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Äpfel mit Äpfeln vergleichen: Swarovision 8x32 vs Zeiss SFL 8x30

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06. Mai 2023 22:47
Aus Gründen der Handlichkeit und Kompaktheit interessieren mich seit längerem Gläser der Dimension 8x32 bzw. 8x30. Als vor geraumer Zeit die neuen Dreißiger Zeiss SFL die sächsische Landeshaupstadt erreichten, habe ich das beste Haus am Platze aufgesucht und die Neuheit mit meinem bewährten Swarovision 8x32 der 3. Generation verglichen. Zuvor hatte ich dieses schon mit dem Zeiss Victory SF 8x32 verglichen und Holger Merlitz‘ Vergleichstest mit dem Swaro NL Pure 8x32 beigewohnt. Etwas weniger tiefschürfend hatte ich mein kleines Swaro gegen das Leica Ultravid HD Plus 8x32 und das Meopta Meostar B 1 8x32 getestet. Nachdem ich sowohl mit dem Victory SF 8x32 als auch dem NL Pure 8x32 nicht so recht warm wurde, schien mir das gute alte Swarovision (obschon nicht mehr erhältlich) wegen seines ausgewogenen Gesamtpaketes ein geeignetes Referenzobjekt gegenüber dem neuen Zeiss SFL.

Zunächst ein paar Worte zum Äußeren. In den Abmessungen zeigt sich das SFL deutlich kompakter als das Swaro. Mit Objektiv- und Okularschutzdeckeln misst das Swaro 147 mm, das Zeiss jedoch nur 127 mm. Bei voll aufgeklappter Knickbrücke ist das Zeiss 4 bis 5 mm schmaler. Die 20 mm Längendifferenz habe ich als erheblich für das Packmaß wahrgenommen. Das Zeiss passt gut in die Beintaschen meiner Trekkinghosen und lässig in jede Jackentasche.
Zum Zubehör würde ich nicht allzu viel Unboxing-Kult treiben wollen. Beide Hersteller legen ein Microfasertuch und solide Taschen mit Trageriemen bei. Die Tasche des Zeiss mutet vielleicht nicht ganz so edel wie jene aus Tirol an, dafür scheint mir die Zeisstasche ein wenig großzügiger bemessen zu sein.

Signifikant ist der Gewichtsunterschied. Mit Trageriemen, Objektiv- und Okularschutz wiegt das Zeiss nur 570 Gramm (ohne alles sind es 460 Gramm), das Swaro immerhin stattliche 740 Gramm. Das macht bei Verwendung im Feld einen echten Unterschied. Man bedenke dass das Leergewicht des 32er NL Pure gegenüber dem des Swarovision nochmals deutlich höher liegt. In der Beobachtungspraxis zeigt sich, dass ich aufgrund meiner individuell stark ausgeprägten Handunruhe das Swarovision wesentlich ruhiger halten kann als das Zeiss SFL. Hier ist ein Plus an Massenträgheit unter Umständen von Vorteil.

Über die Fokussiermechanik bei Swarovski ist hinreichend viel geschrieben worden. Der Drehwiderstand des Mitteltriebs ist je nach Drehrichtung unterschiedlich. Die Übersetzung ist recht lang. Ersteres hat mich nie, der lange Weg von Nah nach Unendlich hat mich gelegentlich gestört. Hier ist das Zeiss tatsächlich smart. Der Mitteltrieb läuft absolut geschmeidig, ohne Spiel und mit einem angenehmen Widerstand. Straff, aber keineswegs widerspenstig. Obschon der Focus unglaublich kurz (laut Pinac nur 180 Grad) von nah nach fern läuft, lässt sich doch das anvisierte Objekt schnell und präzis scharf stellen. Die Naheinstellgrenze leigt beim Zeiss bei 1,5 Meter (die ich nicht benötigt hätte, aber gern annehme) und beim Swaro bei 1,9 Meter, was mir fast immer ausreichte.
Die Dioptrieneinstellung des Zeiss habe ich noch nicht getestet. Sie wird mittels eines Ringes unterhalb des rechten Okulars vorgenommen. Swarovski stellt die Dioptrien durch Herausziehen des Fokusrades über Rasterstufen ein.

Die Ergonomie beider Gläser ist recht unterschiedlich. Zeiss hat den Tuben zwei leichte Kanten in Längsrichtung gegeben, was aus meiner Sicht ergonomisch nicht nötig gewesen wäre. Es handelt sich wohl um eine ästhetisch-gestalterische Entscheidung, die beim ostdeutschen Bauarbeiter ihre Wirkung verfehlt. Dessen ungeachtet eignet dem kleinen Zeiss eine zurückhaltende Eleganz. Wenn ich das Zeiss greife, umfassen kleiner und Ringfinger den Tubus nahe dem Objektiv. Der Mittelfinger bedient das Fokussierrad. Der Zeigefinger ruht auf der okularseitigen Brücke. Halte ich das Swaro, greifen Mittel-, Ring- und kleiner Finger zwischen beiden Brücken um den Tubus. Der Zeigefinger bedient den Mitteltrieb, und der Daumen liegt perfekt in der Daumenmulde der Armierung. Da ich zwar große, aber schlanke Hände habe, funktioniert die beschriebene Handhaltung beim Swaro sehr gut. Für mich lassen sich beide Gläser sehr komfortabel handhaben. Beim 32er Zeiss Victory SF hingegen ist der Raum zwischen den Brücken derartig knapp, dass ich die Doppelbrücke ungern als ergonomisches Argument gelten lasse.

