1. Sie haben, wenn ich Ihre Zeilen richtig verstehe, zwischen den beiden Ferngläsern Zeiss Victory FL und Nikon HG (oder HG-L) bei meinem Papiertest einen Unterschied in der Helligkeit und/oder der Farbneutralität sehen können. Wenn das der Fall ist, muß es in den genannten Parametern einen tatsächlichen Unterschied gegeben haben, sofern Sie nicht unter Haluzinationen leiden (was ich zu Ihren Gunsten annehme).
2. Sie haben offensichtlich dann aber in der praktischen Beobachtung den zuvor in meinem Papiertest erkannten Unterschied nicht bestätigt gefunden. Auch das ist durchaus möglich, wenn der Transmissionsunterschied sehr klein war, nämlich zwar groß genug, um mit meiner Prüfmethode erkannt zu werden, aber zu klein, um unter den komplizierteren Praxisbedingungen wegen einiger anderer (nicht unmittelbar ersichtlicher) Einflüsse zum Erkennen subtiler Unterschiede wahrnehmbar zu sein. Das spricht, wenn man den logisch richtigen Schluß daraus zieht, dafür, daß meine Prüfmethode genauer ist als eine Beurteilung unter normalen Beobachtungsbedingungen, also geringere Unterschiede aufzuzeigen in der Lage ist, als man in der Praxis wahrnehmen kann. Genau so muß es bei einer zur Qualitätsbeurteilung geeigneten Prüfmethode auch sein. Denn wäre sie nicht genauer als jede normale Beurteilung in der Praxis, dann wäre sie doch nutzlos und überflüssig.
Allerdings sollte man sich bei der Interpretation der Ergebnisse aus meinem Papiertest (ebenso wie bei jeder anderen Prüf- oder Meßmethode) auch stets darüber im klaren sein, ab welcher Größe die in der Prüfung bzw. bei der Messung erkennbaren Qualitätsunterschiede für die Praxis relevant sind. Darauf habe ich hingewiesen, als ich meinen Papiertest beschrieb und zur Prüfung von Ferngläsern empfahl. Wenn man sich auf den naiven Standpunkt stellt, den Sie hier einnehmen, also annimmt, daß man alle in der Prüfung oder bei der Messung erkennbaren Unterschiede auch 1:1 in der Praxis sieht, ist man total auf dem Holzweg. Ich will das an zwei anschaulichen Beispielen illustrieren:
a) Sie können mit einer Mikrometerschraube Dicken in einer Genauigkeit der Größenordnung von ca. ±0,01 mm messen. Ich hoffe, daß auch Sie das wissen, um meinen weiteren Ausführungen folgen zu können. Wenn Sie nun z.B. im Schreibwarengeschäft Papier für Ihren Laser- oder Tintenstrahldrucker kaufen, kann die Papierstärke evtl. bei der Auswahl eine Rolle spielen, etwa wenn Sie ein besonders dünnes Papier suchen, um vier oder fünf Blatt jeweils dreifach gefaltet als Brief in einem normalen Umschlag zu versenden, oder wenn Sie umgekehrt ein dickeres Papier suchen, das nicht so leicht knittern soll und z.B. für ein Geschäfts-Briefpapier „mehr hermacht“ oder für einen Aushang am schwarzen Brett längere Haltbarkeit verspricht. Sie könnten dann die Mikrometerschraube benutzen, um das jeweils dünnste oder dickste Papier im Schreibwarengeschäft ausfindig zu machen. Es kann aber sein, daß sich die dort verfügbaren Papiersorten so wenig in der Dicke unterscheiden, daß Sie die Unterschiede zwar mit der Mikrometerschraube noch eindeutig feststellen können, nicht mehr aber, wenn Sie das Papier nur mit den Fingern tastend prüfen. Dann müßten Sie doch in einem analogen Schluß zur Feststellung kommen, daß Mikrometerschrauben nicht zur Prüfung der Papierdicke taugen, weil Sie zwischen Papieren, für die sich in der Messung Unterschiede zeigten, mit Ihren weniger sensiblen Fingern keine Unterschiede bemerken konnten. Ihr Fazit müßte demnach wieder sein: Wer mit einer Mikrometerschraube Papierdicken messen und beurteilen will, macht sich lächerlich, weil er einem „Elitefimmel“ unterliegt und bei der Messung „auf einen Fetzen Papier starrt“.
