> Ich schwanke immer noch, ob ich wegen der kürzeren
> Belichtunsgzeiten nicht den Vixen Newton mit
> Flattner nutrzen soll. Sie werden die gleichen
> Ãœberrlegungen angestellt haben, warum sind Sie
> dann doch bei der langen brennweite gelandet?
Das ist richtig.
1.) Ich wollte ein Teleskop haben, das mehrere Betriebsarten bietet.
Die rechnerische Auflösung des Primärfokus von 0,6 "/pix [Bogensekunden/Pixel] mit der EOS Kamera war dann doch verführerisch, denn eine solche Auflösung bieten auch Großteleskope, an denen ich früher arbeitete. Zudem würde ich an diesem Teleskop gerne auch hochauflösende Bildverarbeitung betreiben. Da ist eine längerer Primärfokus durchaus nützlich.
2.) Der Newton hat konstruktiv bedingte Nachteile.
Je nach Ausführung hat man sphärische oder parabolische Reflektoren. Demzufolge müssen die Korrektoren schon sehr präzise auf den jeweiligen Typ ausgeführt sein. Eine Restkoma bleibt dennoch, wie man an den Spotdiagrammen sieht, die beispielsweise Vixen für seine Korrektoren angibt. Für Fotografie kann man das nach ästhetischen Maßstäben bewerten, d.h. es bleibt Geschmackssache. Für meine Ziele ist dieser Umstand jedoch nicht mehr vertretbar. Ich werde das Teleskop nämlich für Photometrie und Astrometrie benutzen.
Auch ist der Newton für intensive Arbeit mit dem Teleskop sehr unhandlich. Man muss ihn nicht selten schwenken und den Tubus drehen. Damit verändert sich mitunter der Zustand von Flatfields (die man Nachts nicht für jede Drehung erneut aufnehmen kann) und das Koordinatensystem im Bild dreht sich ständig. Ich wäre also einerseits nicht mehr in der Lage meine Flatfields mit der erforderlichen Präzision auszuführen, andererseits müsste ich zu jeder Aufnahme Eichungen des Koordinatensystems aufnehmen. Dies würde unnötige Aufwände und vermeidbare Messfehler bedeuten. Das Herumturnen ist schon am Cassegrain kompliziert genug. Das Ausbalancieren mit einer Kamera von mehr als 500g läßt am Newton zudem auch nicht viel Spielraum für solche Eskapaden und macht es zu einem sehr unpraktischen Prozedere beim Objektwechsel am Himmel.
Für meine Anforderungen schieden Newton oder Schmidt-Newton daher definitiv aus. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als ich erste Bilder von Amateuren fand, die mit solchen Teleskopen aufgenommen wurden.
Ich war angesichts der gewohnten Qualität im Amateursegment auch beim VC200L zunächst skeptisch. Doch finde ich die Optik mit einer solch erstaunlichen Präszision gefertigt, daß ich mehr als positiv überrascht wurde und das Teleskop jedem gerne weiterempfehle.
Zugegeben würde ich mich freuen, wenn man vielleicht noch schnellere Fokalreduktoren im Angebot finden würde, d.h. mit kürzerem Öffnungsverhältnis bis 1/4. Allerdings ist mir aufgrund meiner eigenen Arbeit auf dem Gebiet optischer Systeme klar, daß sich solche optische Entwürfe, wie die des VC200L, nicht beliebig herunter skalieren und anpassen lassen kann. Der Entwurf des VC200L erscheint mir daher in sich schlüssig und konsequent. Schließlich finde ich von f/6,4 auf 1/4 keinen unbedingten Nachteil, außer daß ich meine Belichtungszeit verdoppeln müsste. Bei Teleskopen bi 30cm hat eine solche Öffnung zudem einen Nachteil, weil man sich trotz Seeing mitunter im Bereich von Undersampling bewegt. Welche Auswirkungen dies haben kann, hat hier Herr Fremeyer soeben an seinen Aufnahmen von M13 im Forum Astrofotografie dokumentiert.
Nach diesen ganzen Erfahrungen und ein wenig herumrechnen, komme ich zu dem Schluß, daß im Bereich mittelgroßer Amateuroptiken weniger die Öffnung als vielmehr die Brennweite eine gewichtige Rolle spielt. Mit modernen SLR Kameras findet man daher einen guten Bereich um die 1000 bis 2000 mm Brennweite. Es ist ein optimaler Bereich bezogen auf eine Kamerauflösung von 5 bis 7 mu und normales Seeing von rund 2".
Das passt ein VC200L nahezu perfekt ins Bild, ebenso ein 11 Zöller mit f/5 oder ein 14 Zöller Gerät mit f/4. Falls sie eine adäquate Abbildungsleistung vorweisen könnten, als da wären vergleichbar ebenes Bildfeld und Randschärfe bezogen auf das VC200L. Sehe ich mir meine letzten Aufnahmen an, definiert dieses Teleskop hier einfach eine Messlatte für andere Systeme. Ein RC (Ritechey Cretien) wäre systembedingt nicht dazu in der Lage. Er leidet noch unter Restfehlern. Daher haben solche Teleskope wie auch klassische Cassegrainsysteme im Profibereich einen sehr viel kleineren Bildausschnitt für den sie optimiert sind. Ein 1m Cassegrain mit einem ebenen Bildfeld von einem Grad und frei von Koma ist mir noch nicht untergekommen. Daher ist nicht zu erwarten, daß man größere Amateuroptiken besser im Griff hätte.
Ich bin mir bewußt, daß meine Ausführungen natürlich wiederum Maßstäbe für die Qulitätsanforderungen einer Serienfertigung darstellen. Bei manchen Teleskopen anderer Hersteller wird in US amerikanischen Foren über Ausreißer mit sagenhaft guter Qualität wie auch solche mit schlechter Optik berichtet. Manche dieser Einschätzungen gehören freilich in das Reich der Legnde. Dennoch sollte man Vixen nahelegen und wünschen, daß die Serienfertigung des VC200L keine solchen Schwankungen erlebt.
Viele Grüße
Thilo Bauer
14-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.07 15:01.