Hier auf der Homepage wird das Glas sehr zurückhaltend vorgestellt. Auch sonst liest man immer die Warnung, eine AP von 7 mm wäre unrealistisch und solche Ferngläser Geldverschwendung.
Vielleicht interessiert sie daher meine Erfahrung.
Ich bin 36 Jahre alt, Brillenträger mit ausgeprägtem Zylinderfehler. Ich wollte ein leistungsstarkes Glas für den überwiegenden Nachteinsatz. Neben der Astronomie interessiere ich mich noch für Eulenvögel.
Mein dunkeladaptiertes Auge erreicht in unserem Garten eine maximale AP von 6,7 mm, mein Vater kommt unter gleichen Bedingungen auf 6,3 mm, gemessen mit telezentrischem Objektiv und Restlichtverstärker. Im Garten ist das Band der Milchstraße mühelos zu erkennen, die Grenzgröße liegt bei 5,5 Magnituden oder geringfügig besser.
Ich kann in kurzer Zeit Standorte erreichen, die um 0,5 Magnituden besser sind.
Erfahrungen mit einem älteren 8 x 56 Dialyt und einem aktuellen 8 x 50 Trinovid sind vorhanden.
Beim Freihandbeobachten gilt es, eine möglichst entspannte Körperhaltung einzunehmen, sonst leidet die optische Ausbeute unter den Bewegungen des Glases. Ich beobachte daher fast ausschließlich im Sitzen. Mit moderat geneigter Rückenlehne sind Beobachtungsintervalle von 15 bis 20 Minuten möglich. In dieser Zeit kann man entweder einzelnen Himmelsausschnitte genauer betrachten oder größere Flächen durchmustern. Man kann unterscheiden zwischen flächigen Objekten und Ansammlungen einzelner Punkte, sogenannte offene Sternhaufen oder Assoziationen. Der freihändig Beobachtende wird sich beim flächigen Objekt immer bemühen, dieses im Zentrum des Gesichtsfeldes zu betrachten. In einem solchen Fall sind Randschärfe und Farbfehler vernachlässigbar, gefragt ist Transmission. Offene Sternhaufen überdecken auch im Weitwinkelglas eine größere Fläche und hier entlarvt sich die Randunschärfe sehr schnell. Im direkten Vergleich zu einem anderen , besseren Glas oder im indirekten Vergleich durch die schnellere Ermüdung. Beide Beobachtungsaufgaben meistert das Victory 8 x 56 anstandslos. Im Vergleich zum alten 8 x 56 Dialyt ist die Randschärfe ungleich besser, im Vergleich zum 8 x 50 Trinovid ist die Transparenz hervorzuheben. Nominell paßt das Leica perfekt auf die AP meines Erzeugers, aber der kommt zum gleichen Ergebnis. Meine Erklärung dazu, für punktförmige Objekte reicht unsere AP nicht aus, es werden einige Photonen ausgeblendet. Beim Kontrat hingegen schneidet die größere Optik bei gleicher Vergrößerung besser ab, wer sich die Kontrastübertragungsfunktion einmal anschaut, wird wohl zustimmen.
Bis zu einem Himmel mit 5 Magnituden scheint die große AP die richtige Wahl zu sein, in Stadtnähe wird man dann umdenken müssen. Mit welcher AP man im Alter rechnen muß, ist ebenfalls ein umstrittenes Kapitel. In SuW hat vor einigen Jahren Prof. Claus, Physiker an der Uni München einige Meßwerte veröffentlicht, die fast keinen altersbedingten Schwund aufwiesen, Spötter wie der Besitzer dieses Forums nannten das damals wohl Alterstarrsinn oder ähnlich und verwiesen auf Untersuchungen aus der Luftfahrt, die pro 10 Lebensjahre eine Veringerung um 0,2 - 0,3 mm behaupteten. Wie dem auch sei, man muß wohl schon ziemlich alt werden, um mit der AP die 6 mm zu unterschreiten.
Bis dahin hat man aber am geeigneten Standort eindeutig mehr vom lichtsstärkeren 8 x 56 als von jedem anderen Astroglas.
Ich kann daher Ferngläser mit 7 mm AP und hier insbesonders das Zeiss Victory 8 x 56 wärmstens empfehlen.
Erich Weidenfeld