b) Wenn ich unterstellen darf, daß sie astronomisch interessiert sind, weil Sie sich bei A.de (zumindest lesend) betätigen, darf ich auch noch ein Beispiel aus der Astronomie bringen. Wie Sie hoffentlich wissen, gibt es zahlreiche Methoden, die Entfernungen von Himmelskörpern, insbesondere der Sterne von der Erde zu bestimmen. Bei kurzen Entfernungen, bei denen noch Triangulation (mit dem Durchmesser der Erde oder ihrer Bahn um die Sonne als Meßbasis) anwendbar ist, handelt es sich um noch relativ genaue Messungen. Bei sehr weiten Entfernungen, bei denen die scheinbare Helligkeit von Referenzsternen bestimmter Typen oder gar die Rotverschiebung von Galaxien nur noch Abschätzungen auf indirektem Wege zulassen, liefern die Methoden nur noch Größenordnungen, sind also wesentlich ungenauer. Alle diese Methoden sind jedoch in der Wissenschaft anerkannt, wobei die damit arbeitenden Wissenschaftler sich über die jeweilige Genauigkeit im klaren sind und bei allen aus solchen Entfernungsbestimmungen resultierenden weiteren Schlüssen die jeweils geltende Genauigkeit (bzw. Tolerenz) angemessen berücksichtigen. Nur unser solchen lächerlichen Wissenschaftler geistig weit überlegene Herr Dietmar muß das aufgrund seiner ohne Nachdenken, aber mit einer großen Portion genialer Intuition und „Chuzpe“ entwickelten Privatlogik anders sehen: Er schaut wie Klein-Fritzchen zum nächtlichen Himmel empor und stellt fest, daß alle von uns als Sterne bezeichneten Lichtpunkte ungefähr gleich weit entfernt aussehen. Denn kein Mensch hat den visuellen Eindruck, daß irgendwelche Sterne viel näher oder weiter seien als irgendwelche andere. Bestenfalls könnte man bei naiver Betrachtung noch unter Rückgriff auf praktische Erfahrungen aus dem Alltag annehmen (keinesfalls jedoch wirklich sehen), daß die weniger hellen Sterne weiter entfernt seien als die helleren Sterne (Sie wissen hoffentlich, daß das keinesfalls immer stimmt, denn mancher Stern größerer scheinbarer Helligkeit ist tatsächlich weiter entfernt als mancher Stern geringerer scheinbarer Helligkeit).
Wie Sie sehen, erweisen sich die mit den oben erwähnten Entfernungsbestimmungsmethoden (von der Triangulation bis zur Rotverschiebung) gewonnenen Ergebnisse beim Blick aufs nächtliche Firmament keineswegs visuell als evident. Folglich müßte jetzt auch hier gemäß Ihrer Privatlogik gelten, was ich aus Ihrem Text zitiere: „Es gibt keinen Zusammenhang zu den Beobachtungsergebnissen, das war der Kritikpunkt, ...“. Nach Ihrer Denkweise müßte man also alle diese astronomischen Entfernungsbestimmungen genauso wie meinen Papiertest in Bausch und Bogen verurteilen und als „elitären Unsinn“ bezeichnen, weil man ihre Ergebnisse beim normalen Blick zum Himmel nicht bestätigt (und somit nicht den von Ihnen geforderten Zusammenhang) sieht.
3. Betrachten Sie einmal folgende drei Klassen von denkbaren Prüfmethoden und sagen Sie mir dann, welche Sie für die geeignetste halten oder gar als einzige geeignete anerkennen würden:
a) Eine Prüfmethode, die vorhandene Unterschiede weniger klar nachweist, als man ohne eine solche Prüfmethode sieht. [Dazu mein Kommentar: Eine solche Prüfmethode ist unbrauchbar, weil sie die erwünschte Differenzierung verschlechtert statt sie zu verbessern.]
b) Eine Prüfmethode, die vorhandene Unterschiede genauso gut und genauso schlecht nachweist, wie man sie auch ohne eine solche Prüfmethode sieht. [Mein Kommentar: Eine solche Prüfmethode ist überflüssig, weil mit ihr keine bessere Differenzierung möglich ist als ohne sie, sie also zu keinerlei Erkenntnisgewinn beiträgt.]
c) Eine Prüfmethode, die feinere Unterschiede erkennt, als man ohne sie wahrnimmt. [Mein Kommentar: Nur eine solche Methode kann nützlich und wertvoll sein. Allerdings wird bei der Interpretation der Ergebnisse gegebenenfalls zu berücksichtigen sein, ob die festgestellten Unterschiede im jeweiligen Anwendungsfalls relevant sind; es kann durchaus Anwendungen geben, die höhere oder niedrigere Ansprüche stellen als andere.]