Die Gummiarmierung stellt sich beim Zeiss SFL edel in mattem Schwarz dar, scheint aber Staub und kleine Schmutzpartikel anzuziehen. Ich dachte zunächst, es könne sich auch um ein Wahrnehmungsphänomen handeln, da Schmutzteilchen gut mit dem dunklen Farbton kontrastieren, aber es scheint doch eher elektrostatisch begründet zu sein. Die Gummierung des Swaro ist mir persönlich angenehmer, gut griffig und sehr robust. Am Rande erwähnt, hat sich selbige Gummierung über Jahre nicht gelöst, anders als beim 42er NL Pure, das ich ab Werk mit schmatzender Armierung erwarb. Weder am Zeiss SFL noch am Swarovision konnte/ kann ich unangenehme Ausdünstungen der Kunststoffe wahrnehmen.

Interessant fand ich das Einblickverhalten. Das Swarovision ist eines der Gläser mit dem für mich besten Einblick. Der Hersteller gibt 20 mm AP-Abstand an, Pinac hat 17 mm gemessen. Für das SFL werden 18 mm AP-Abstand angegeben, wobei Pinac wiederum 17 mm gemessen hat. Als ich das SFL in der Dresdner Heide testen durfte, waren für mich als Brillenträger bei komplett eingedrehten Augenmuscheln häufig Abschattungen wahrzunehmen. Drehte ich die Augenmuscheln eine Rasterstufe oder auch nur den halben Weg bis zum ersten Klick heraus, verschwanden die Blackouts. Beide Gläser habe vier Positionen der Drehaugenmuscheln. Neben ganz rein oder ganz raus gibt es zwei Zwischenstufen. Die Rasterung scheint mir beim Swaro weicher , geschmeidiger, beim Zeiss jedoch ein wenig präziser zu sein. Die mechanische Qualität im Falle des Zeiss wird die Langzeitnutzung zeigen müssen.

Die Sehfelder beider Gläser habe ich nicht ausgemessen, aber im Gebrauch gewisse Unterschiede festgestellt. Zeiss gibt für das SFL 8x32 ein Sehfeld von 142 Metern an, Swarovski fürs kleine Swarovision 141 m. Obschon beide Gläser nominell nahezu gleichauf liegen, überblicke ich mit dem Swaro mehr. Dies schreibe ich zum einen der swaroskispezifischen Randschärfe, zum anderen dem genialen Einblick des Swaro zu. Ungeachtet dieses kleinen graduellen Unterschiedes hat das Zeiss ein komfortabel weites Sehfeld. Man ist sofort drin im Bild, als habe man kein Fernglas vor Augen.

Bezüglich der Mittenschärfe habe ich keine Tests mit Auflösungstafeln und Nachvergrößerung vorgenommen. Beide Gläser liefern mir ein unglaublich knackiges Bild. Die Randschärfe ist bekanntermaßen beim Swaro vom feinsten. Beim Zeiss SFL ist die Schärfeausdehnung immerhin so großzügig, dass man alles scharf wahrnimmt, was das Auge im Sehfeld zu erfassen vermag. Den dezenten Schärfeabfall zum Rand hin nehme ich als natürlich und durchaus angenehm wahr.

Der Kontrast beider Gläser stellt sich mir ähnlich dar. Beide geben feinst abgestufte Tonwerte in filigranen Rindenstrukturen sauber definiert wieder. Beide Gläser zeigen auch in verschatteten Partien der Waldlandschaft ein helles Bild. Dämmerungssituationen habe ich bislang nicht getestet.
Die Farbwiedergabe beider Gläser würde ich als nahezu perfekt neutral bezeichnen. Der vielen Zeissgläsern eigene kühle Farbton (für mich beim Victory SF 8x32 deutlich wahrnehmbar) ist beim SFL nicht zu sehen, was ich persönlich begrüße.

Der Verzeichnung der Gläser habe ich mich nicht im Detail widmen können. Da für den Globuseffekt weitgehend unempfindlich, bin ich in dieser Hinsicht keine verlässliche Quelle. Sicher nachzuvollziehen war für mich allerdings, dass das SFL ein ungemein gutmütiges Verhalten beim Schwenken des Glases zeigt. Es wird berichtet, dies sei auf die sogenannte Merlitzverzeichnung zurückzuführen. Das heißt, dass Holgers ausdauernde Arbeit am Thema nun Früchte trägt. Hier ist jedenfalls ein deutlicher Unterschied zum teureren Bruder Victory SF zu spüren.

