Als derjenige, der die Geschichte mit Sonnenbeobachtungen (versehentlich oder absichtlich…) in diesem Faden am 6. Januar wieder aufgenommen hat, möchte ich noch ein paar Worte dazu sagen.
Was ich in den letzten Tagen gelernt habe (Beobachtung der Sonne mit FG/Teleskop ohne Schutzfilter):
- Die größte Bestrahlungsstärke (W/m**2) befindet sich an der Austrittspupille. Gefährdet ist hier insbesondere die Hornhaut, wie Holger Merlitz in seinem Beitrag am 7.1. dargelegt hat. Die Verbrennung macht sich 6 bis 8 Stunden nach der Exposition durch starke Augenschmerzen bemerkbar. Immerhin ist die Schädigung an dieser Stelle oft (aber nicht immer!) reversibel.
- Netzhaut: Je höher die Vergrößerung (bei konstanter AP, also bei steigender Öffnung), desto größer wird das auf die Netzhaut projiziert Sonnenbild. Zwar wird dabei die Bestrahlungsstärke (W/m**2) nicht höher sein als bei Beobachtung ohne optische Hilfe (das ist das Argument eines eher sorglosen Beobachters im Astroforum: kurze, versehentliche Zufallsbeobachtungen der Sonne mit dem FG sind doch nicht so gefährlich...), dafür wird aber die Gesamtleistung (W), die die Netzhaut verkraften muss, immer höher. Zitat aus „Gefährdung der Augen“, Informationen des berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitssicherheit – BIA, St. Augustin: „Ob eine Verbrennung auftritt, hängt deshalb nicht nur von der Strahlungsintensität und der Einwirkungsdauer, sondern auch von der Größe der auf der Netzhaut bestrahlten Fläche ab.“ Das ist meiner Ansicht nach der entscheidende Unterschied zwischen der Beobachtung mit freiem Auge und Fernglas/Teleskop, was die Gefährdung der Netzhaut angeht.
Beobachtungen mit Herschelkeil:
Vorsicht ist auch geboten bei Verwendung eines Herschelkeils für die Sonnenbeobachtung: die zusätzlich zu verwendenden Filter für visuelle Beobachtung blocken womöglich Anteile der gefährlichen IR- und UV-Lichtanteile nicht bzw. nur ungenügend ab – da muss man sich also genau informieren.
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Ich selbst beobachte die Sonne (selten!) visuell seit 2003 ausschließlich im Weißlicht mit Astro Solar Folien, die für visuelle Beobachtungen ausgelegt sind (Sonnenlichtstärke lt. Baader um 99.999% reduziert). Nach allen Informationen der letzten Tage frage ich mich allerdings, ob man – zumindest im Weißlicht – die Sonne nicht lieber ausschließlich (mit Objektivfilter) fotografieren sollte. Bei den Vorbereitungen und der Scharfstellung auf Liveview/Display kann an sich nichts passieren (siehe aber der Beitrag von jring am 6. Januar!), und mittels geeigneter Bildnachverarbeitung sieht man mehr als visuell am Okular.
Grüße von Andreas
P.S. heute Nacht ist eine Halbschattenfinsternis des Mondes zu sehen (Höhepunkt um 20h10). Der obere Teil des Mondes wird dabei ein klein wenig abgeschwächt – alles sehr unauffällig, dafür gefahrlos zu beobachten…