Angenommen, Sie haben Ihr Teleskop perfekt gescheinert.
Dann sollten bei hinreichend hoch stehenden Objekten zwei Einflüsse am optimalen Bild zerren.
Seeing macht aus dem erwünschten Punkt einen Punkt mit umgebenden Klecks. Typische Werte für den Klecksdurchmesser erreichen in unseren Breiten einige Bogensekunden. Mißt man die Helligkeitsverteilung über die Fläche genau, so findet man einen Randabfall. Seeing kann man prinzipiell mit Amateurmitteln nicht wirklich vermeiden.
Antriebsfehler, verursacht durch eine Reihe periodischer und nichtperiodischer Unzulänglichkeiten in der Antriebsmechanik. Bei einer gut gefertigten Mechanik mit Schneckenradantrieb ist der periodische Schneckenfehler dominierend, alle anderen Antriebsfehler sind um einen Faktor 10 kleiner. Typische periodische Schneckenfehler liegen im Bereich einiger Bogensekunden und mehr, bei der populären Vixen GP DX Montierung habe ich an zwei Exemplaren um die +/-12 Bogensekunden gemessen.
Die periodischen Antriebsfehler wirken sich bei einer parallaktischen Montierung fast auschließlich in der RA-Richtung aus, der Sternpunkt verschmiert über eine Richtung.
Man muß erwarten, daß der periodische Schneckenfehler um ein Mehrfaches größer ist als der Fehler durch Seeing, Katastrophennächte einmal unberücksichtigt.
Den periodischen Schneckenfehler kann ich durch Unterbrechen der Belichtung minimieren bis egalisieren, was bleibt ist der Beitrag durch Seeing und nichtperiodische Fehler.
Seeing kann, ja darf ich beim Guiden nicht berücksichtigen, es ist vielmehr darauf zu achten, daß der Guider hinreichend träge reagiert, um nicht hinter jedem Flackern herzuregeln, dies wäre kontraproduktiv.
Nichtperiodische Fehler zeichnen sich oft durch eine Flankensteilheit aus, die Guider und Antriebe dynamisch überfordern, Montierungen die solche Fehler gehäuft zeigen, sollten einmal sorgfältig überprüft und gewartet werden.
Warum also um Gottes Willen guiden wir?
Die Antwort ist für mich sehr einfach,
weil wir aus Zeitmangel oder Bequehmlichkeit unsere Montierungen nicht sorgfältig genug scheinern.
weil die Hersteller der Montierungen diesen Trend erkannt haben und es billiger finden, schlechte Montierungen durch dynamische 2-Achsenantriebe einzufangen als sorgfältig zu bauen.
Der Schritt von der DX zur Atlux reduziert den periodischen Schneckenfehler auf ein Drittel, löblich aber teuer, der Schritt von der DX runter zum Chinaklon erhöht den periodischen Schneckenfehler um einen Faktor 1,5-3, egal wenn die Antriebe nur dynamisch genug sind um dies ein Stück weit auszugleichen.
Dynamische Antrieb sind inzwischen preiswert.
Manfred Brungs