Vorstellung Swarovski Curio 7x21 Teil 1
(vs. Ultravid 8x20)
Liebe Freunde der Optik,
als bekennender Taschenfernglasfreund aber ohne ein Zwangsleicaner, Swarovisologe oder Zeissjaner zu sein, habe ich mir aus Versehen bei meinem Händler des kleinsten Misstrauens
das Curio nochmals angesehen. In einigen Foren in aller Munde und um ein Mitspracherecht zu erheben, jenes auf Testanfrage mitgenommen. Danke an dieser Stelle für die Verfügung,
damit war in der ersten Stufe das Mitbestimmungsrecht von meiner besten Hälfte erst einmal außer Kraft gesetzt :)
Im Gegensatz zu meiner Frau, bin ich glücklich verheiratet, wie also das Glas vom Besitz in das Eigentum übernehmen?
"Das würde ich mir zulegen wollen?"
"Aha"
"?"
"spricht doch nichts dagegen, oder?"
"Dominique (so mahnend), warum irren Männer?"
"mein Ultravid ist aber in Reparatur!"
"okay, ........... wenn du mal einen kurzfristigen Krankenhausaufenthalt haben solltest,
ich würde mir dann auch sofort einen 2-beinigen Ersatz beschaffen!"
"Deal, dass Glas habe ich, jetz muss ich nur noch krank werden, ich glücklicher"
2 Fliegen mit....... :)
...... und wie es bei Menschen sein sollte, so auch bei Ferngläsern, spreche nicht über sie, wenn du sie nicht kennen gelernt hast.
Ich teile den Beitrag in 2 Teile.
Teil 1 - Mechanik Verarbeitung Zubehör und Smalltalk
Teil 2 - die optische Bewertung - diese folgt dann in diesem Faden zu einem späteren Zeitpunkt.
Wenn nötig immer auch im Vergleich zum Leica Ultravid 8x20
Auf der Swarovski Optik Seite ist eine Datenbank, auf der sich ein hochauflösendes Bild der Einzelteile des Curios laden lässt.
Leider kann der Interessent gemäß des Bildes das Glas nicht als Bausatz erwerben - dann wäre die Qualität im Selbstbau gewährleistet :)
Andererseits schützt sich Swarovski vor grobmotorischen Fertigkeiten der Käufer und somit vor späteren Reklamation des Bastlers,
er würde einen Nussknacker in den Händen halten.
[
mam.swarovski.com]
Lieferumfang:
Bild 01 Gesamtschau
Das Taschenglas gibt es in den Varianten schwarz und burnt-orange und wird in der bekannten Umverpackung von Swarovski geliefert.
Die Tuben der Optik ist bei beiden Varianten Ummantelt und die Brückenkonstruktion ist ohne solchen Schutz, netto Metall.
Im Lieferumfang das Standardzubehörset bestehend aus Dokumentation, eine Trageschnur für das Glas selbst, einen kleiner Gurt für das Aufbewahrungscase,
Putztuch und eine Okularabdeckung. Die Trageschnur des Glases hätte wertiger ausfallen können und eine Auslegung in Form von mehr Gurt als Schnur/Kordel
wäre dem Glas entsprechend ein Statement. Das Case besitzt einen Magnetverschluss. Das Case selbst ist an sich in Ordnung, wenn auch ein wenig "sperrig"
ohne ein Hartcase zu sein. Ein Objektivschutz ist nicht vorhanden. Der Okularschutz ist nur im zusammen gefalteten Zustand verwendbar.
Ein meiner Meinung nach kleiner Kritikpunkt. Es wäre wäre praxisgerechter, den Okularschutz für längere Wegstrecken entsprechend der flexiblen Augenweite aufgesetzt
gestaltet zu haben ohne das Glas immer falten zu müssen. Sofern der Nutzer also keine Vogeltränke aus den Okularhülsen machen möchte,
sollte das Glas bei kleinen Regenschauern entweder verstaut oder unter Verwendung der Abdeckkappe zusammen gefaltet werden.
Aber es gibt gute Nachrichten Siehe Bild 02: die einzelnen Okular Abdeck-Deckel vom Ultravid passen auch auf die Okularhülsen des Curio 7x21.
Verarbeitung:
Der Hersteller Swarovski hat sich bei der Ausführung der Bauteile wie auch bei der Monatge dem Anschein nach die größte Mühe gegeben.
Das Erscheinungsbild des Curio ist wirlich sehr gut ausgeführt. Es gibt seitens der Verarbeitung kein Beanstandungen. Alles ist sehr stimmig und präzise verbaut,
keine Unregelmäßigkeiten, Überstände, die Anfassqualität vermittelt sofort eine hohe Wertigkeit. Die Ummantelung der Tuben als Stoßschutz hat keine fühlbaren Hohlräume,
sie sitzt press an den Tuben. Ab,-und Anschluss,-Übergangsstellen an den Tuben und der Brückenelemente sind aus einem Guss und hervorragend ausgeführt.