Ein merklicher Unterschied besteht im Gegenlichtverhalten der Kombattanten. Mit dem Veiling Glare des Swarovision konnte ich immer recht gut leben. Heftige, störende Lichtreflexe sind bei meinem Glas selten wahrzunehmen gewesen. Der Umstand, dass das deutlich teurere 32er NL Pure noch anfälliger für Gegenlicht ist, ließ mich das Thema bei meinem Swarovision fast vergessen. Bis ich das Zeiss SFL in die Hand bekam und Kopf an Kopf gegen mein Swaro testen konnte. In der Standardtestsituation mit tiefstehender Sonne vor einer dunklen Wald- oder Bebauungskante ließ sich mit dem Zeiss beim besten Willen kein Veiling Glare provozieren. Auch direkter Gegenlichteinfall, wenn man knapp neben die Sonne blickt, führt nicht zu Lichtreflexen im Zeiss. Das eröffnet in der Beobachtungspraxis völlig neue Möglichkeiten. So kann ich mit dem Zeiss in sonnenfleckigem Gegenlicht im Blätterdach die Vöglein in allen Gefiederdetails beobachten.

So bleibt zum Schluss festzuhalten, dass Zeiss mit dem 32er SFL ein leistungsstarkes, kompaktes und leichtes Glas entwickelt hat, indem man sich auf alte Tugenden rückbesann und dem Trend zu noch mehr Sehfeld bei absoluter Randschärfe nicht weiter gefolgt ist. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist eine Wucht, die japanische Verarbeitungsqualität könnte manch noblen europäischen Konkurrenten beschämen. Als mir mein Dealer ein Angebot machte, das ich unmöglich ablehnen konnte, habe ich zugeschlagen. Als erstes hab ich dem kleinen Zeiss die Fütterung der Wanderfalkenjungvögel gezeigt. Welch großes Kino mit solch kleinem Glas. Es wird jetzt öfter mit mir durchs Osterzgebirge und die Teichlausitz streifen. Sollte es je Probleme mit dem Glas geben, hoffe ich, dass der Service von Zeiss zur alten Verlässlichkeit zurückgefunden hat und dass ich nicht bis Japan zur Reparatur gehen muss.

Reinhard

P.S.:
das erworbene Glas zeigt zu meiner Überraschung anders als das getestete Stück nicht so eine ausgeprägte Neigung zu Abschattungen bei eingedrehten Augenmuscheln. Ich werde das Phänomen beobachten. Sollte es dabei bleiben, werde ich mich nicht beim Zeissmann oder bei Kamakura beschweren.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Äpfel mit Äpfeln vergleichen: Swarovision 8x32 vs Zeiss SFL 8x30

Fluoritsammler 2416 06. Mai 2023 22:47

Danke...

Dick van den Berg 739 06. Mai 2023 23:48

Re: Danke...

reinholdz.2004 611 07. Mai 2023 08:32

Denkmalschutz

Fluoritsammler 704 07. Mai 2023 09:01

Seitensprung: Leica Ultravid 8x32

Dick van den Berg 715 07. Mai 2023 11:45

Re: Seitensprung: Leica Ultravid 8x32

Fluoritsammler 571 07. Mai 2023 20:17

Re: Denkmalschutz

Dominique 515 07. Mai 2023 16:14

Re: Danke...

Dominique 498 07. Mai 2023 14:21

Re: Äpfel mit Äpfeln vergleichen: Swarovision 8x32 vs Zeiss SFL 8x30

Vertigo 689 07. Mai 2023 20:35

Re: Äpfel mit Äpfeln vergleichen: Swarovision 8x32 vs Zeiss SFL 8x30

Klaeser 527 07. Mai 2023 23:24

Re: Äpfel mit Äpfeln vergleichen: Swarovision 8x32 vs Zeiss SFL 8x30

Holger Merlitz 736 08. Mai 2023 07:54

Re: Äpfel mit Äpfeln vergleichen: Swarovision 8x32 vs Zeiss SFL 8x30

OhWeh 501 08. Mai 2023 23:36

Re: Äpfel mit Äpfeln vergleichen: Swarovision 8x32 vs Zeiss SFL 8x30

sep 549 08. Mai 2023 23:36

Re: Korrektur/ Ergänzung zum Gegenlichtverhalten SFL 8x30

Fluoritsammler 671 10. Mai 2023 18:57

Re: Korrektur/ Ergänzung zum Gegenlichtverhalten SFL 8x30

Hans 541 11. Mai 2023 20:29

Re: Korrektur/ Ergänzung zum Gegenlichtverhalten SFL 8x30

Klaeser 553 12. Mai 2023 00:36

Re: Korrektur/ Ergänzung zum Gegenlichtverhalten SFL 8x30

Hans 662 12. Mai 2023 12:01

Re: Korrektur/ Ergänzung zum Gegenlichtverhalten SFL 8x30

Klaeser 688 12. Mai 2023 21:44



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