Bei meiner vorgeschlagenen Papiertest-Methode handelt es sich eindeutig um eine der Gruppe c. Sie scheinen a oder b zu bevorzugen. Wenn Sie meine früheren Beiträge, in denen ich den Papiertest beschrieben und empfohlen hatte, gelesen hätten, wüßten Sie, daß ich sogar ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, daß man damit feinere Unterschiede erkennen kann als in der Praxis und daß deshalb dieser Papiertest für eine Qualitätsbeurteilung ausreichend genau ist und keine genauere Meßmethode erforderlich ist, die beispielsweise eine Spektralphotometer-Messung sein könnte.
4. Nun möchte ich noch zum Schluß auf Ihre Formulierung und die dabei benutzte, Ihre böswillige Absicht entlarvende Wortwahl eingehen:
a) Sie sprechen schon im ersten Satz von einem „sogenannten“ Test. Damit versuchen Sie, den Test abzuwerten, jedoch ohne Argumente vorzubringen.
b) Sie behaupten, es gebe keinen Zusammenhang mit den Beobachtungsergebnissen (Sie schreiben „zu“, aber „mit“ ist die sprachlich richtige Präposition). Das ist erstens deshalb eine falsche Behauptung, weil Sie dies allein aus einem einzigen Vergleich zweier Ferngläser schließen, bei denen die (im Test nachweisbaren) Unterschiede zu klein waren, um unter Beobachtungsbedingungen bemerkbar zu sein, bei denen noch weitere Einflüsse wirksam sind und schwer bis unkalkulierbare Verfälschungen verursachen können. Als Beispiele solcher Einflüsse nennen ich nur, daß Sie unter normalen Beobachtungsbedingungen nicht durch beide Ferngläser gleichzeitig schauen und die Bildhelligkeiten nicht in direkt nebeneinander liegenden Flächen beurteilen können und auch keine Referenzfläche (im Test das weiße Papier neben den Ferngläsern) haben, wobei in der Praxis bunte Farbflächen verschiedenster Art das Erkennen kleiner Farbnuancen weiter erschweren. Es ist zweitens deshalb eine falsche Behauptung, weil Sie nicht ausschließen können, daß Ihre Fähigkeit zum Farbensehen gut genug ist (andererseits haben Sie aber doch zumindest in meinem viel empfindlichen Test Unterschiede gesehen, so daß Sie wohl nicht ganz farbenblind sein können). Falls Sie auch nur ein Fünkchen von Logik verstehen, müßten Sie wissen, daß man zwar mit einem einzigen GEGENbeispiel eine Behauptung entkräften kann, aber keineswegs mit einem einzigen Beispiel (und auch nicht mit vielen Beispielen), in dem (bzw. in denen) man etwas NICHT sieht. Damit es für Sie verständlicher wird: Wenn jemand behauptet, alle Männer trügen Hüte, so ist diese Behauptung als falsch entlarvt, sobald man auch nur einen einzigen Mann ohne Hut sieht (= Gegenbeispiel). Aber sie ist nicht dann als falsch nachgewiesen, wenn jemand (wie Sie) behauptet, er hätte noch nie einen Man ohne Hut gesehen (was ja durchaus denkbar wäre), solange Sie nicht ALLE Männer gesehen haben, die es gibt. Sie hätten, um korrekt argumentieren zu können, also einen Widerspruch zum Zusammenhang feststellen müssen; die Tatsache, einen Zusammenhang nicht erkannt zu haben, reicht nicht als Gegenbeweis.
c) Sie haben bei der Durchführung meines Papiertests einen Unterschied in der Helligkeit und/oder der Farbwiedergabe gesehen. Zugleich schreiben Sie, Sie hätten „das so in der Realität nie gesehen“. War das denn keine Realität, als Sie meinen Papiertest machten? Hatten Sie den Test vielleicht nur irreal als Gedankenexperiment durchgeführt, also schlichtweg phantasiert?
d) Sie schreiben dann „Die Pseudotests mit dem Spektralfotometer ...“. Warum sagen Sie „Pseudotest“? Auch das ist wieder der unverschämte Versuch einer unterschwelligen Herabsetzung. Spektralphotometer (erlauben Sie mir bitte, es mit ph zu schreiben) sind in Wissenschaft und Technik anerkannte Meßinstrumente. Doch unser Besserwisser Dietmar sagt uns nun, daß Wissenschaft und Technik irren, wenn sie mit solchen Geräten arbeiten und auf ihre Ergebnisse vertrauen. Darf ich fragen, woher Sie Ihre fachliche Qualifikation beziehen, um Spektralphotometer-Messungen als „Pseudotests“ verurteilen zu dürfen?