Angesichts des Verkaufspreises ist dies auch eine berechtigte Forderung. Das Habichtmetalllogo ist in der linken Brückenhälfte (Ansicht Vorderseite) per Konturenfräsung eingelassen,
nicht auf,- sondern eingeklebt.
Bei den Ultravidmodellen, egal ob ummantelt oder "beledert", wird dieses Verarbeitungsniveau bei näherer Betrachtung nicht erreicht.
(vor allem die belederten haben IMMER Probleme bereitet)
Handling:
Bild 03 zeigt die Größenunterschiede des Curio zum Ultravid auf. Die ummantelte Ausführung des Leica habe ich derzeit nicht hier, insofern wirkt das Leica Silverline noch ein wenig filigraner,
schlanker. Hinsichtlich Größe und Gewicht würde ich beide Gläser als ebenbürtig bewerten, große Unterschiede liegen nicht vor.
Einzig durch die Auslegung der Leica Knickbrücke ergibt sich ein doch sehr unterschiedliches Anfassgefühl, ein abweichendes Handling. Auch hervorgerufen durch die Fokussiermechanik,
die bei dem Ultravid oben auf dem Brückenelement positioniert ist. Durch die gebrochene Brücke des Ultravid ergeben sich Leerräume, in denen die Handglieder eingreifen,
die das Handling je nach Vorlieben des Anwenders begünstigen oder benachteiligt. Das ist Geschmackssache. Zugegebenermaßen halte ich das Swarovski besser,
mehr Halte,-Kontaktpunkte = stabileres Bild. Die gewählte Ummantelung gewährleistet sicheren Halt und fühlt sich sehr angenehm an. Da die Brücke ohne Schutz designt ist,
könnte temperaturbedingt im Winter aus der Brücke eine Kältebrücke werden. Dies KÖNNTE als unangenehm empfunden werden. Kompensationsvorschlag, Handschuhe.
Bedienelemente Bild 02/03 Details:
Bei dem Curo handelt es sich um eine von anderen Modellen her bekannte Doppelbrückenkonstruktion. Die Schwergängigkeit bei meinem Modell (2023)
ist so gewichtet, als das sich die Brücken bei etwas gröberen Handling nicht von allein verstellen können. Der Einstellvorgang für die Augenweite
gestaltet sich geschmeidig und satt, ohne Spiel, ruckeln oder Schleifgeräusche. Wirklich einwandfrei.
Die Augenmuscheln sind aus Metall, wie bekannt bei Swarovski für eine Reinigung demontierbar und rasten nach dem Herausdrehen am Endanschlag ein.
Allerdings, der Gummikragen könnte etwas breiter sein, die Kontaktfläche ist für größere Augenhöhlen etwas schmal. Hier hat das Ultravid m.E. einen Punkt.
Mechanische Mängel habe ich nicht festgestellt, die Ausführung ist wirklich sehr gut. Ohne Spiel, nicht zu leicht, ein sanft satter gleitender Einstellvorgang,
allerdings einstufig. Bei mir passt der Augenabstand sehr gut.
Hier macht das Curio vs. Ultravid einen Punkt. Die Augenmuscheln des Leica werden herausgezogen oder hinein gedrückt und sind nicht demontierbar.
Funktionieren gut und praktisch, spiegeln aber nicht den präzisen betriebenen Aufwand des Swarovski Glases wieder.
Ob das ein wichtiges eines Merkmal eines Fernglases ist bleibt einmal dahin gestellt, zweifelsfrei aber sind demontierbare Augenmuscheln wesentlich besser,
hier hat das Curio seine Schiebhülsennase vorn.
Wenn wie mir bereits bekannt, ein vom Wind aufgeflogenes Schotterkörnchen in den Spalt der Augenmuschel geweht wird und die Bedienung der Schiebemechanik
durch ein Kratz, Knirschgeräusch begleitet wird, dann hat man die Leica CS Adresse aus Portugal vor Augen.
Also den Ort des Grauens, mit eigenem Fernglasfriedhof hinter der Werkstatt! Mit dieser Leica Mechanik besteht die Gefahr,
Deutschland mit seinem frei fließenden scheinenden Gemüt zur Ärgerbereitschaft zu wecken. :)
Das kleine Curio besitzt am Ende der Brücke in Form eines Rädchen einen rückseitig der Front in der Brücke eingelassenen Dioptrienausgleich,
Ausreichend dimensioniert aber ohne Skala für die Einstellwerte. Indexe für plus und minus sind vorhanden. Nicht gelasert, aber aufgedruckt.
Fühlbare Rastungen sind nicht vorhanden, auch nicht bei der Nullstellung, ebenso fehlt die Möglichkeit einer Verriegelung. Der Drehrichtungswiderstand
ist nicht zu leicht. Je nach Anwendungsverhalten kann sich unbeabsichtigt ein Wert X einstellen, der dann korrigiert werden muss. Den Umstand möchte ich nicht zu hoch hängen,
aber im Vergleich zum Ultravid, dessen Mechanik im Mitteltrieb integriert sind, muss das Swarovski trotz voller Alltagstauglichkeit
in diesem Merkmal ein wenig zurück treten.
