Guten Abend.
Für meinen Geschmack ist die Auswahl nicht sehr groß, wenn man ein motorisiertes 8" Teleskop sucht, was wirklich leicht ist.
Ich habe mich für ein
Meade LX90 entschieden, jetzt fand ich eine Möglichkeit, dieses über ein paar Nächte gegen ein
Vixen VMC200L montiert auf der
Vixen Sphinx Montierung zu vergleichen.
Sie werden denken, wie kann man eigentlich Gabelmontierung und deutsche Montierung in einen Topf werfen? Glauben Sie mir, man kann.
Ein LX90 dürfte mit ca. 22 KG ungefähr das Gewicht des VMC mit der Sphinx haben. Beide Instrumente haben die gleiche Brennweite, beide sind kompakt, obwohl da geht es dann los. Das LX90 braucht eine Taukappe.
Mein LX90 hat mit einigem Zubehör ungefähr 2600 € gekostet. Will man es zur Fotografie einsetzen, müßte man noch einige hundert € für die Polhöhenwiege ausgeben, ich habe darauf verzichtet, aber man sollte es erwähnen, weil die Sphinx auf der deutschen Montierung automatisch fototauglich ist. Die Kombination VMC+Sphinx liegt bei stolzen 4300 €, ein Unterschied.
Der Aufbau:
Ich habe mir angewöhnt, das komplette Teleskop an einem Stück zu transportieren. Im Garten über 20 Meter ist dies der einfachste Weg.
Das VMC läßt sich binnen Sekunden von der Montierung trennen, es kann entweder in zwei Teilen oder ebenfalls komplett transportiert werden.
Die Steuerung:
Wer sich einmal mit seiner Steuerung angefreundet hat, der wird keine Probleme in der Bedienung entdecken, aber ich muß zugeben, daß der Weg bis dahin mit dem Starbook einfacher erscheint. Das große Display ist wirklich gelungen, will ich Vergleichbares sehen, muß ich mein Notebook mit hinausnehmen. Das Starbook sollte leichter zu erlernen sein, wenn man später routiniert ist, spielt dieser Vorteil keine Rolle mehr.
Der Funktionsumfang reicht bei beiden Steuerungen aus.
Die Stabilität:
Mit jedem Okularwechsel, mit jeder Berührung beginnt das Teleskop zu arbeiten. Das eingestellte Objekt bewegt sich und es dauert ein paar Sekunden, bis diese Bewegung abgeklungen ist. Bei starker vergörßerung kann es vorkommen, daß man häufig nachfokussieren muß, dann ist diese Bewegung sehr lästig und läßt das Beobachten zur Geduldsprobe werden. Um die Bedämpfung zu bestimmen, haben wir mit dem Fingerknöchel leicht gegen den Tubus geklopft. Bei dieser Störung beruhigt sich die Sphinx in der halben Zeit, die Sphinx bietet die größere Stabilität. Die Feineinstellung ist wohl Geschmackssache. Die Sphinx verfügt über den klassischen Verstellmechanismus okularseitig, das LX90 bewegt bekanntlich den Hauptspiegel. Ich komme mit beiden Systemen klar.
Die optische Leistung:
Bei ungefähr gleicher Brennweite kann man den Test mit den selben Okularen durchführen. Damit ist schon mal ausgeschlossen, daß man Teleskop meint, obwohl es das Okular ist.
Wir hatten Okulare von Meade, Vixen, Pentax.
An einem Abend war die Luft so ruhig, daß es uns möglich war, einen Sterntest durchzuführen und uns in Ruhe die Bilder anzuschauen. Dies ergab eine ganz kleine Unsymmetrie in meinem LX90, die wir durch zugegeben mühevolle Korrektur bis unter die Sichtbarkeitsgrenze gedrückt haben. Danach haben wir bis zum Zutauen des LX90 am frühen Morgen beobachtet und gefroren.
Paradeobjekt war der super sichtbare Saturn. Es ging darum, wie weit man Cassini erkennen kann, ob der Schatten auf der Planetenfläche eingebildet oder real ist. Es war die Schlacht der 5mm Okulare von Vixen und Pentax. Kurioserweise kamen wir zu dem Ergebnis, daß mein Pentax im Vixen VMC besser aussah und sein Vixen LVW in meinem Meade LX90. Ich führe dies auf die stärkere Bildwölbung des LX90 zurück, die ganz offensichtlich vom LVW besser kompensiert wird, umgekehrt wird das ebnere Bild im Vixen durch das LVW vielleicht überkompensiert. Es war nicht viel und man muß sich auch immer eingestehen, daß die Grenze zwischen supergenauer beobachtung und Einbildung fliessend ist.
Jedenfalls sind beide Instrumente zu hohen Vergrößerungen fähig. Das Bild verliert langsam an Konturen, aber es war nicht so, als wäre ein Vergrößerungsschritt zurück zwingend.
Reduziert man die Vergrößerung schrittweise, so wird ungefähr ab 22 mm das VMC im Randbereich besser, mit dem 42 mm LVW sogar ausgeprägt. Mir ist dieses Nachlassen des LX90 bei kleinen Vergrößerungen nicht ganz plausibel, aber dieser Test an Plejaden und weiteren OS läßt keinen Zweifel aufkommen. Sollte sich die gewölbte Bildfläche als Randunschärfe melden? Dagegen spricht, daß man auch durch Nachstellen am Okular das Sternbild am Rand nicht so punktförmig bekam, wie man es eigentlich mühelos im VMC hinbringen konnte, entweder paßte das LVW Okular zum Meade nicht oder das Meade ist im Randbereich wirklich schwächer.
Die Grenzgröße war gleich. Das Trennvermögen an Doppelsternen war erwartungsgemäß bei beiden Geräten auf der Achse gleich, im Randbereich war das VMC ca. 0,5" besser, also 3" zu 3,5". Gleichhelle Paare zwischen 0,7 und 1,0" waren leider nicht zu finden. Gibt es die überhaupt?
Verarbeitung:
Klar, Vixen verarbeitet besser. Man merkt es an vielen Kleinigkeiten, irgendwo muß der Preis ja schließlich herkommen.
Einschränkungen in der Praxis:
Trotz Taukappe gab es Beschlag auf der Schmidtplatte. Ich werde noch eine Kendrick kaufen müssen. Mein Bekannter berichtet vom VMC, daß es auch dort zu Tauproblemen bis zur Vereisung kommt, aber offensichtlich bestehen hier etwas mehr Reserven.
Die Fokuslage im VMC ist etwas knapp. Kombiniert man mit dem 2" Zenitspiegel und schraubt ins LVW42 noch ein Filter, dann bleiben für Kurzsichtige wie mich nur wenige Millimeter zum Anschlag. Ob es Kombinationen gibt, wo dies entscheidend ist, muß man mit seinem Händler diskutieren, mir wäre jedenfalls als Käufe eine Lösung mit 2 Zentimetern mehr Luft lieber.
Wenn ich das Geld hätte, dürfte es auch gerne ein Vixen sein, aber auch so bin ich ganz zufrieden.