Da der Markt an 7x Gläser und besonders mit großem Gesichtsfeld stark geschrumpft ist bietet sich ein Vergleich mit dem Zeiss Dialyt 7x42 B mit immerhin 8.6 Grad an. Unter recht dunklem Landhimmel (21.0 mag/arcsec^2) ist das Bild vom Dialyt und vom Kowa in etwa zwei Dritteln das Gesichtsfeldes ähnlich scharf, doch vor allem in den äußersten 10 % am Bildrand lässt das Kowa deutlich nach. Durch Nachfokussieren gewinnt man sehr viel Schärfe zurück, was für starke Bildfeldwölbung spricht, doch bei einem Handfernglas macht dies nicht viel Sinn. Die Unschärfe ganz im Randbereich fällt (mir) kaum auf, denn wegen des großen scheinbaren Gesichtsfeldes muss man die Augen schon ganz schön drehen um den Rand überhaupt so sehen (' oben und unten' ist dies viel einfacher). Der äußerstes Rand ist so gesehen eher so etwas wie ein Rahmen, wie ein Blick durch ein größeres Fenster. Das Dialyt hat ein etwas helleres Bild, aus der Hand gehalten, fällt nicht auf, dass man auch etwas schwächere Sterne sieht. Beim Schwenken ist der Bildablauf beim Dialyt etwas ruhiger, am Himmel merkt man den Unterschied kaum, tagsüber kann der leichte Globuseffekt beim Kowa schon eher stören.
Die 10 Grad Gesichsfeld des Kowa's sind schon rekordverdächtig und kleine Sternbilder wie die Leier oder auch das Dreieck passen ganz und mit etwas Raum darum ins Gesichtsfeld. Es gibt eine Reihe von Objekten die davon stark profitiert, die Hyaden, Perseus mit dem ausgedehnten Sternhaufen Melotte 20, im Fuhrmann bekommt man vier weit auseinander stehende Sternhaufen (M36-38) gleichzeitig ins Gesichtsfeld. 32 mm Öffnung reichen unter dunklem Himmel auch für Galaxien, ich war erstaunt wie schön die Andromeda Galaxie M31 und ganz schwach die Begleiter M32 und NGC 205 zu sehen waren, oder auch die M33 Galaxie. Man kann auch den Ringnebel M57 in der Leier finden. Das extra Gesichtsfeld des Kowa's lohnt sich! Ein noch deutlich größeres Gesichtsfeld liefert das betagte Leica Trinovid 6x24, doch bei Kontrast und Transmission hinkt es deutlich hinterher, ich habe mich vor einigen Jahren sehr schnell wieder davon getrennt.
Bleibt die Frage wozu überhaupt ein 6,5x oder 7x Glas und insbesondere für Himmelsbeobachtung. Ich hatte zum Vergleich ein Canon 10x42 IS und Canon 14x32 IS mit dabei, das APM 70mm Großfernglas mit 90 Grad Einblick konnte ich kaum wegen starkem Tau kaum verwenden.
Es wirken verschiedene Aspekte zusammen, es gibt eine Reihe von Objekten, wie die Milchstrasse mit Dunkelwolken, da wünscht man sich jedes Grad Gesichtsfeld mehr, die 4.3 Grad Gesichtsfeld des 14x32 Glases finde ich für viele Bereiche der Milchstrasse schon deutlich zu klein, das 10x42 Glas ist da schon deutlich besser und unter dem Strich ist das 10x42 IS ein tolles Astro-Handglas. Die 6 mm Austrittspupille des Zeiss Dialyt empfinde ich für die Himmelsbeobachtung nicht unbedingt als Pluspunkt, selbst bei nur sehr leichter Lichtverschmutzung, besonders in Horizontnähe finde ich das Bild etwas hell und matschig, hier ist das 14x32 Glas im Vorteil, der schöne Doppelsternhaufen im Perseus wirkt vor dem dunklen Himmel und deutlich größer so am besten. Mit einem 6x oder 7x Glas wird man vermutlich nicht viele Stunden den Himmel beobachten, da gehen einem die Objekte aus, doch es ist eine ideale Ergänzung zu einem Großfernglas, auch um sich am Himmel zu orientieren, oder im Urlaub wenn nur Platz für ein kleines Glas vorhanden ist. Das Bild ist merkbar ruhiger als bei den Standard 8x-10x Gläsern, allerdings lange nicht so ruhig wie in einen IS Glas. Ob man sich für ein Zeiss Dialyt 7x42 o.ä. second hand, das besonders kleine und kompakte Kowa 6,5x32 oder eine der wenigen Alternativen (viellelicht auch das Celestron 7x33, vermutlich auch das kommenden APM 6x30 (siehe Pinac's Beitrag weiter oben) entscheidet ist großenteils Geschmacksache, die Gläser sind alle auf einem sehr hohen Niveau. Ich bedaure es manchmal, dass ich mich an Eigenarten und Schwächen stoße, die ich zu der Zeit als ich nur ein Fernglas besaß gar nicht bemerkt hätte.
Thomas
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.10.19 17:28.