Die Halteösen für die Trageschnur wirken günstig, sind aber praktisch, sie sollen ja nur die Ausreise nach Portugal verhindern.
Die des Ultravid haben einen Profilcharakter und wirken wertiger und tragen seitens des Gesamtbildes zur Formsprache bei. Hier erleidet das Curio n.M.G. einen Stilbruch.
Den Grobästhetiker wird das nicht interessieren.
Dieses Merkmal von Werkzeugnutzern unberücksichtigt, wird aber die Positionierung der Ösen zur Kritik aufrufen. Umgehängt erfährt das Curio an der leicht
größer werdenden Wohlstandbeule eine Neigung, die das Tragen im Gehen irritiert. Es stellt sich bissweilen auf, vor allem, wenn der Nutzer sich nach vorne beugt,
oder gar sich bücken muss. Auch in der Beobachtungsposition am Auge finden sich die Ösen in der Daumenwurzel wieder. Irgendwie ein wenig störend. Siehe Bild 03 u.r.
Die Lage der Ösen des Ultravid hingegen zeigen diese Kritikpunkte nicht auf.
Das 7x21 Curio besitzt im Vergleich zu den mir bekannten Taschengläsern ein auf das Maß betrachtet weiter nach innen in den Tubus versetztes Objektiv.
Der vordere Leerstand, Abstandsmaß Vorderkante Tubus bis Objektivlinse, wirkt fast wie eine Gegenlichtblende. Ohne es gemessen zu haben,
augenscheinlich aber ca. doppelt so groß wie bei de Leica. Ob dies zu einer größeren Streulichtunterdrückung beiträgt wird sich zeigen,
ich denke nicht. Was aber sichergestellt ist, wenn das Glas objektivseitig abgestellt wird, verringert es die Gefahr von Beschädigungen
durch übersehene Fremdkörper am Ablageplatz, oder auch solche im Transportbehälter.
Da ich gerade bei den Objektiven bin, Bild 02 Mitte unten:
Wenn das Glas mit kreisenden Bewegungen in eine Lichtquelle gehalten wird, wandert dort der im Bild gekennzeichnete Lichtkranz im Randbereich.
Diese erfahren im Ultravid nicht diese Ausprägung.
Sind die Linsenkanten der Objetive abgelackt?, geschwärzt? Wie reflexfrei, streulichtunempfindlich das Glas ist, wird sich mit der zeit zeigen.
Meine ersten groben Beobachtungen zeigen ein mit dem Ultravid vergleichbares Verhalten.
Der Mitteltrieb des Curio ist ausreichend dimensioniert und nach Test glücklicherweise auch mit Handschuhen gut zu bedienen.
An Hand der Einzelteildemonstration auf der Swarovskiseite kann der Interessent den Aufbau des Mitteltriebes einsehen.
Hier wurde Kunststoff verbaut und ich empfinde diesen auch im Einstellvorgang. Nicht das der Mitteltrieb ruckelt,
oder Spiel besitzt, sein Lauf ist in beiden Drehrichtungen weich und mit sehr gutem Einstellwiderstand,
dennoch wird über die anscheinend nicht wie bei Metall polierten, glatteren Oberflächen ein "rauerer" Lauf reflektiert.
Wie abriebfest die Materialien sind, kann nur die Zeit aufzeigen. Im Birdforum las ich von sich gelösten Mitteltrieben.
Bleibt zu wünschen, dass dieser an seinem zugewiesenen Platz verbleibt.
Das Mitteltrieb Bedienwälzchen ist wie bei dem Ultravid aus Kunststoff, vll. wegen der beabsichtigten Gewichtsersparnis?
In der Einzelbetrachtung Mitteltrieb bleibt m.E. der des Ultravid unangefochten, hier hat das Leica einen Punkt.
Somit Ende für Teil 1.............. aber .............
Für Schlipps,-Fliegen oder mit Montblanc M Füllfederhalter schreibende Anzugträger noch ein Bonus:
Ich als spät pubertierend privilegiertes Mittelstandskind habe mich wieder an die Nähmaschine gesetzt
und dem Curio eine Transporttasche gegönnt.
Diesem Marc Newson muss ja aufgezeigt werden, wie ich seine Spiritualität in ihrem gnadenlosen Funktionalismus überschreite.
Design endet doch nicht am Objekt? Entgegen der im Lieferumfang beigefügten Tasche, kann ich die aus Stoff gefertigte einfach in die Hosentasche
stopfen und bei Bedarf das Glas schnell verstauen. Okularabdeckungen benötige ich hier nicht mehr, da bei Regen z.B. die Stofftasche am Glas verbleiben kann.
Ein Fach für das Linsenreinigungstusch ist auch vorhanden. Der größte Vorteil aber ist, das Glas im Gebrauchszustand verstauen zu können und nicht
jedes mal die Augenweite einstellen zu müssen.
Fragen, Kommentare, Hinweise etc. sind sehr willkommen.
