Petrus sei Dank habe ich mein neues ETX 105 erst eine Nacht aber viele Tage ausprobiert. Am Tag ging es von Wesel aus auf die Rheinwiesen, zur Beobachtung der Wintergäste.
ETX und Stativ in den Kofferaum, dann noch ein paar Minuten zu Fuß. Gänse soweit das Auge reicht.
Das 8 x 40 Victory bringt da nicht viel, da muß man größere Kaliber auffahren.
Bei mir kommt das Meade 4000 Superplössl 32 mm zum Einsatz, knappe 50fach. Ich beobachte im 90° Modus, Spiegel hochgeklappt auf 45°. Die Gänse laufen falsch rum, aber egal, Hauptsache sie stehen auf den Füßen, ich will ja keine Zeitung lesen. Die Tiere sind ziemlich ortsfest, also ruhig mal eine stärkere Vergrößerung! Meade 4000 20 mm Superplössl, ich hab ja den ganzen Koffer genommen. 75fach und immer noch ein scharfes ein randscharfes Bild. Etwas flau, das wird Streulicht sein. Die kleine Taukappe ist zwar für die Nacht gedacht, aber warum nicht. Na siehste, jetzt wird es klarer. Der Kollege von der Linsenfraktion guckt etwas spöttisch, "Na willst mal durchsehen"? Er will und staunt, man sind die Viecher nah.
Na da geht noch mehr, 15 mm haben wir auch noch, sind schlappe 100fach.
Jetzt wird es kippelig, der Schärfebereich schrumpft zusammen. Aber dafür kriegt man den Dagobert formatfüllend! Gehn wir wieder auf 75fach.
Ganz hinten haben sich zwei Gänse auf einen kleinen Damm gestellt, es wird mehr als ein Kilometer sein und gegen den Himmel ist der Kontrast gut. rein mit dem 12,4 und mit 120fach einmal zur genauen Inspektion angesetzt. Man findet die Schärfe nicht, endlich ist sie da, mehr durch Zufall als durch Können. Ich sehe einzelne Federn, die der Wind aus dem glatten Kleid heraushebt, na das muß der Nachbar mit seinem Optolyth sehen. Er ist auch mächtig beeindruckt, sowas geht.
Ein anderer Nachbar hat sein Zeiss Diascope 65 FL dabei. Na gut, der Ausschnitt ist größer, aber so schlecht schlägt sich mein ETX nicht.
Bis, ja bis es dann anfängt zu schneien. Den Vögeln macht es nichts, den Spektiven wohl auch nicht, aber mein ETX ist nicht wasserdicht, also Aufbruch.
Gestern gab es dann noch eine Prise Mond. Ausgekühlt waren bei hochstehendem Mond niedliche 6,4 mm angesagt. Leider ist dieses kurze Superplössl nicht das beste seiner Art, dazu kommt ein brillenunfreundlicher Einblick. Aber wenn man mit dem Auge hineinkriecht, ist das Bild immer noch ansehnlich, auch bei frechen 230fach. Noch ein paar Minuten durch die Gegend geschwenkt, dann war es mit der Herrlichkeit vorbei. Doch es reicht für ein erstes Fazit.
Mit angezogener Taukappe zur Unterdrückung von Fremdlicht, kann das superkompakte ETX auch am Tag eingesetzt werden. Betrachtet man das Tagbild seitenverkehrt aber aufrecht, so sind Vergrößerungen bis zum 20 mm Okular bei kaltem Boden gut möglich, wie es bei Bodenerwärmung wird, bleibt abzuwarten.
Ein Manko ist die lange Brennweite, da bleibt es bei hohen Vergrößerungen und sehr kleinen Ausschnitten. Die Bilder sind für mein Gefühl ohne Verzeichnung und völlig ohne Farbsaum. Die Schärfe bleibt bis an den Rand erhalten. Mit dem Stativ kann man zufrieden sein, es ist sicher eher überdimensioniert. Die Meade 4000 Okulare sind bis auf die beiden Extreme gut, ich denke, für das Geld sind besonders das 32er und das 12,4er zu loben. Was ich am Mond gesehen habe, hat mir ebenfalls gut gefallen, ganz klar, daß das Fehlen von Fremdlich dem Spiegel entgegenkommt. Bedenken habe ich beim Zusammentreffen mit Feuchtigkeit. Geschützt ist hier nichts, weder die Elektronik, noch die Optik. Das ist aber für ein astronomisches Teleskop normal, wer guckt schon bei Regen.
Ich habe mit etwas Zubehör für den ganzen Zauber 1500 Euronen hingeblättert. Mit dem Gegenwert bin ich zufrieden. Nicht zufrieden bin ich mit Petrus, der hätte doch etwas entgegenkommender sein können.
