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Zeiss 15 x 45 Conquest gegen Zeiss 15 x 60 Classic

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Franz-Josef Severin
02. Juni 2004 02:10
Als Helmut Schmidt noch Bundeskanzler war, erblickte das 15 x 60 Classic das Licht der Welt. Später, unter seinem Nachfolger, haben sie dem Glas dann ein paar aktuellere Okulare spendiert. Ich habe es vor ein Paar Jahren bei Werner Jülich gekauft. Groß, klobig, schwer und teuer.
Vor ein paar Tagen habe ich das aktuelle Zeiss Conquest 15 x 45 ausgeborgt, ein winziges zierliches Feldstecherlein, vergleicht man es mit dem Classic.
Doch wie sieht es im Einsatz aus? Ich wollte es einmal wissen.
Das Classic wiegt mit seinen 1660 Gramm ziemlich genau 1 KG mehr als das Conquest, es kostet auch das Dreifache. Für kleinere Hände ist es kaum zu halten, geschweige denn ruhig zu halten und überhaupt nicht zu bedienen. Es sind die äußeren Dinge, die auffallen. Allerdings, so robust und wetterfest es denn auch aussieht, wasserdicht ist es nicht, die richtig schlimmen Sachen sollte man dem Glas nicht antun, es könnte schiefgehen.
Ob das Conquest wirklich druckwasserdicht ist, wollte ich beim geliehenen Glas nicht testen, aber wenn Zeiss dies verspricht, müssen Sie auch dafür gerade stehen, es wird also so sein.
Das Glas läßt sich mühelos fassen, auch von zierlichen Frauenhänden.
Ich habe einmal durchgesehen um zu klären, ob man den Preisunterschied sehen kann.
Nun denn.
Bildfeld, klarer Sieger das Classic. Das Bildfeld ist größer, es ist auch noch deutlich schärfer in der Mitte und fast bis zum äußersten Rand, 3:0 für das Classic. Mein Klingelschildertest ergibt die gleiche Lesbarkeit, wenn das Classic ein paar Meter weiter entfernt ist. Der Farbsaum des Classic ist wirklich klein, man muß ganz genau hingucken, der Farbsaum ist so gering, er hat mich noch nie gestört. Beim Conquest ist der Farbsaum sofort außerhalb der Mitte zu erkennen und nimmt bis zum Rand deutlich zu. Wenn man vom Classic kommt, stört er sehr.
Den Test auf Bildfeldwölbung, durchgeführt gegen eine weiß verputzte Hauswand, gewinnt das Classic hauchdünn, denn zumindest mit meinen Augen scheint da auch eine ganz leichte Wölbung zu sein. Diese Wölbung sieht man auch beim Conquest, es ist nicht viel, aber es ist zu erkennen.
Das Classic zeichnet gerade Kanten gerade. das Conquest zeichnet eine leichte kissenförmige Verzeichnung, kann sein, sogar gewollt, weil es ja auch Pro-Argumente gibt, aber das hängt wohl vom Einsatzbereich ab.
Das Classic zeigt eine weiße Wand eine Spur wärmer, also eine andere, schlechtere? Vergütung, ich könnt es mir denken, schließlich sind ein paar Jahre dazwischen.

