügung haben. Richtig wäre es in solchen Fällen, dem Anwender die Wahrheit zu sagen und eine zu geringe Empfindlichkeit zuzugeben, damit er weiß, daß er (z.B. im Falle dieses Foveon-Sensors) eine viel niedrigere Empfindlichkeit bei seiner Belichtung zugrundelegen muß, um sich die von Ihnen im „Workflow“ auszuführenden nachträglichen Manipulationen zu ersparen. Und alles, was dennoch an nachträglicher Manipulation für gute Bildergebnisse nötig ist, muß bei einer Digital-KOMPAKTkamera schon von der kamerainternen Software erledigt werden – auch dann, wenn Sie mich deswegen für unzureichend vertraut mit der Digitaltechnik halten sollten!
Sie können auch hierzu gern noch ein zweites Beispiel bekommen: Sie schreiben nach dem oben zu Beginn meines Punktes 3 zitierten Satz weiter „sie sollten am besten wissen, was der fakt "filmgleich" echte rgb-pixel zu haben, bedeutet.“ Ich will nicht behaupten, daß ich es am besten, wohl aber, daß ich es besser als Sie weiß, worum es hierbei geht. Es ist nämlich KEINE Tatsache, womit ich das meine, was Sie in Ihrem Stammeldeutsch mit „fakt“ bezeichnen, daß die sog. „echten RGP-Pixel“ (des Foveon-Sensors) „filmgleich“ wären. Es gibt zwar einige Ähnlichkeiten, nämlich wegen der Anordnung dreier verschiedener Farbschichten statt der Anordnung aller Farbsensoren innerhalb einer einzigen Ebene, aber das reicht bei weitem nicht für den Anspruch, „filmgleich“ zu sein. Denn da ist erstens sowohl beim Foveon- als auch bei den anderen Sensoren mit Bayer-RGB-Filter die regelmäßige Pixenanordnung (fast immer in einem Rechteck-Gitter), während beim Film eine unregelmäßige „statistische“ Kornanordnung und Korngrößenverteilung vorliegt, die auch nach dem Ersetzen der Silberpartikeln durch Farbstoffwolken während der Farbentwicklung bestehen bleibt. Sie haben deshalb beim Foveon-Sensor ebenso wie bei Sensoren mit Bayer-RGB-Filter eine hohe Anfälligkeit für Moirè, insbesondere bei Linienfrequenzen nahe der Nyquestfrequenz. Da beim Foveon-Sensor die Pixelrasterweite fast um den Faktor 2 größer ist als bei Sensoren mit Bayer-RGB-Filter, ist die Anfälligkeit für Moiré sogar noch viel größer. Der herkömmliche chemische Film hingegen ist hierfür gänzlich unempfindlich. Man könnte den Film mit Druckverfahren vergleichen, die frequenzmodulierte Raster haben, und alle digitalen Sensoren, auch und sogar insbeondere den Foveon-Sensor dagegen mit Druckverfahren, die (wie herkömmlicher Offset- oder Tiefdruck) mit konstanter Rasterweite arbeiten. Diesbezüglich ist der Foveon-Sensor also keineswegs „filmgleich” (es wundert mich, daß Sie nicht „filmlike” geschrieben haben, aber Sie können ja diese Anregung aufgreifen und diesen Begriff künftig in Ihren Wortschatz aufnehmen). Der Foveon-Sensor ist folglich in dieser Hinsicht sogar weiter weg vom Film als alle anderen Sensoren.
Darüber hinaus ist die Ähnlichkeit wegen der untereinander statt nebeneinander in derselben Ebene angeordneten Farbsensoren durchaus auch von großem Nachteil! Denn wie beim Film dringt eine Farbe (Grün) durch eine andere Schicht (Blau), in der es auch zu störenden Wechselwirkungen kommt, und eine zweite Farbe (Rot) sogar durch zwei andere Schichten (Blau und Grün), in denen ebenfalls störende Wechselwirkungen stattfinden. In der analogen Fotografie spricht man bei den so entstehenden Farbverfälschungen von „Nebenfarbendichten“, die dort auf rein chemischem Wege durch reaktionshemmende Substanzen (von der darunterliegenden in die darüberliegende Schicht diffundierende Farbhemmer) reduziert werden und in der digitalen Fotografie auf kompliziertem und leider insbesondere in dunklen Partien wegen des dort starken Rauschens sehr fehlerträchtigem Wege herausgerechnet werden müssen. Weil nun aber der Foveon-Sensor wegen der oben erläuterten geringen, aber von Hersteller geschickt kaschierten niedrigen Empfindlichkeit ein besonders starkes Rauschen in den Schattenpartien hat, ist da das Herausrechnen der „Nebenfarbendichten“ besonders schwierig und fehlerträchtig.
