Sie haben völlig recht, der blaue Schimmer im Gefieder kann nicht durch das Fernglas verursacht sein, und Ihre Begründung ist 100%ig richtig.
Ich wollte, als ich das bei Herrn Koch las, auch schon deswegen protestieren, hatte aber keine Zeit, weil ich mit der Installation einer neuen, größeren Festplatte, ihrer Konfiguration und übersichtlicherer Umorganisation der Dateien beschäftigt war.
Dieser blaue Schimmer hat vielmehr folgende Ursache: Die Farben vieler Vogelfedern sind ebenso wie z.B. die Farben auf Perlmutt oder auf öligen Wasserpfützen nicht von Farbpigmenten, sondern durch Interferenz an dünnen Schichten erzeugt. Im Grunde ist das ein Effekt wie der farbige Schimmer auf vergüteten Linsen. Die jeweilige Interferenzfarbe hängt dabei sowohl von der Schicht (ihrer Brechzahl und Dicke) als auch vom Lichteinfallswinkel und zwangsläufig immer auch von der spektralen Zusammensetzung des einfallenden Lichts insofern ab, als z.B. nie ein rötlicher Schimmer entstehen kann, selbst wenn alle anderen Bedingungen dazu führten, wenn im einfallenden Licht gar kein Rot enthalten ist.
Der Einfluß des Lichteinfallswinkels auf die Interferenzfarbe hat zur Folge, daß man z.B. im schrägen Gegenlicht Farben im Gefieder sehen kann, die bei Auflichtbeleuchtung, also bei Licht etwa aus der Blickrichtung, eventuell gar nicht vorhanden sind.
Ich will Herrn Koch nicht rügen, denn er hat beschrieben, was er beobachtet hat. Aber mangels ausreichender Optikkenntnisse hat er seine Beobachtung falsch interpretiert und ist so zu einem falschen Urteil gekommen. Das passiert sehr leicht, wenn – egal auf welchem Fachgebiet – ein Nichtfachmann versucht, aus einer eigenen Beobachtung eine Gesetzmäßigkeit, einen logischen Zusammenhang oder ein Urteil abzuleiten und dabei wichtige, ihm aber unbekannte Aspekte unberücksichtigt läßt.
Walter E. Schön