Keine Ahnung, ob man im Forum einfach ungefragt Produktbewertungen und dgl. einstellen kann, also hab ich gedacht, ich tu’s mal und schaue, was passiert ;-)
Nachdem ich vor einiger Zeit ein Glas von DDoptics anschauen konnte und sehr angenehm beeindruckt war, habe ich neulich meiner kleinen Fernglas-Sammlung ein DDoptics Pirol HDx 8x42 hinzugefügt. Hier die Eindrücke nach der ersten Gebrauchszeit, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder objektive Richtigkeit (ich bin technischer Laie, bitte nicht vergessen !).
Als „Referenzpunkt“ soll mein Zeiss Conquest HD 8x42 gelten (bei dem ich, wie in anderen Forumsbeiträgen diskutiert, bis jetzt keinerlei Fokussierungsprobleme bemerkt habe !). Allerdings ist zu sagen, dass das Conquest HD im Handel fast € 200 günstiger angeboten wird als das Pirol, welches mit € 1'078.- gelistet ist.
Zum Bestellvorgang bei DDoptics in Chemnitz: fabelhaft schnell und schmerzlos, am 5. Arbeitstag nach Bestellung (inkl. Versand in die Schweiz und Verzollung) bereits auf meinem Tisch.
Das Gerät kommt mit 30 Jahren Garantie und dem Vermerk „keine langen Reparaturen: Sofortaustausch !“ (das könnten einige Premium-Hersteller vielleicht auch mal anbieten).
Zubehör standardgemäss: Niggelooh Neopren-Tragegurt, Objektivschutzkappen, Okularschutzkappen, sowie die grösste Tasche, die ich je gesehen habe (grosse LowePro Fotoasche mit Raum für das Glas und viel Zubehör, offenbar auf professionelle Birder ausgerichtet).
Design: die Form wie auch die stark gerillte Armierung sind sicher Geschmackssache (siehe Bild). Mir persönlich gefällt das Design des Conquest HD besser.
Die Verarbeitung des Pirol ist sehr gut, die Wertigkeit erscheint hoch, mit Ausnahme der billig wirkenden Beschriftungen (Signet, Name, Modellbezeichnung). DDoptics lässt in Japan fertigen und sagt das auch offen.
Haptik: angenehme Gummiarmierung, viel griffiger als beim Conquest HD. Hier erweist sich die optisch gewöhnungsbedürftige starke Rillung als nützlich.
Balance in der Hand: gut.
Gewicht: das Pirol ist überraschend schwer, deutlich schwerer als angegeben (in realistischer Ausstattung mit Riemen und Okularschutz 974g, das ist gut 100g mehr als das gleich ausgestattete Conquest HD). Allerdings ist das Pirol viel massiver armiert, es kommt im Vergleich zum Conquest wie ein Panzer daher und übertrifft in diesem Eindruck noch die Meopta Gläser (DDoptics bewirbt im Prospekt das Pirol entsprechend: „... ein Sturz von der Ansitzleiter kann diesem Fernglas ... nahezu nichts anhaben...“).
Mechanik: Die KnickbrĂĽcke geht aus meiner Sicht genau richtig, weder zu leicht noch zu schwer.
Die Augenmuscheln lassen sich leichtgängig heraus- und hineindrehen und in 4 Stellungen arretieren: ganz drin, 2 Zwischenstellungen, ganz draussen (da kann das Conquest HD - jedenfalls mein Exemplar - mit seinen ruckeligen Augenmuscheln nicht mithalten).
Das sehr grosse Fokossierrad des Pirol liegt griffgünstig und lässt sich weich und gleichmässig drehen; 190 Grad zur Scharfstellung von 3m bis Unendlich. Keinerlei Spiel ! Wie sich das bei tiefen Minustemperaturen verhält, weiss ich natürlich nicht.
Dioptrieausgleich: am rechten Tubus; Nullpunkt, Präzision und Bedienung sind einwandfrei.
