Hallo Frank,
ob ein Glas kontrastreich, weitwinklig oder besonders scharf zeichnend ist, hängt nach meiner Einschätzung nicht vom Prismentyp ab, sondern davon, wieviel finanzielle Freiheit man dem Konstrukteur läßt, vorausgesetzt, er versteht sein Handwerk.
Wir haben immer noch die Vixen Ultima im Programm, die nach meiner Auffassung eine sehr ordentliche Preis-Leistungsrelation haben: Gewicht-Leistung-Garantieservice-Verarbeitung heben diese Gläser deutlich über die Noname-Gläser hinaus, was aber offensichtlich nicht ausreicht, genügend Kunden zu finden und genügend profitabel zu fertigen. Die Gläser, daß hat Vixen gelernt, sind zu schwer verkäuflich, unabhängig von Preis und Leistung!!
Die klassischen Swarovski Porrogläser sind nicht auf dem aktuellen Stand der Technik. Es fehlt an Brillenträgereignung, es fehlt ein wenig an Transmission und sonderlich weitwinklig sind die Gläser auch nicht. Dafür zeichnen sie für die meisten Beobachter randscharf und sind auch von der Handhabung einwandfrei. Also auch hier, Swarovski gibt diese Gläser auf, selbst wenn sie noch aus Tradition einige Jahre im Programm bleiben sollten, was ich aber nicht sagen kann.
In meiner privaten Sammlung sind natürlich auch Porrogläser und nicht nur solche, die aus geometrischen Gründen nicht anders gebaut werden können, aber wenn man beispielsweise das Zeiss 15 x 60 mit dem Swaovski 15 x 56 vergleicht, dann wird sofort klar, daß man zwar notfalls mit dem Swarovski durch die Gegend laufen kann, aber keinesfalls mit dem klobigen 15 x 60.
Deshalb und nicht weil das Zeiss teuer war, mußte die Produktion des 15 x 60 eingestellt werden. Der Preis ist bei vielen Kunden, die ihre Sachen sorgfältig behandeln, nicht das Thema, es scheitert an der Gebrauchstüchtigkeit.
Also ganz klare Ansage, Porro ist ein Nischenmarkt und nur wenn es technische Gründe gibt, wird man weiter Porrogläser produzieren, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Technische Gründe wären, wenn man im Strahlengang Dinge unterbringen will, die mit einem Dachkant nicht zu realisieren sind.
Es ist daher eine einfache Prognose, das rasche Verschwinden der Porrogläser in Objektivdimmensionen bis 56-58 mm vorherzusagen, nicht nur im Bereich der Spitzengläser, sondern generell.
Nach meinen Informationen sieht Nikon dies genauso, wiel die natürlich auch Verkaufberichte lesen können und müssen.
In der Astroszene werden dies einige Leute bedauern und vielleicht findet sich ja jemand, der speziell für diese Zielgruppe ein preiswertes und sogar von einem Schreiner zu justierendes 7 x 50 unter tausend Gramm und mit richtig großen Prismen, modernen Dreh-Schiebeaugenmuscheln und richtiger Ersatzteilversorgung auf den Markt bringt. Ich könnte mir da einen ganz kleinen Markt für ein einziges Modell vorstellen, aber was zur Zeit bei den "angesagten" Astrohändler abgeht, läßt bei mir da massive Zweifel aufkommen, die haben eine andere Zielgruppe im Kopf und da ist auch keiner, der soweit unternehmerisch denkt bzw. wagt.
Ein Gesichtspunkt zum Schluß. Wenn ein Produkt entweder prinzipiell oder generell knapp ist, reichen ein paar potentielle Nachfrager aus, die bei einigen Händlern vorsprechen, um ein scheinbares Nachvolumen zu generieren, das dann zu falschen Reaktionen führt. Erfahrenen Händler wissen das, die Hersteller sowieso.
Ein schönes Wochenende
Werner Jülich