Hallo Pinac,
Das SF schneidet in Deinem Test doch sehr gut ab - sehr viel mehr kann man gar nicht erwarten. Man darf nicht vergessen, dass ein Aufweiten des Sehwinkels mit enormen Schwierigkeiten verbunden ist, weil manche Aberrationen dabei ueberproportional zunehmen und mit hohem Aufwand ausbalanciert werden muessen. Auch hatte Herr Seil mit seinem Doublet-Objektiv weniger Freiheitsgrade zur Bekaempfung der Aberrationen zur Verfuegung als die Konkurrenz - dafuer dann aber Gewicht einsparen koennen.
Das Streulichtverhalten laesst sich vielleicht noch optimieren. Ich hatte am 10x42 SF einen Reflex knapp ausserhalb der Austrittspupille beobachtet, der vermeidbar waere, auch wenn er am Swaro 8x32 SV ebenso anzutreffen ist.
Der Globuseffekt des 8x42 SF ist offenkundig einer unguenstigen Verzeichnungskurve anzulasten. Die kissenfoermige Verzeichnung nimmt mit dem Sehwinkel zunaechst Richtung Sehfeldrand zu, weiter draussen dann aber immer langsamer, oder sie nimmt sogar wieder etwas ab. Dies war auch ein Problem der ersten 8.5x42 SV, ist dort inzwischen wohl verbessert worden (Joachim Schmolke hatte darueber berichtet, und es gibt auch entsprechende Beobachtungen im Birdforum). Diese Verzeichnungskurve hat keine Vorteile; sie ist scheinbar ein unangenehmer Nebeneffekt der Bildebnungslinse, die zwar die Bildfeldwoelbung verringert, dabei aber auch die Verzeichnung beeinflusst. Hier fehlt es noch an Erfahrung im optischen Design, und diese "anomale Verzeichnungskurve" taucht daher mal auf (beim 8x42 SF), und dann mal wieder nicht, oder weit weniger auffaellig (beim 10x42 SF).
Zeiss hat mir die Verzeichnungskurven nicht zugeschickt, daher kann ich diesen Effekt nicht am Computer simulieren. Hier war Swarovski einst kooperativer, und gemeinsam hatten wir vor einigen Jahren solche Probleme des Schwenkverhaltens analysiert und dabei auch verstanden, wie sie entstehen und vermieden werden koennen.
Tobias ist ein Fachmann und ich wuerde seine Beobachtung nicht anzweifeln. Ich wuerde mich halt wundern, wenn diese Unterschiede in der Mittenschaerfe sich ueber die gesamten SLC und SV Baureihen erstrecken wuerden. Sphaerische Aberration kann uebrigens auch auftreten, wenn die Toleranzen im Luftspalt nicht eingehalten wurden, ja sogar dann, wenn das Objektiv nicht gut temperiert ist (etwa, weil man das Geraet erst 20 Minuten zuvor in die Winterkaelte gebracht hat). Wie gesagt: Man sollte hier noch mal checken, wie allgemeingueltig diese Messung ist.
Es sind in diesen Jahren hervorragende Mittelklasseglaeser aufgetaucht. Das Zeiss Conquest HD, aber auch das neue Leica Trinovid (das dem alten Ultravid HD, also dem ehemaligen Premiumglas, verdaechtig aehnlich sein soll), auch das Meopta Meostar und verbesserte Glaeser aus Fernost treiben diesen Sektor voran, waehrend in der Premiumklasse nicht mehr so viel rauszuholen ist. Beim Sehfeld sehe ich noch Spielraum, hier und da noch bei der Streulichtunterdrueckung und, natuerlich, beim Schwenkverhalten. Es fehlt der grosse Befreiungsschlag in der Premiumklasse, etwa eine robuste, aber platzsparende Bildstabilisierung.
Viele Gruesse,
Holger