Hallo Andi,
dann tu ich mal so wie bei einem richtigen Fernglas und berichte kurz (zum Beispiel im Vergleich mit einem Kompaktglas wie dem Leica Ultravid 8x20).
Die technischen Daten waren im ersten Beitrag schon aufgeführt; ergänzt werden kann, dass die AP beim Nikon Mikron 6x15 aufgrund der Daten natürlich gleich gross ist wie beim Ultravid 8x20 (jeweils 2.5mm).
Die Verarbeitung des Nikon (als Design wurde das Glas ja schon vor fast 100 Jahren entwickelt und in mehreren Auflagen über die Jahre immer wieder aufgelegt) ist einwandfrei, alles fühlt sich satt und solide an. Die Knickbrücke geht etwas zu hart, der Dioptrieausgleich am rechten Okular (Nullpunkt i.O.) etwas zu weich und verstellt sich daher leicht, die Fokussierung läuft satt und gleichmässig und ist eher langsam übersetzt.
Wasserdicht wie das Ultravid ist das Nikon natürlich nicht, und die Spritzwasserfestigkeit würde ich auch nur ungern testen wollen. Eigentlich ist das Nikon daher eher für das geeignet, was man heute neudeutsch mit „Urban Outdoor“ bezeichnet, als für hartes Trekking in freier Natur.
Optisch ist der Zwerg eigentlich sehr brauchbar. Durch das grosse Sehfeld und die Tatsache, dass das Gerät so klein ist, dass man es beim Umfassen mit der Hand automatisch am Gesicht abstützt und daher in der Regel ruhiger hält als sonst ein Kompaktglas, wirkt die Vergrösserung gar nicht so viel geringer als beim Ultravid. Je nach Nutzer ist der kurze eye relief (10.1mm) etwas hinderlich; ohne Brille und mit dem Glas nahe an den Augen geht es aber erstaunlich gut.
Bezüglich Mittenschärfe steht das Nikon dem Ultravid kaum nach; die Randunschärfe setzt hingegen etwas früher ein. CA ist eher geringer als beim Ultravid, Geisterbilder bei hellen Punktlichtquellen sind etwas stärker als beim Ultravid. Betr. Streu- und Gegenlicht-Verhalten muss ich Erfahrungen erst noch sammeln. Insgesamt – angesichts der winzigen Grösse (siehe FOTOS, insbesondere im Verhältnis zu einem „Standard“ Kern 8x30 Porro) – ist das Bild des Nikon Mikron aber erstaunlich gut, klar, hell und scharf!
Leute mit grossen Händen lassen allerdings vielleicht besser die Finger davon.
Preislich je nach Anbieter (da sind z.T. grosse Unterschiede) irgendwo zwischen dem Zeiss Mono und dem Leica Monovid angesiedelt, ist für mich die zweiäugige Beobachtung so viel vorteilhafter, dass ich das vor einige Wochen erworbene Zeiss Mono 6x18 als „Reserve-Kleinglas“ ins Auto verbanne und mehr mit dem Nikon als „Immer-Dabei- Glas“ unterwegs sein werde (das Mono ist zwar leichter, aber lässt sich im Kittel kaum besser verstauen als das kleine Nikon).
Viele Grüsse. Pinac