Im Nahbereich hat das Classic keine Chance. Porros können das nicht, nach wenigen Minuten ist das Auge überfordert, das Conquest ist im Nahbereich eine Klasse besser.
Der Test auf Gegenlicht geht bei mir wie folgt, ich beobachte am frühen Morgen von der linken Rheinseite aus in Richtung tiefstehender Sonne. Meistens sind auf der anderen Rheinseite einige Kormorane beim Fischen und wenn man intensiv beobachtet, stört Streulicht den Kontrast und das Auge ermüdet schnell. Das Classic zeigt keinerlei Beinflussung durch Streulicht, d.h. es gibt keine Teilaufhellung im Glas, wie man sie beim Conquest bemerken kann. Beim Conquest hat man das Gefühl, im unteren Bildteil eine liegende Mondsichel zu erkennen, ganz schwach ausgeprägt, aber sichtbar. Das habe ich in ähnlicher Form auch beim Conquest 8 x 30 bemerkt, da war es etwas stärker ausgeprägt.
Heute am frühen Abend habe ich mich dann mit dem Mond beschäftigt. Das Mondbild im Classic ist brilliant. Im direkten Vergleich zum Conquest hat man den Eindruck der größeren Dynamik, was besonders bei den hellen Partien zu erkennen ist. Beim Classic gibt es selbst da noch eine Differenzierung, das Conquest zeigt ein einheitliches hell.
Zielt man knapp am Mond vorbei, so zeigt das Conquest einen spitzen Lichtschweif, der den außerhalb des Gesichtsfeldes liegenden Mond ankündigt. Verschwenkt man etwas stärker, ist der Schweif verschwunden und das Bild ist gleichmäßig dunkel, sehr eindrucksvoll.
Zielt man mit dem Classic genauso am Mond vorbei, so ist ein ganz zarter ovaler Fleck zu sehen, aber so schwach, daß man ihn wohl übersieht. Aber auch wenn man etwas weiter vom Mond entfernt ist, der Fleck verschwindet etwa 2 Vollmonddurchmesser später als beim Conquest. Ich habe diese Tests von beiden Seiten durchgeführt und mehrmals wiederholt. Bei einem Abstand zum Mond von vielleicht 5-6 Vollmonddurchmesser kann man im Classic immer noch einen Hauch eines Fleckes sehen, im Conquest ist nichts. Der Grund scheint mir im reflektierenden Gummi des Classic zu liegen, da ist das Gehäusematerial des Conquest absorbierender.
Nun ist die Himmelsbeobachtung bei fast Vollmond nicht optimal, aber weil ich das Conquest morgen zurückgeben muß, wollte ich es einmal wissen. Astronomische Beobachtungen mit dem 15 x 60 sind auch dann ein Genuß. Vor Jahren hat Michael Leckel einmal den Effekt ungefähr so beschrieben, man vergißt nach einiger Zeit, daß man durch ein Fernglas schaut. Das ist wirklich so, wenn man einmal von der Armmuskulatur absieht. Das Classic zeigt bis zum äußersten Rand nadelfeine Sternpünktchen, das Conquest 15 x 45 zeigt viel weniger Kontrast.
Das gilt auch für Erdbeobachtungen, das Mondlicht erlaubt mit dem Classic eine außergewöhnliche Orientierung, beim Conquest tapst man da schon lange im Dunkeln. Nun wäre es sicher schade, wenn sich das Lichtsammelvermögen der größeren Öffnung nicht vorteilhaft bemerkbar machen würde, aber wenn man bedenkt, wie alt diese Classic-Konstruktion ist.
Bleibt noch ein Satz über das Handling. Das Classic hat die typischen zähen Stülpmuscheln. Das Conquest die modernen, kinderleichten Schraubmuscheln, das Conquest paßt in jede Hand, das Classic braucht eher eine Pranke.

Mein Fazit. Das urwüchsige Classic ist nicht gefährdert. Abgesehen vom Fremdlichttest am Mond schneidet es in allen Disziplinen wunderbar ab. In Kenntnis der optischen Gesetze habe ich auf einen Test im absoluten Nahbereich verzichtet, dafür wurde es nicht gebaut. Es ist richtig teuer, es ist unmöglich schwer, aber optisch immer noch die erste Wahl.
Das Conquest ist für mich nicht Fisch und nicht Fleisch. Mit nur 3mm AP hat Zeiss etwas überzogen. Ich denke, daß Wolfgang Henseler mit dem 12 x 45 Conquest den Favoriten aus den 4 Modellen herausgefischt hat. Bei meinem 15 x 45 ist der imponierende Gewichtsvorteil zum Classic nicht so relevant, denn in beiden Fällen ist ein Stativ nötig. Da Zeiss etwas in Verzug ist, habe ich das Conquest auf dem Leicasattel montiert, was mühelos geht. Das Classic hat einen stabilen Stativadapter.
Dem nach hohen Vergrößerungen gierenden Einsteiger sei das 12 x 45 empfohlen.
Franz-Josef Severin
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Zeiss 15 x 45 Conquest gegen Zeiss 15 x 60 Classic

Franz-Josef Severin 3097 02. Juni 2004 02:10

Re: Zeiss 15 x 45 Conquest gegen Zeiss 15 x 60 Classic

Andi 1665 03. Juni 2004 06:45



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