Ich hoffe, daß Sie nun besser verstehen, was beim Foveon-Sensor vor sich geht, wo dessen Schwächen liegen und warum man (zumindest heute noch, hoffentlich zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr) den von Ihnen für so selbstverständlich gehaltenen „Workflow“ braucht, um Bilder von der Qualität zu bekommen, wie andere Digitalkamera sie schon ohne Nachbearbeitung durch den Anwender liefern. Und ich hoffe ferner, daß Sie mich jetzt nicht mehr für den Digitaldeppen halten, der Ihre Ausführungen benötigt, um zu wissen, was Sache ist.
4. Ihre nachfolgend zitierte Ausage ist lächerlich, weil sie Mängel verschleiert: „eine foveonkamera ist derzeit eher empfehlbar für leute die fotografisches handwerk und die digitale dunkelkammer beherrschen.“ Das kingt so wie der Satz „Ein Ferrari ist derzeit eher empfehlbar für Leute, die perfekt Auto fahren (z.B. wie Michael Schumacher)“. Sie erheben mit Ihrem schöngefärbten Satz den Foveon-Beherrscher quasi in den fototechnischen Adelsstand. Richtiger dürfte sein „Eine Foveon-Kamera ist derzeit noch nicht zu empfehlen, weil die von ihr gelieferte Bildqualität erhebliche Nachbearbeitung erfordert, die dem Anwender gute Kenntnisse in Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen abverlangt“ (und dazu der passende Auto-Text: „Ein Oldtimer ist derzeit eher für Leute zu empfehlen, die viel Zeit haben, um nicht mehrt produzierte Ersatzteile zu suchen, und die gern den Blaumann anziehen und sich in die Grube legen, um Ihre Auto von unten zu betrachten und mit Schraubenschlüssel und Rohrzange zu traktieren“).
5. Ich spreche dem Foveon-Sensor keineswegs die Existenzberechtigung ab. Er wurde aus einem anderen Ansatz heraus entwickelt und verspricht daher durchaus für die Zukunft manchen Vorteil (insbes. eine Verringerung von Farbsäumen durch Interpolation und das Fehlen von Abtastlücken), weist aber derzeit noch zahlreichen Mängel auf. Ich bin gespannt, ob es Sigma gelungen ist, den Foveon-Sensor der DP1 und deren (kamerainterne) Software so zu verbessern, daß die Ergebnisse überzeugen können und die DP1 zu einer interessanten Alternative wird. Ich habe also kein Vorurteil, sondern bin offen für das, was hoffentlich bald kommen wird, und ich wäre froh, wenn die Sigma DP1 als Digiskopier-Kamera geeignet wäre, weil das festbrennweitige Objektiv einerseits eine dafür günstige Lage der Eintrittspupille und andereseits auch eine geringere Verzeichnung als die üblichen Zoomobjektive und schließlich die deutlich größere Fläche des Sensors bessere Bildqualität verspricht.
Es gäbe noch einiges mehr an Ihrem Beitrag auszusetzen, aber leider fehlt mir die Zeit, darauf auch noch einzugehen. Ich habe bereits viel zuviel Zeit für diese Antwort aufgewendet, mehr, als ich mir derzeit angesichts meiner Arbeitsrückstände erlauben dürfte. Zum Abschluß reizt es mich jetzt nur noch, Ihnen in Ihrer versalbereinigten Yuppie-Stammelsprache zuzurufen „sorry, daß ich ihr statement nicht gecheckt habe, sondern ihrem peposteten match in meinem workflow fakts entgegensetzen mußte“.
Walter E. Schön