Zitat: „Das ich nicht lache. Für mich ist noch nicht einmal erwiesen, in wie weit Kopierpapier eine korrekte Reflexion ergibt, da sind jede Menge chemische Aufheller drin und die helfen ganz klar Zeiss, weil amn Zeiss zum Tiere totschiessen einsetzt und bekanntlich muß man da mehr blaues Licht durchlassen.
Läßt man diese Farbverfälschung einmal unberücksichtigt, dann sieht das Zeiss nicht mehr so hell aus, die Kochen schließlich auch nur mit Wasser.
Vergessen Sie die ganze Dachkanttechnik, ein Porroglas verfärbt prinzipiell viel weniger, weil es keine Verspiegelung braucht.“ (Ende des Zitats)
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Ich weiß, daß (mit ß oder ss) Sie lachen, denn Sie sind nicht in der Lage, ernsthaft nachzudenken. Da wirkt dann das Lachen wohl irgendwie befreiend.
Bevor ich Ihnen eine Antwort gebe, möchte ich Sie einfach mal fragen, ob erwiesen ist, ob Ihre mit dem Fernglas beobachteten Motive „eine korrekte Reflexion ergeben“?
Ihre Argumentation mit den chemischen Aufhellern geht völlig daneben, denn ob mit oder ohne, in jedem Falle vergleichen Sie „Output“ (= durchs Fernglas) mit „Input“ (= neben dem Fernglas), und wenn Sie dann beim Output weniger Helligkeit oder eine Farbverfälschung wahrnehmen, dann heißt das, daß irgendwo im Fernglas Licht verlorengegangen ist, sei es durch Absorption im Glas von insgesamt etwa 12 bis 15 cm Dicke, sei es durch Reflexion an den Glas-Luft-Grenzflächen, sei es an einer verspiegelten Fläche. Wenn dieser Helligkeitsverlust für alle Wellenlängen annähernd gleichmäßig ist, resultiert daraus ein mehr oder weniger abgedunkeltes Bild. Wenn er ungleichmäßig ist, entsteht darüber hinaus eine Farbverfälschung. Und wenn Sie zwei Ferngläser im Papiertest miteinander (und nicht gegen das weiße Papier) vergleichen, so sehen Sie die bei identischem Input möglicherweise unterschiedlichen Outputs, und auch diese Unterschiede sind auf ebensolche Lichtverluste zurückzuführen, egal ob das Papier eine Spur bläulicher, gelblicher oder neutral ist.
Sie können ja zu meinem Papiertest auch Papier ohne optische Aufheller benutzen, um die von Ihnen vermuteten Verfälschungen auszuschließen. Aber es handelt sich um keine Verfälschungen. Denn wenn ein hochwertiges Fernglas (ob Zeiss oder ein anderes Fabrikat, spielt keine Rolle, und auch das spielt keine Rolle, ob es für die Jagd konzipiert ist oder nicht, mit der Sie ein völlig sachfremdes, aber emotionsbeladenes Thema zur Meinungsmanipulation einbringen) keine oder keine nennenswerte Farbverfälschung zeigt, dann gilt das bei erhöhtem Blauanteil genauso wie bei vermindertem. Allerdings ist es DANN für das Auge am sichersten zu beurteilen, wenn der Blauanteil weder zu hoch noch zu niedrig ist (wie bei vielen billigen, schon leicht vergilbt aussehenden Papieren). Es ist nicht dem Test anzulasten, sondern einer falschen Papierauswahl durch die Testperson, wenn man zum Test ein weißes Papier benutzt, daß nicht perfekt weiß ist. Aber ich wiederhole: Eine leichte Abweichung vom idealen Weiß ist ziemlich unkritisch. Ich verstehe nicht, daß Sie einerseits bezüglich des Papierweiß plötzlich so hohe Anforderungen postulieren, aber andererseits auf der Behauptung besserer und genauerer Beurteilung beim Betrachten normaler Motive pochen, bei denen keineswegs perfektes Weiß vorliegt, nein, die sogar alle möglichen bunten Farben aufweisen, bei denen Farbverfälschungen viel schlechter und in gewissen Fällen gar nicht erkennbar sind (letzteres dann, wenn in der vom Motiv reflektierten Farbe die Wellenlängen gar nicht vorkommen, für die das Fernglas mangelhafte Transmission hat). Warum messen Sie mit zweierlei Maß: Für den Papiertest fordern Sie perfektes Weiß, aber bei Ihrem „Praxistest“ dürfen die Motive beliebig bunt sein. Das ist nichts anderes als eine öffentliche Bloßstellung von Dummheit.
