Sehr geehrter Herr Schön,
ich bin mir sicher, dass die Knickbrücke überhaupt nicht verbogen oder irgendwie verändert werden muss um diesen Effekt zu erzielen. Es kommt doch nur auf die beiden optischen Achsen an!
Wie in meinem ersten Beitrag "Winkelangaben für die binokularen Justierung" gehe ich davon aus, dass eine Dejustage sehr wahrscheinlich nur durch das Verschieben eines Prismas auf einer Seite stattfindet. Durch diese Verschiebung können Dejustagen der optischen Achse in allen Richtungen entstehen.
Ich nehme also an, dass nur eine Seite durch den Stoß/Fall dejustiert wurde. Die andere Seite ist noch OK, ebenso die Parallelität der Knickbrücke zur anderen Seite.
Es sind also zwei Achsen parallel (1 x Optik und Knickbrücke), die dejustierte Optik ist aber zu beiden windschief.
Ich betrachte dann die beiden optischen Achsen und deren Lage zueinander bzw. deren Veränderungen der Lage abhängig vom Knickwinkel. Weiter gehe ich davon aus, dass sich dieses Schielen durch Veränderungen des Knickwinkels, also des Augenabstandes ändert.
Erklärung:
Wenn ich beispielhaft annehme, dass die Dejustage nur in horizontaler Richtung erfolgt ist, dann ändert sich diese windschiefe Lage der beiden optischen Achsen beim Ändern des Knickwickels bzw. des Augenabstandes, weil sich die dejustierte Optik um die Knickachse im Raum dreht und nicht um die andere optische Achse.
Wenn wir jetzt ein Fernglas hätten, bei dem man die Knickbrücke um ganze 90° drehen könnte, dann wird aus dem horizontalen Versatz ein vertikaler Versatz! (In der Praxis würde aber ein horizontaler und ein vertikaler Versatz entstehen, weil das gesamte Fernglas wieder um 45° zurück gedreht würde, damit die beiden optischen Achsen wieder auf gleicher Augenhöhe sind.)
Ich möchte damit aufzeigen, dass sich die Richtung der Dejustage abhängig vom Knickwinkel auch dann ändert, wenn die Knickachse selber überhaupt nicht verändert wurde.
Wenn die Knickachse zusätzlich auch windschief zu der anderen optischen Achse wäre, so verändert dies am Prinzip nichts, nur dass die Veränderungen beim Drehen der beiden optischen Achsen um die Knickachse anders ausfallen würden. In speziellen Fällen könnten sich die Schieflagen der optischen Achsen sogar bei bestimmten Augenabständen ausgleichen.
Dietmar Streib
PS: Ich bewerbe mich hiermit auch um das Zeiss Mono 3x12 B, da meine Erklärung eine realistische Situation allerdings OHNE Verbiegung der Knickbrücke darstellt
PSS zum Beitrag "Richtig, Prismendeplazierung ist häufiger, spielt hier aber keine Rolle": In den Normen DIN ISO 14133 Teil 1 und 2 sind jeweils 3 verschiedene zulässige Winkel angegeben (waagerecht konvergent, waagerecht divergent, senkrecht Höhe)