e) Sie schreiben ferner so, als sei das eine gesicherte oder zumindest von Ihnen nachweisbare Tatsache, das diese Spektralphotometer-Messungen „nur die Aufgebe [hatten], preiswerte Marken herunterzuputzen“. Bitte belegen Sie diese Unterstellung, bevor Sie Menschen so beleidigen, die sich mit wissenschaftlich anerkannten Methoden um differenzierte und reproduzierbare quantitative Angaben zur Transmission bemühen. Mit solcher offensichtlich böswilliger Polemik sind Sie hier am falschen Platz; die paßt viel besser zu der oft genug in A.de praktizierten, auf die Sie sich in Ihrem zweiten Satz bezogen haben.
f) Sie unterstellen dann diesem Forum einen „Elitefimmel“, natürlich auch wieder ohne jegliche Begründung. Aber das könnte ebenso natürlich auch jeder, der es nicht einmal zum Hauptschulabschluß gebracht hat, jedem anderen zum Vorwurf machen, der einen höheren Abschluß wie Abitur oder Studium vorweisen kann. Es ist halt einfach das bestgeeignete Argument der Dummen gegenüber den Überlegenen, deren Argumente sie nicht kontern können.
g) So wie Sie für sich das Recht reklamieren, ein einfaches, billiges Fernglas für gut (oder zumindest für Sie gut genug) zu betrachten, müssen Sie anderen Menschen erlauben, höhere Ansprüche zu haben und diese durch Einsatz größerer Mittel erfüllen zu wollen. Jeder von uns, der dafür soviel Geld ausgibt und vielleicht dafür lange sparen und sich andere Vergnügungen versagen mußte (z.B. täglich 20 Nikotin- und Teerinhalationen oder die wöchentliche Fußballstadion-Massenhysterie oder die regelmäßigen abendlichen Sauftouren), um es sich leisten zu können. Ich zwinge Sie nicht, ein Zeiss-Fernglas zu kaufen. Und ich verlange nicht von Ihnen, daß Sie sich an den Kosten beteiligen, wenn ich mir ein solches kaufe. Aber Sie können mir oder anderen in diesem Forum nicht verbieten, daß wir uns für solche höherwertige und darum auch deutlich teurere Produkte interessieren, darüber diskutieren und uns auch solche kaufen. Und wenn Sie unsere, in Ihren Augen „elitären“ Diskussionen nicht ertragen, müssen Sie sich nicht masochistisch in diesem Forum aufhalten. Gehen Sie doch einfach ins A.de-Forum, wo Sie genügend Gleichgesinnte finden, mit denen Sie auf gemeinsamem nichtelitärem Niveau über Aldi- und Lidl-Ferngläser und dejustierte eBay-Ware aus Volksarmee-Beständen schwadronieren können.
h) Sie schreiben dann noch, daß sich lächerlich mache, wer „durch ein umgedrehtes Fernglas auf einen Fetzen Papier starrt“. Warum einen „Fetzen“ Paier? Wir benutzen ein „Blatt“ Papier. Ihre Wortwahl „Fetzen” zeigt nur ein weiteres Mal Ihre Absicht zu diffamieren, was Ihren Vorstellungen nicht entspricht. Warum auf Papier „starren“? Wir „schauen“ durchs Fernglas und parallel daneben aufs Papier. Vielleicht erklärt sich gar Ihr unbefriedigendes Prüfergebnis damit, daß Sie statt zu schauen gestarrt haben. Dann sollten Sie den Test wiederholen und dann schauen statt starren. Sie zeigen auch mit dieser erneut herabsetzenden Wortwahl, wie fanatisch Sie uns herunterputzen wollen.
i) Zum Schluß versteigen Sie sich zu Ihrem Fazit, die in A.de vorgebrachte und in keiner Weise sachlich begründete und nicht einmal auf sachliche Gegenargumente antwortende „Kritik“ als „in der Sache gerechtfertigt“ zu bezeichnen. In welcher Sache? Es war nur Schaumschlägerei ohne sachliche Argumente, nur ein Aufplustern ohne fachlichen Hintergrund, nur ein plumpes Aufbegehren gegen unerwünschte Argumente, nur ein vergeblicher Versuch, das Bloßstellen von liebgewonnenen Vorurteilen zu verhindern. Um „in der Sache gerechtfertigt“ zu sein, muß Kritik echte Argumente vorbringen, die ich zu diesem Thema nirgendwo in A.de und ebenso nirgendwo in Ihrem Beitrag erkennen kann.
Walter E. Schön