Zur Optik:
Einblick von der Okularseite: Die Vergütung macht einen sehr ähnlich wie diejenige des Conquest HD. Die Austrittspupille erscheint allerdings als weniger rund als die des Zeiss, und es sind auf der Aussenseite der Austrittspupillen pro Tubus je 2 deutliche Nebenpupillen sichtbar, was beim Zeiss nicht der Fall ist. Allerdings sind diese Nebenpupillen je etwa 6 mm von der eigentlichen Austrittspupille entfernt, sodass sie im Effekt wohl kaum gross stören (Fachleute, bin ich hier zu optimistisch ?).
Einblick von der Objektivseite: Vergütung ok (abgesehen von zwei staubkorngrossen „Löchlein“ im äusseren Vergütungsbelag). Der Tubus erscheint vollständig geschwärzt und weist keinerlei Glanzteile auf (wie in anderen Forumsbeiträgen erwähnt, zeigt jedoch mein Conquest HD beim Einblick in den Tubus mannigfache glänzende Kratzer und sonstige „Montage-Spuren“); soweit unter Verwendung einer hellen Taschenlampe sichtbar, sind die inneren Glasoberflächen des Pirol frei von Defekten oder Verschmutzungen.
Einblickverhalten: gut, weite Verstellmöglichkeit der Augenmuscheln. Die Augenmuscheln liegen angenehm am Auge; in meiner persönlichen Meinung ist das Pirol hier besser als das Conquest HD.
„BILDGÜTE“:
Farbtreue: gut (Papiertest gemäss W. Schön), vergleichbar mit dem Conquest HD.
Geisterbilder, Reflexionen, Streulicht: in etwa vergleichbar mit dem Conquest HD, bei beiden Gläsern sind bei starken Lichtquellen am Rand des Gesichtsfeldes, insbes. bei „Gegenlicht“ durch die Sonne (abends, morgens) Lichteffekte sichtbar; insgesamt kann ich bei beiden Gläsern damit leben.
Flares / Spikes (beim direkten Betrachten einer punktförmigen Lichtquelle): klar sichtbar, aber das Pirol schneidet hier aus meiner Sicht etwas besser ab als das Conquest HD.
Farbsäume, CA: beim Pirol erst ganz zum Bildrand hin sichtbar, wiederum erscheint es mir hier besser als das Conquest HD.
Schärfe, Kontrast, „Brillanz“ des Bildes: beim Pirol insgesamt sehr gut. Das Conquest HD punktet allerdings bei der Mittenschärfe, hier ist das Zeiss in meiner Sicht klar vorne, es zeigt bei der Prüfung mit Stativ und Optiker-Sehtest-Tabelle die unterste Reihe Zeichen für mich klar besser lesbar als das Pirol. Das Pirol ist ok, aber das Zeiss ist hier besser.
Allerdings nimmt beim Conquest HD die Schärfe zum Rand hin viel schneller, und auch viel deutlicher, ab als beim Pirol.
Insgesamt erscheint mir das Bild des Pirol daher etwas „ausgewogener“ als dasjenige des Conquest HD, das ich ansonsten schätze.
Bezüglich Kontrast würde ich beide Gläser etwa gleich bewerten, ebenso bezüglich Verzeichnung usw.
Eigenartigerweise erscheint mir das Sehfeld des Pirol weiter als dasjenige des Zeiss, obwohl beide praktisch die gleiche technische Spezifikation haben (Pirol 130m, Conquest HD 128m).
Zudem scheine ich (subjektiver Eindruck) beim Pirol irgendwie „näher dran“ zu sein an der beobachteten Szene, ev. hängt das mit der gegenüber dem Conquest HD weniger ausgeprägten Rand-Unschärfe zusammen ?
Fazit: das Pirol ist für mich ein gutes Glas, dem Conquest HD in vielerlei Hinsicht ebenbürtig oder überlegen, ausser bei der Mittenschärfe, wo das Conquest HD aus meiner Sicht klar die Nase vorn hat.
Beste GrĂĽsse.
PInac