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Was spricht denn gegen ein klassisches Porroglas?
Gewicht, Volumen, Dichtigkeit, unzureichende Überlappung im Nahbereich, größere Nahdistanz, mechanische Anfälligkeit. Kunden die es nicht wollen.
Was spricht dafür?
das Gerücht, daß man diese Gläser preiswerter fertigen könnte. Ich bin da sehr skeptisch.
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Hallo Werner,
ich wüsste wenigstens zwei weitere Eigenschaften, die dafür sprechen. Ein Porroglas sieht wie ein richtiges Fernglas aus .... und der erweiterte Objektivabstand gibt bei manchem Motiv ein beeindruckend plastisches Bild, wo auch ein 8x32 Trinovid nicht mehr weiterhilft. Ich erlebe es immer wieder, dass Besitzer eines Zeiss oder Leica 8x32 müde lächeln, wenn ich mit meinem Nikon 8x30 E II auftauche. Das ändert sich spätestens dann, wenn sie mal durchgeschaut haben. Gerade die ausgeprägte räumliche Wahrnehmung auf nicht zu weite Entfernungen (das Nikon hat immerhin eine um den Faktor 1,9 erweiterte "Stereobasis"!) in Verbindung mit dem großen Sehfeld von 154m/1000m, der knackigen Schärfe im Zentrum des Sehfelds und dem sehr guten Kontrast läßt auch eingefleischte Leica- oder Zeiss-Fans zumindest staunen. Genauso oft erlebe ich es leider, dass Fotohändler dem Kunden diesen Vorteil nicht vermitteln können. Zumindest ein Fernglas wie das Nikon 8x30 E II oder das 8x32 SE ist noch einigermaßen kompakt und nur unwesentlich schwerer als ein Leica oder Zeiss 8x32. Warum man solche Ferngläser hierzulande nicht an den Mann oder die Frau bringt, ist mir ein Rätsel. Mancher Kunde braucht nicht unbedingt eine besonders kurze Naheinstellung oder ein wasserdichtes Gehäuse. Wenn diese Eigenschaften keine wesentliche Rolle spielen, kann ich eine Menge Geld mit einem guten Porroglas sparen. Ob ein Nikon 8x30 E II mechanisch weniger belastbar ist als ein Edel-Dachkantglas, das müsste man erstmal nachweisen. Dass man Porrogläser sehr robust bauen kann, zeigt ja nicht zuletzt die Firma Fujinon mit ihren 50 und 70mm Ferngläsern, die auch beim Militär genutzt werden.
Natürlich haben Dachkantgläser klare Vorteile, wie die bessere Abdichtung und die bessere Eignung für den Nahbereich. Spätestens bei 50mm Öffnung sind Porrogläser oft recht klobig und der normale Kunde wird so ein Fernglas kaum für Urlaub oder Wandern kaufen. Aber im Bereich bis 42mm Öffnung sollten sehr gute Porrogläser ihre Daseinsberechtigung haben. Ich würde es bedauern, wenn die Nikon E II und SE Serien vom Markt verschwinden sollten. Diese Ferngläser sind optisch so gut, dass sie ein solches Schicksal nicht verdient haben.
Bei der Gelegenheit habe ich noch eine Frage: wie sind denn heute die Swarovski Habicht Modelle einzuschätzen? Wo liegen das 8x30 und 10x40 Porro in der optischen Leistung, wenn man sie mit den Top-Dachkantgläsern von Zeiss, Leica, Nikon und Swarovski auf der einen Seite und mit Mittelklasse-Dachkantgläsern wie Minox oder Steiner auf der anderen Seite vergleicht? Wenn mir Zeiss oder Leica mit deutlich über 1000 Euro zu teuer ist, lohnt sich dann ein Blick auf ein Habicht?
Frank.