Daß das von Ihnen offenbar ungeliebte, vielleicht gar gehaßte (weil Ihrem eigenen Fernglas wahrscheinlich haushoch überlegene) Zeiss-Fernglas in Ihrer Meinung „nicht mehr so hell aussieht“, begründen Sie nicht mit Fakten, sondern sogar im Widerspruch zu Ihrem eigenen Eingeständnis in Ihrem ersten Beitrag nur damit, daß Zeiss „schließlich auch nur mit Wasser kocht“. Mit solcher Argumentation verlassen Sie endgültig den Boden unter Ihren Füßen und heben ab ins Nirwana der Vorurteile.
Was Sie zur Dachkanttechnik sagen, ist auch Unsinn. Denn erstens gibt es Dachkant-Prismensysteme, die gar nicht verspiegelt sind (Abbe-König in der von Zeiss benutzten Form; bei Nikon ist das nicht der Fall). Zweitens rühren Farbverfälschungen meistens in weit höherem Maße von schlechter Transmission her (betrachten Sie bitte hierzu die vielen russischen Porroferngläser mit ausgeprügten Gelb- oder Gelbgrün-Farbstich aufgrund hoher Absorption im Violett- und Blaubereich) sowie auch von mangelhafter Vergütung. Es gibt jede Menge Porroferngläser, die nur einfach vergütet sind, und das in manchen Fällen nur auf den Objektiv- und Okularlinsen (evtl. gar nur auf deren äußeren Flächen) und nicht auf den Prismenoberflächen. Aber ich will jetzt nicht denselben Fehler wie Sie machen und den Eindruck erwecken, daß dies am Porrosystem liege. Es hat schlicht und einfach nichts mit dem Prismensystem zu tun, sondern kommt bei einfachen und schlechten Ferngläsern beider Prismentypen vor.
Was die Verspiegelung bei anderen Dachkant-Prismensystemen außer Abbe-König betrifft, so weisen die in diesem Forum favorisierten Ferngläser von Leica, Swarovski und Zeiss mit Schmidt-Prismensystemen dielektrische Verspiegelungen auf, deren Reflexionsgrad nahezu geradlinig oberhalb von 99% verläuft, so daß daraus keine mit dem Auge nachweisbare Farbverfälschung resultiert. Wenn Farbunterschiede sichtbar sind, dann resultieren sie hier wie auch bei anderen Ferngläsern (mit Aluminium- oder Silberverspiegelung) fast immer vorwiegend aus der Absorption im Glas und Reflexionsverlusten an Glas-Luft-Flächen. Ihre Behauptung „ein Porroglas verfärbt prinzipiell viel weniger“ ist daher schon bei Ferngläsern der Mittelklasse nicht haltbar, und erst recht nicht bei den in diesem Forum diskutierten Ferngläsern der Spitzenklasse.
Ich bin daher nicht bereit, Ihrem Aufruf zu folgen, die ganze Dachkanttechnik zu vergessen. Ich bin aber im Gegensatz zu Ihnen tolerant und bereit zu akzeptieren, daß Sie alle Vorzüge der Dachkanttechnik ignorieren wollen und sich lieber ein Porrofernglas kaufen. Ich gönne sie Ihnen ohne Neid und habe nur die Bitte, daß Sie mir keine Vorschriften machen, was ich mir kaufen darf.
Ich selbst besitze neben zahlreichen Dachkant- auch einige Porroferngläser, weil ich nicht so engstirnig wie Sie nach ungerechtfertigten Prinzipien auswähle, sondern im Einzelfall entscheide, und weil ich weiß, daß es unter beiden Bauarten viele schlechte, aber auch einige gute und sehr gute Ferngläser gibt.
Walter E. Schön